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Ruf der Daemmerung

Titel: Ruf der Daemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Riana O Donnell
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eingeübt hatte. Schließlich war zu erwarten gewesen, dass Miss O'Keefe den Neuen um ein Lied aus seiner Heimat bat. Viola selbst hatte sich an ihrem ersten Tag mit Es waren zwei Königskinder unsterblich blamiert.
    »Ein Singvögelchen!«, höhnte Mike, als die Schüler schließlich aus dem Unterricht kamen. »Und wie es die hohen Töne piepst ... man möchte fast meinen, da fehlt was in der Hose ...«
    Viola drängte Ahi, der sich von Miss O'Keefes Harfe gar nicht trennen wollte, zum Schulbus. »Mein Dad wartet nicht, der ist ganz scharf darauf, seine Ainné und ihren Schreihals nach Hause zu holen. Also mach ...« Sie reagierte gereizt, als Ahi sich stattdessen Mike zuwandte, um zu einer neuen Entschuldigung anzusetzen - oder noch schlimmer zu der Frage, was in seiner Hose fehlen könnte!
    Schließlich blitzte Viola den feixenden Mike an, bevor es zu einem weiteren Schlagabtausch kam. »Und du, Bonzi ...«, sie sprach den Namen laut und deutlich aus, sodass möglichst jeder ihn hörte, »übst vielleicht noch ein bisschen Hurling, sonst läuft dir Ali morgen wieder weg!«
    Auch das war nicht klug gewesen, aber Viola fühlte sich anschließend trotzdem besser. An irgendjemandem hatte sie jetzt einfach auslassen müssen, wie müde und genervt sie sich fühlte.
 

 
    Im Auto mit ihrem Daddy wurde das nicht besser, obwohl sie dabei verstohlen Ahis Hand halten konnte. Die beiden saßen auf dem Rücksitz und Alan konnte beim Fahren nicht auf sie achten. Allerdings warf er schon manchmal verstohlene Blicke in den Rückspiegel und musterte Ahis blasses, etwas fremdartiges Gesicht und sein silbriges Haar.
    »Sehr dänisch siehst du aber nicht aus«, hatte er auch gleich am Anfang bemerkt, nachdem er Ahi freundlich begrüßt hatte. »Also ich hatte mir jetzt so einen breitschultrigen blonden Hünen vorgestellt, halt so wikingermäßig ...« Er lachte, aber ein bisschen Argwohn schwang doch in seiner Stimme mit.
    Viola fiel siedend heiß ein, dass Dad natürlich schon in Dänemark gewesen war. Mit ihr und ihrer Mutter - wie hatte sie das vergessen können! Und möglicherweise hatte er sich deutlich mehr als sie über Land und Leute gemerkt. Als Reisebürokaufmann interessierte ihn das schließlich. Verdammt, es war doch keine so gute Idee gewesen, ausgerechnet mit Daddy nach Dublin zu fahren!
    Ahi machte es dann noch schlimmer. »Die Wikinger waren Seefahrer und Krieger«, ließ er Alan an seinem neu erworbenen Geschichtswissen teilhaben, das vor allem die irische Geschichte betraf. In seinem dänischen Reiseführer waren die Wikinger wohl nicht so oft vorgekommen. »Sie wüteten in irischen Ansiedlungen, vor allem um das zehnte Jahrhundert herum. Das war ... « Er zählte Jahrhunderte, während Viola ihn am liebsten geschüttelt hätte. »Das war vor tausend Jahren. Warum sollte ich denen ähnlich sehen?«
    »Die Wikinger kamen aus Norwegen«, versuchte Viola zu retten, was zu retten war. »Und Island. Nicht so sehr aus Dänemark.«
    Ihr Dad lachte. »Na, ihr müsst es ja besser wissen«, meinte er gutmütig. »Und woher genau in Dänemark kommst du, Alistair? Überhaupt ein seltsamer Name für einen Dänen ...«
    Viola biss sich auf die Lippen. Wenn Ali darauf antwortete, redete er sich um Kopf und Kragen. Sie floh in die Konfrontation. »Kann ja nicht jeder seinen Sohn ortstypisch benennen«, bemerkte sie. »In Irland hätten wir sonst ausschließlich Kevins ...«
    Ihr Dad sprang sofort darauf an. »Ach, komm, Viola, was hast du bloß gegen den Namen? Gut, er ist etwas konventionell, aber der Name klingt gut - vor allem, wenn die Alternative dazu William lautet ...«
    Ainné hätte Bills Wünschen durchaus entsprochen und das Kind nach ihrem Vater benannt. Mit Kevin hatte sich ausnahmsweise Alan durchgesetzt.
    »William heißt er doch sowieso mit Zweitnamen, oder habe ich das falsch verstanden?«
    Bis die drei in Dublin ankamen, hatten Viola und ihr Vater sich so in ihren Streit hineingesteigert, dass Alan gar nicht mehr dazu kam, Ahi zu examinieren. Aber das war unglaublich anstrengend ... Auf die Dauer musste Ahi einfach lernen, sich auch selbst mal aus der Affäre zu ziehen. Viola war fast etwas zornig auf ihn, aber das legte sich, als die beiden endlich neben dem Denkmal von Molly Malone standen und Ahi wieder ganz offen ihre Hand nahm. Vielleicht machte sie sich völlig unnötige Sorgen. In den nächsten Wochen würde das allgemeine Interesse an Alistairs Herkunft schließlich ganz von allein abflauen. Viola

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