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Ruf der Daemmerung

Titel: Ruf der Daemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Riana O Donnell
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und war ständig müde. Auch ein Grund für die Schwierigkeiten, sich in der Schule zu konzentrieren und alle Hausaufgaben fristgerecht zu erledigen. Dabei stand jetzt der Trimesterabschluss bevor, und besonders Partnerarbeiten mit Shawna mussten gut ausfallen, wenn sie die Freundin nicht herunterziehen wollte. Ihre eigenen Noten waren nicht allzu wichtig. Es konnte sowieso passieren, dass sie ein Schuljahr wiederholen musste, wenn sie nach Braunschweig zurückging. Auch dies eine Entscheidung, die spätestens im Frühjahr anstand und die Viola zu schaffen machte. Sie hätte Ainné und Bill lieber heute als morgen verlassen - aber was wurde dann aus ihr und Ahi?
    »Sie singen ...«, flüsterte Ahi. Er hielt Viola im Arm und liebkoste ihr Haar mit seinen Lippen. »Ich höre sie bis hierher, sie haben bacha im Überfluss ...«
    Viola erschrak, aber ihr fehlte die Kraft, sich enerviert aufzusetzen. Ahi merkte also auch, dass er sie »aussaugte«. Sah man es ihr womöglich an? Und was hieß, die Kelpies hätten bacha im Überfluss?
    »Sie haben ... gejagt?«, fragte sie entsetzt.
    Ahi nickte. »Die Leute, von denen Moira erzählte ... Ich wusste, dass sie sich als Beute eignen konnten. Und heute morgen ... vor dem Regen ... Ich glaube, Lahia und Ahlanija, aber sicher bin ich mir nicht.«
    Viola dachte mit Schaudern an Moiras Erzählung von der seltsamen Reisegruppe, die sich im Hotel ihrer Eltern eingemietet hatte. »Ihr werdet's nicht glauben, aber die Typen fahren nach Irland, um 'ne Runde zu hungern. Fastenferien nennen sie das. Sie essen nur Gemüsebrühe und trinken Tee und dabei wandern sie und machen sonst was. Soll irgendwie zur Darmreinigung beitragen oder zur Seelenwanderung oder was weiß ich. Fett sind sie eigentlich alle nicht, das ist wohl mehr was Spirituelles ...«
    Shawna hatte seufzend genickt. Das Restaurant Lovely View hatte sich selbstverständlich unverzüglich auf die neuen Gäste eingestellt und Shawna hatte Stunden mit Gemüseputzen und Verkochen desselben zu klarer Brühe verbracht. Außerdem hatte Bill sie angerufen.
    »Zwei reiten auch. Haben für morgen Pferde bei Bill gebucht. Wobei es ihnen nichts ausmacht, wenn es regnet ...«, berichtete sie im Bus.
    Die anderen Mädchen lachten. »Und lass mich raten«, meinte Moira, »der alte Bill hat dir großzügig ein paar Gratisreitstunden auf seinen wunderbaren Ponys angeboten, wenn du die Typen durch den Wolkenbruch lotst.«
    Shawna nickte, wobei sie nicht sehr glücklich wirkte. »Was soll ich machen?«, fragte sie. »Bill geht natürlich nicht selbst mit ihnen raus, wenn's gießt, und Ainné auch noch nicht. Dabei ist sie gestern schon wieder geritten. Gracie war ganz fertig ...«
    Die restliche Busfahrt war über Shawnas düsteren Schilderungen von Ainnés erstem Ausritt nach der Schwangerschaft vergangen, der wohl ziemlich schwunghaft verlaufen war. Nach Shawnas Meinung zu schwungvoll für die Kondition der Stute Gracie.
    Die »schneidige Reiterin« Ainné kannte da wohl wenig Gnade. Sie hatte das Pferd erschöpft und schweißüberströmt in den Stall gestellt, wo Shawna es dann fand und abrieb.
    An diesem Nachmittag hätten die Fastengäste von Bayview House nun reiten sollen. Viola ahnte, dass Shawna vergeblich auf sie warten würde ...
    »Du willst nicht wirklich hingehen und am ... Verteilen der Beute teilhaben, oder?«, vergewisserte sich Viola.
    In Ahis schöne, heute regengraue Augen schlich sich ein Anflug von Verzweiflung und Trauer, als er den Abscheu in ihrer Stimme hörte. »Natürlich nicht, aber sie rufen mich. Und es wäre ... es wäre eine Erleichterung ...« Ahi griff nervös nach der kleinen Harfe und begann sie zu stimmen. Als die ersten Töne erklangen, zog wieder ein Lächeln über sein Gesicht. »Auch für dich. Du hast viel Kraft, Viola, aber so viel auch nicht! Wenn ich jetzt ... wenn ich jetzt mit den anderen singen würde, könntest du dich erholen ...«
    Viola schüttelte entschlossen den Kopf. »Niemals, du hast mir versprochen, diesem ... diesem Seelenraub fernzubleiben, und ich habe dir versprochen, dass ich dir bacha gebe. Und bisher funktioniert es doch gut. Wahrscheinlich muss ich nur mehr essen. Und mit diesem Grünzeug aufhören. Tut mir leid, Ahi, aber manchmal habe ich einfach einen Heißhunger auf gebratene Kleine Seelen.«
    Viola stand auf, eigentlich verärgert, dass sie wieder mal gereizt reagiert hatte. Ahi drängte sie keinesfalls zur vegetarischen Ernährung, ebenso wenig Shawna. Aber jetzt sah er

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