Ruegen Ranen Rachedurst
können. Aber Benecke? Er kannte beinahe jeden Satz aus den TV-Dokumentationen, in denen sich der Forensiker zu irgendeinem kriminalistischen Problem geäußert hatte. Nun ja, vielleicht half es ihm, dass er seinen Gegner gut einschätzen konnte. Er schüttelte den Kopf, hing seinen Gedanken nach und starrte dabei auf die Nachtfalter, die im Mondlicht tanzten.
War es nicht in Wahrheit so, dass Benecke es ihm leichter machte, zu erreichen, was er erreichen wollte? Zu zeigen, was alle sehen sollten? Die Medien werden sich darauf stürzen, ging es ihm durch den Kopf. Und das sollten sie auch. Erst recht, wenn Benecke sich um die Sache kümmerte.
Ja, dachte er, alles wird ans Licht kommen. Endlich! So lange waren die Gesichter, die Köpfe in seinen Gedanken gefangen gewesen. Aber das hatte nun bald ein Ende. Ein hämisches Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus.
Er stieg aus, öffnete ein halbes Dutzend Schnallen an dem Verdeck des Kastenwagens, ließ die Klappe herunter, was einen knarrenden Laut ergab, weil er vergessen hatte, die Scharniere zu ölen. Aber was spielte das hier draußen schon für eine Rolle?
Er holte den Handwagen heraus. Und dann das Bündel. Es war ziemlich schwer. Ich werde zweimal gehen müssen, überlegte er, als er das Bündel auf den Wagen geladen hatte. Mehr passte einfach nicht drauf. Beim Herunterlassen des Verdecks fiel für einen Moment das Mondlicht auf die Ladefläche und auf den darauf liegenden Gegenstand - einen abgetrennten Kopf. Das Licht spiegelte sich in starren, fischig wirkenden Augen, bevor gnädigerweise die Verdeckplane den grausigen Anblick versperrte.
6. Kapitel
„ Bist du etwa noch wach?“, fragte Lydia schlaftrunken.
Ein matter, blauer Schimmer war in dem ansonsten dunklen Zimmer zu erkennen und der wurde durch Beneckes MacBook verbreitet.
„ Ich habe noch etwas gegoogelt“, sagte Benecke entschuldigend.
„ Ja das sehe ich, aber sag mal: Machst du jetzt nicht einmal mehr im Schlaf Urlaub?“, empörte sich Lydia. „Klapp das Ding zu und komm ins Bett! Meinst du, wenn dieser Mörder jetzt herumläuft und jemandem mit dem Beil den Kopf abtrennt, kannst du das von hier aus verhindern?“ Mit diesen Worten ließ sie sich wieder geräuschvoll ins Kissen fallen.
„ Aber ich bin ihm vielleicht ein Stück näher gekommen.“
„ Wieso?“ Jetzt war Lydia doch neugierig geworden und setzte sich im Bett auf. Sie schaute zu ihrem Mann hinüber.
„ Bei dem Fall vor zehn Jahren, als schon einmal jemand geköpft und mit einem Käfer dekoriert aufgefunden wurde, habe ich nachgesehen und bin auf Folgendes gestoßen: Es könnte sein, dass das damalige Opfer mit Frank Schneider zusammen Abitur gemacht hat. Jedenfalls waren sie beide im selben Abschlussjahrgang verzeichnet.“ Triumphierend schaute Benecke seine Frau nun an.
„ Mark! Ich fasse es nicht! Wie viele Abiturienten mit dem Namen Frank Schneider glaubst du, gibt es in Deutschland?“
„ Keine Ahnung – aber garantiert nicht viele Schulabgänger, die mit dem Namen Maximilian Meyer-Sklodorowsky geboren wurden.“
„ So hieß das erste Opfer?“
„ Genau. Am liebsten würde ich jetzt Frau Schneider aus dem Bett klingeln. Vielleicht kann sich die ja erinnern, ob es da mal einen Schulfreund namens Maximilian Meyer-Sklodorowsky gegeben hat?“
Benecke hatte das iPhone schon in der Hand.
Lydia starrte ihren Mann sprachlos an. Dann schlug sie mit den Händen auf die Bettdecke und es platzte förmlich aus ihr heraus:
„ Das ist ja wohl nicht dein Ernst? Oder denkst du, die arme Frau kann sowieso nicht schlafen und es kommt nicht mehr darauf an, wenn du sie weckst?“
Benecke holte den Anruf am nächsten Morgen beim Frühstück nach.
„ Frau Schneider? Hier Benecke. Ich habe eine Frage: Kannte Ihr Mann einen gewissen Maximilian Meyer-Sklodorowsky? Könnte ein Schulfreund gewesen sein.“
„ Ja, der Max“, bestätigte Frau Schneider auch sofort. „Als mein Mann und ich uns kennen lernten, hatte er noch viel Kontakt zu ihm. Die Wege sind dann irgendwann auseinandergegangen. Sie waren ja auch während des Studiums zusammen, bis er dann später ganz plötzlich verstarb.“
„ Dieser Max ist auf dieselbe Weise gestorben wie Ihr Mann, Frau Schneider. Nur ist das schon zehn Jahre her. Können Sie sich da irgendeinen Zusammenhang denken?“
„ Oh, Gott …! Davon hat Frank nie etwas erzählt! Nein, ich wüsste keinen Zusammenhang.“
„ Hatte dieser Max irgendetwas mit Käfern zu tun?“
„
Weitere Kostenlose Bücher