Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rühr nicht an mein dunkles Herz (German Edition)

Rühr nicht an mein dunkles Herz (German Edition)

Titel: Rühr nicht an mein dunkles Herz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meredith Duran
Vom Netzwerk:
ja?«
    Sanburne hatte sich zurückgezogen und lehnte lässig an einem Bücherregal. Die Hände in den Taschen, schien ihn der Anblick seiner Verlobten in den Armen eines anderen kaltzulassen. »Na dann viel Glück.« Sein Lachen klang grausam. »Sie wird ins Trocadero wollen.«
    Mrs Chudderley drehte sich in den Armen des Mannes zu ihm um. »Werde ich nicht . Obwohl … Gegen Austern aus dem Rules hätte ich nichts einzuwenden. Wollen wir, Phin?«
    »Nach Hause«, sagte der Mann sanft zu ihr und zog sie aus der Tür, die hinter ihnen zufiel und sie in unheilvollem Schweigen einschloss.
    Der Viscount starrte auf die Stelle, an der seine Verlobte soeben noch gestanden hatte. Lydia konnte seine Miene nicht deuten. Wenn Mrs Chudderley ihm diese Blutergüsse nicht zugefügt hatte, was war dann mit ihm passiert? Er sah aus, als sei er vor einen Omnibus gelaufen.
    Das Ausmaß ihrer Neugier beunruhigte sie. Er war ein Einfaltspinsel mit einer Vorliebe für Luxus, sonst nichts. Wenn sie den Blick nicht von ihm wenden konnte, dann aus demselben Grund, aus dem schreckliche Unfälle eine Menschenmenge anzogen. Die Faszination, die er auf sie ausübte, war ganz und gar morbide.
    Sein Blick schweifte zu ihr. »Das ist nicht die Lady von Winchester.«
    Verdutzt warf sie einen Blick auf die Büste. »Doch.«
    » Nope, it ain’t , wie die Yankees sagen würden.«
    Seine Arroganz brauchte dringend einen Dämpfer. Sie warf ihm einen spitzbübischen Blick zu und trat zu dem fraglichen Gegenstand. Er stand auf einem niedrigen Tisch, dessen antike Platte vom steten Schein einer Gaslampe erhellt wurde. »Die Lady von Winchester ist aufgrund ihrer perfekten Mischung aus indigener und römischer Ästhetik von Bedeutung«, sagte sie energisch. »Hier« – sie legte den Finger auf das Diadem im Haar der Figur – »sehen Sie ein klassisch keltisches Merkmal. Und hier, an den geweiteten Augen, der langen, flachen Nase und den heruntergezogenen Mundwinkeln, erkennen Sie Details, die eher an griechisch-römische Theatermasken erinnern. Sie ist es«, schloss sie. »Ich habe schon viele Drucke von ihr gesehen.«
    Er stieß sich von der Wand ab und schlenderte auf die andere Seite der Büste. »Hier sehen Sie« – er klopfte mit den Fingerknöcheln gegen den Schädel – »eine sehr hübsche Kopie des Originals, das ich vor zwei Jahren erworben und in meiner Bibliothek aufgestellt habe.« Er blickte auf und schenkte ihr ein munteres Lächeln, das sie aufforderte, mit ihm zu lachen.
    Die Versuchung war so groß, dass sie die Lippen zusammenpressen musste, um an sich zu halten. Ermutige ihn nicht! »Natürlich. Für einen Moment dachte ich, Sie wären vielleicht fachkundiger, als ich es Ihnen zugetraut hätte.« Sie machte auf dem Absatz kehrt.
    »Sie laufen weg?« Er klang überrascht. »Ich wollte Sie nicht in Verlegenheit bringen.«
    Ihre Hand lag schon auf der Türklinke. Sie starrte auf ein Astloch in der Maserung der Holztür. »Sie haben mich nicht in Verlegenheit gebracht, Sir. Aber wir sind allein, ohne Anstandsdame. Es wäre ungebührlich.«
    »Ungebührlich? Im Gegensatz zu dem, was sich vorher hier abgespielt hat? Das war übrigens ein sehr heldenhafter Auftritt.«
    Sie schnaubte und warf ihm einen verächtlichen Blick zu. Als wäre sie an der Szene maßgeblich beteiligt gewesen! Diese Ehre gebührte eindeutig dem Brandy und der Turnüre. »Ich dachte, Sie wollten sich an ihr vergreifen, Sanburne. Aber wenn Sie ihr nur Alkohol eingeflößt haben, geht mich das nichts an.«
    »Ihr Alkohol eingeflößt? Gütiger Himmel. Und ich dachte, Sie hätten Lizzie schon vorher gekannt.«
    »Egal«, sagte sie achselzuckend. »Ich schweige wie ein Grab.«
    »Entsprechend Ihrer Rolle als rechtschaffene Moralistin.«
    Sie lachte, ein kurzer, ungläubiger Laut. »Eine Moralistin würde Ihnen eine Predigt halten und es dann so schnell wie möglich weitererzählen. Nein, Sanburne: Wenn ich diskret sein will, dann aus Rücksicht auf die Dame – und meinem Charakter entsprechend.«
    Er verschränkte die Arme, lehnte sich an die Rückenlehne eines Sessels und sah so aus, als stellte er sich auf ein längeres Gespräch ein. »Sie wollen mir also weismachen, dass Sie keine Urteile abgeben? Das verträgt sich nur schlecht mit meiner Erinnerung an unser kürzliches Gespräch.«
    »Ich gebe sogar viele Urteile ab«, gab sie unumwunden zu. »Aber wenn man mich nicht danach fragt, gehe ich davon aus, dass sie für niemand anderen als für mich von Interesse oder

Weitere Kostenlose Bücher