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Rütlischwur

Rütlischwur

Titel: Rütlischwur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Theurillat
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einem Kind.
    »Was denn?«
    »Ihr neues iPhone. Es macht wunderschöne Fotos … und ich wollte schon lange einmal darauf herumspielen.«
    Nachdem Rosa gegangen war, holte Eschenbach den Zettel mit der Nummer von Lenz hervor und rief an. Es meldete sich eine Frauenstimme auf Italienisch. Weil der Kommissar nur mit den Händen Italienisch sprechen konnte und weil die Dame am anderen Ende der Leitung – ungeduldig, wie sie war – Eschenbachs deutsche Sätze mit seiner italienischen Pantomime nicht zusammenbrachte, wurde nichts aus dem Gespräch.
    Niente.
    Genervt legte der Kommissar auf. Er musste Rosa damit beauftragen, weshalb nur kam ihm dieser Gedanke erst jetzt?
    Er trank seinen Espresso, zündete sich eine Brissago an und nahm noch mal die Akte zur Hand, die Claudio ihm über Dubach zusammengestellt hatte.
    Er sah sich das Foto des Compliance Officer an und studierte den Text. Die Informationen waren dünn. Fast kläglich, fand Eschenbach. Er wunderte sich, wie man im Zeitalter von Internet und Wikileaks über eine Person so wenig zusammentragen konnte. Keine Mitgliedschaften bei Gesangs-, Schieß- oder Sportvereinen. Keine Präsenz auf Twitter, Facebook oder sonst einem Netzwerk, das die Recherche über Personen immer ein­facher machte. Dubach hatte eine Wohnung, einen Telefon­anschluss, und er bezahlte seine Rechnungen pünktlich.
    Ent­we­der war er ein Einzelgänger, oder aber er verstand es meis­terhaft, sich im Schatten zu halten und seine Kontakte zu verschleiern.
    War Peter Dubach doch ein Krimineller, der bewusst – und im Hinblick auf eine Datenklauaktion – alle seine Spuren verwischte? Einiges deutete auch darauf hin.
    Weniger spartanisch waren die Angaben zu seiner Mutter, Gisela Dubach. Beinahe üppig verzettelte sich ein engagiertes Frauenleben über drei Seiten Papier. Studium der Dentalmedizin (als alleinerziehende Mutter), dann über dreißig Jahre Zahnärztin in einer Gemeinschaftspraxis im Seefeld. Politisch aktiv: zuerst in der Schulpflege, dann für die FDP im Gemeinderat von Meilen.
    Mit 56 Jahren kam der Zusammenbruch. Viel zu früh, so wie alles viel zu früh kam, was Gisela Dubach an Schmerz und Leid in ihrem Leben zu ertragen hatte: der Tod ihrer Mutter, als sie gerade einmal fünf Jahre alt gewesen war. Der Vater, der fehlte, sie wurde offenbar von einer Tante großgezogen, und dann die frühe Heirat mit einem Mann, der sie verließ, noch bevor der gemeinsame Sohn das Licht der Welt erblickte.
    Nur Peter war ihr geblieben. Peter Dubach, über den niemand etwas wusste, außer vielleicht sie selbst. Eschenbach sah sich nochmals die Notizen an, googelte den Festungsclub , den er sich aufgeschrieben hatte. 248000 Einträge, aber nichts, worauf sich der Kommissar einen Reim hätte machen können.
    Mit brennenden Augen und dem Gefühl, etwas Wichtiges übersehen zu haben, verließ er kurz vor ein Uhr morgens die Bank durch den Personalausgang.
    Die Luft war kühl draußen, es roch nach Herbst. Der Kommissar schlug den Kragen hoch und blickte hinauf in den Himmel. Keinen einzigen Stern konnte er ausfindig machen. Eine milchige Wolkendecke hing über den Häusern am Zürichberg. Eschenbach hatte sich bereits in Bewegung gesetzt, als er nochmals hochblickte. Im obersten Stock der Banque Duprey brannte noch Licht. Es war die Etage, in der auch Banz sein Büro hatte.
    Wenn der CEO einer Privatbank um diese Zeit noch arbeitete, war dies ein gutes oder ein schlechtes Zeichen? Für die Kunden, für die Aktionäre oder für ihn selbst?
    Der Kommissar wusste es nicht.

Kapitel 14
    Der Befehl des Generals
    D er Personaleingang der Banque Duprey war das, was man in der Sicherheitstechnik als state of the art bezeichnete.
    Jeder Mitarbeiter musste, wenn er kam oder ging, durch eine Schleuse, eine Art gläserne Drehtür, die so konzipiert war, dass nur eine einzige Person darin Platz fand. Zutritt und Austritt erfolgten durch magnetische Impulse, die von der persönlichen Badgekarte des jeweiligen Mitarbeiters ausgelöst wurden. Als die Angestellten der Bank vor fünf Jahren mit dieser Technik vertraut gemacht wurden, hatte man ihnen ein Geheimnis verraten: Der Boden der Schleuse war eine Waage, die das Eintrittsgewicht der Angestellten maß, es mit den gespeicherten Daten der Person und mit deren Austrittsgewicht verglich und entsprechend den Übereinstimmungen der Daten den Weg freigab oder eben nicht.
    Es war ein ausgeklügeltes System, dem man auch Respekt zollte, aber man stand ihm

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