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Rühr nicht an mein dunkles Herz (German Edition)

Rühr nicht an mein dunkles Herz (German Edition)

Titel: Rühr nicht an mein dunkles Herz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meredith Duran
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dabei, sich zu entdecken, und glaubte, sich seine Anleitung zunutze machen zu können. Er war allerdings nicht gerade der Unkomplizierteste unter ihren Bekanntschaften. Was ihm auch durch den Kopf ging, was immer ihn dazu trieb, sie auf diese Art zu küssen – er küsste sie so ernst, als spräche er ein Gebet –, es war richtig und gut. Und das alles, all die komplexen Feinheiten von James Durham, zusammengehalten von Muskeln und einem warmen Körper, war hier bei ihr, unter ihren Händen.
    Plötzlich war sie voller Ungeduld und knöpfte seine Weste auf. Sie war bezaubert von seinem muskulösen Oberkörper, den Mustern seines Brustkorbes, und erforschte ihn mit ihren Fingerspitzen. Sie wollte ihn enträtseln wie eine Hieroglyphe. Wenn sie ihn erst einmal kannte, würde sie die Blicke, die er ihr schenkte, sicher nicht mehr so interessant finden, und er würde ihr nachts nicht mehr den Schlaf rauben. Das alles, sein ganzer Körper, gehörte nur ihr. Er drückte sich an sie, und sie spürte aufs Neue, wie viel kräftiger er war als sie, und wie jung. In den Tagesstunden verbarg seine süffisante Art die Glätte seiner Haut, die Üppigkeit seiner Lippen. Er war nicht viel älter als sie. Sie ließ die Hände auf seinen Rücken gleiten, und er wölbte sich unter der Berührung wie eine Katze. Seine Muskeln zogen sich zusammen, während er sich bewegte, und sie spürte, wie noch ein Körperteil von ihm sich an sie drückte. Penis war die Bezeichnung dafür. Sophie hatte ihr den Akt einmal beschrieben. Ihr standen Schmerzen bevor.
    Zweifel beschlichen sie, ein kalter Hauch, der sich durch die Hitze stahl. Sie war nicht für diesen Akt bestimmt. Es würde sie ruinieren. Aber wofür und für wen? Sie selbst würde sich nicht als ruiniert betrachten.
    »Du denkst wieder«, murmelte er an ihren Lippen. »Hör bitte auf damit.«
    Sie lachte leise. »Ich denke immer. Ich lasse mich durch nichts davon abbringen.«
    »Du wirfst mir den Fehdehandschuh hin? Na schön.« Er knöpfte ihr das Kleid am Hals auf, während ihre Hand zu der Stelle hinabglitt, wo sein Rücken in einen festen Po überging. Das löste eine Atemexplosion in ihm aus, die zwischen ihre Lippen drang. Sein Lachen, fast unhörbar, löste eine Gänsehaut auf ihren Armen aus. »Eine Frau mit gesundem Menschenverstand«, flüsterte er. »Fass mich weiter unten an, dann tue ich das auch bei dir.«
    Eine Frau mit gesundem Menschenverstand. Der kalte Hauch verstärkte sich und distanzierte sie von der Szene. Objektiv gesehen war es sonderbar: sie hier im Schuppen mit Sanburne, ihre Schwestern keine hundert Meter entfernt, der Regen, der herunterprasselte, rechts von ihr ein Ruderboot, behängt mit einem weißen Leinentuch. Dieses Tuch war so blendend weiß, dass es sogar im Dunkeln leuchtete. Irgendein Bediensteter, zweifelsohne eine Frau, rackerte sich ab, um es blütenrein zu halten. Nachts im Schlaf musste ihr der Arm vom Schrubben wehtun. Danken würde es ihr niemand. Der Dunstkreis von Sanburnes Welt, von Sophies Welt, war voll von solchen Menschen … unsichtbar, und wenn sie verschwanden, vermisste man sie nicht. Die einzigen Frauen, die noch unsichtbarer waren als alte Jungfern, waren Dienstmädchen.
    Seine Lippen lösten sich von ihren. »Lydia.«
    »Was denn?« Die Worte klangen merkwürdig trotzig.
    »Sieh mich an.«
    Das wollte sie nicht. »Mach einfach weiter.«
    »Sieh mich an«, wiederholte er ruhig.
    Die Dunkelheit goss ihn in Grautöne, malte Schatten aus metallischem Blaugrau unter seine markanten Wangenknochen, machte seine Lippen, die vom Küssen feucht waren, silberglänzend. Sein Blick ruhte fest auf ihr, seine Augen zinnfarben wie mattes Mondlicht auf dunklem Wasser. Er erinnerte sie an ein Foto, eine Postkarte. »Der stattliche Junggeselle in Aktion«, murmelte sie.
    Sie verbarg ihren Groll nicht besonders gut. Sie spürte, wie er erstarrte. »Meine Rolle habe ich draußen abgelegt«, versicherte er ihr.
    Sie wusste nicht, ob es das besser oder schlimmer machte. »Warum tust du es dann?«
    Seine Hand umfasste ihre Wange, sein Daumen strich über ihren Mund. »Weil du bei mir bist. Weil du reizend und wunderschön bist.«
    »Schön?«
    »Habe ich doch gesagt.«
    Ihr Zweifeln machte sie wütend. Sie hatte es heute Abend aufgeben wollen. »Ich bin keine zarte Blume«, flüsterte sie. »Nenn mir einen anderen Grund. Einen, den ich glauben kann.«
    »Allerdings«, stimmte er ihr bereitwillig zu. »Zart bist du nicht. Das ist noch ein Grund, und zwar

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