Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Ruf der Daemmerung

Titel: Ruf der Daemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Riana O Donnell
Vom Netzwerk:
schönen Beschäftigung zusammengefunden hatten. Insgesamt zählte Viola vierzehn, die meisten in mittlerem Alter, drei offensichtlich sehr alt und nur wenige jüngere. Ahi und Lahia waren deutlich die jüngsten - wobei Lahia die Einzige war, die keins der merkwürdigen Instrumente spielte. Sie saß nur da und formte mit ihren langen, zarten Fingern Zeichen im Wasser. Ob sie dirigierte? Auf jeden Fall war Viola wieder wie geblendet von ihrer Schönheit. Wobei das auf sämtliche Kelpies zutraf. Sie alle hatten glatte Haut und edle Gesichtszüge, selbst die Greise wirkten nicht runzelig und verbraucht, sondern nur dünner und abgeklärter als die Jüngeren. Ihre Züge waren kantiger, die Haut schien sich über den Knochen zu spannen und ihr Haar war lichter und kürzer. Es trieb nicht im Rhythmus mit der Strömung wie das der Jüngeren - eine Bewegung, die Viola an die Wasserpflanzen nahe des Ufers erinnerte. Obwohl das Haar der Kelpies natürlich nicht grün war, sondern in allen Schattierungen zwischen weiß und dunklem Silber schimmerte. Eine alte Frau, die eine Art Saiteninstrument spielte, lächelte Viola zu. Und nickte dann fordernd in Lahias Richtung. Die schien zu widersprechen, Viola sah, wie sich ihre Lippen bewegten und sie die Stirn runzelte.
    Die alte Frau blitzte sie daraufhin fast böse an, woraufhin Lahia den Blick senkte. Und dann begann sie zu singen! Das also war es, was hier noch gefehlt hatte, um jeden Hörer völlig in den Bann zu ziehen. Lahias Stimme war unfassbar hoch, aber klar und nicht schneidend - noch nicht zumindest. Viola ahnte, dass ihr Lied nicht so betörend bleiben musste. Diese Stimme war unzweifelhaft fähig, einem Opfer die Seele aus dem Leib zu schneiden. Setzte man so bacha frei? Jetzt jedenfalls wollten die Kelpies nur betören. Viola vergaß ihre Bedenken und versuchte, nicht in Lahias Gesicht zu blicken. Das Kelpie-Mädchen hatte seinen Rhythmus gefunden und sah triumphierend auf. Ihr Blick auf Viola war nicht freundlich - obwohl sie die Besucherin jetzt wirklich in den Kreis holte. Viola wurde Teil der Musik, ihre Seele ging im Zusammenspiel der anderen auf. Es war nicht ganz so wie bei der Vereinigung mit Ahi, es blieb oberflächlicher, weniger intim, und vor allem wurde es nicht von einem allumfassenden Rausch der Freude begleitet. Aber sie erfasste doch die Präsenz der anderen im Kreis - und teilte zumindest ansatzweise ihre Gefühle!
    Die alte Frau dort, die mit Lahia geschimpft hatte, war ihr freundlich gesinnt. Sie blickte mit Interesse auf das Menschenwesen. Vielleicht war sie es gewesen, die Ahi von den Besuchern zur Zeit der Druiden erzählt hatte. Die anderen Alten schauten ebenfalls mit Gleichmut auf Viola, aber einige der Jüngeren auch mit Argwohn, und besonders von einer der Frauen schlug Viola offene Ablehnung entgegen. Das musste Ahlaya sein, die Ahi in Gestalt der cremefarbenen Stute beobachtet hatte und zum Jagen anleiten sollte. Viola erfasste nicht ganz, was Lahia über die Neue im Kreis dachte. Aber ihr Eindruck vom Charakter des Mädchens bestätigte sich: Lahia war zweifellos die Gefährlichste der Kelpies. Während die Gesellschaft als solche friedlich wirkte, ging von ihr Aggressivität aus. Sie schien das gemeinsame Lied auch nicht wirklich zu genießen, sondern fast ungeduldig vorwärtszutreiben. Lahia saß ohne Zweifel nicht gern still - sie jagte lieber als zu singen.
    Und dann ertönte eine andere als Ahis Stimme in Violas Kopf. Ähnlich singend und zweifellos freundlich.
    »Nun, hat dir unser Lied gefallen, Menschenkind?«
    Viola nickte, noch sprachlos.
    »Es ist ein sehr altes Lied, man sagt, die Amhralough und die Menschen haben es einmal gemeinsam gesungen. Damals, als die Welt noch jung war ...«
    Die alte Frau mit dem Saiteninstrument lächelte. Es war eindeutig ihre Stimme, die Viola vernommen hatte.
    »Bist du gekommen, um mit uns zu singen, Menschenkind?«, fragte einer der anderen Greise.
    Viola hatte das Gefühl, sich zu räuspern, aber das war eigentlich lächerlich. Wenn sie überhaupt Töne erzeugte, dann sicher nicht in ihrer Kehle ...
    »Ich ... kann nicht besonders gut singen«, bemerkte sie.
    Die Amhralough schienen zu lachen.
    »Was willst du dann hier?«, fragte die Frau schneidend, die Viola bislang nur als weiße Stute kannte. »Warum hast du dich an einen der Unseren herangemacht, wenn du nicht mit uns singen willst?«
    Die Dame hielt sich zumindest nicht mit Höflichkeitsfloskeln auf!
    »Ich wusste nicht, dass dies hier

Weitere Kostenlose Bücher