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Ruf der Drachen (German Edition)

Ruf der Drachen (German Edition)

Titel: Ruf der Drachen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yalda Lewin
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Trenchcoat und ging schnell, ohne dabei hastig zu wirken. Dabei wandte er den Kopf bedächtig nach links und rechts, so, als würde er etwas suchen. Oder jemanden. Mich.
    Ich hielt den Atem an, als er direkt vor mir seine Schritte verlangsamte, und atmete erst wieder aus, als er nach kurzem Zögern weiterging. Es dauerte einen Moment, bis er hinter einer weiteren Biegung des Weges verschwunden war.
    Ich wartete noch einige Minuten, dann erst wagte ich mich aus meinem Versteck hervor. Und auch jetzt wählte ich nicht den direkten Weg zum Märchenbrunnen, sondern schlug mich durch Büsche und über Wiesen in die Richtung, die mir die Frau gezeigt hatte. Der Mann blieb außer Sichtweite und auch das Gefühl, beobachtet zu werden, hatte sich gelegt. Als ich den Märchenbrunnen erreichte, fühlte ich mich wieder so sicher, wie man das in meiner Lage sein konnte.
    Maren hatte mir in einem Reiseführer Fotos des Brunnens gezeigt, doch ich war trotzdem überrascht von der Größe, die das Ensemble aus Wasserbecken, Kolonaden und märchenhaften Skulpturen hatte. Jetzt, Anfang Oktober, war der Brunnen bereits abgestellt worden und die Skulpturen warteten still auf ihren Winterschutz. Die Bänke am Rande des Areals waren menschenleer. Bis auf eine.
    Ich erstarrte mitten in der Bewegung.
    Auf der Bank saß, die Beine lässig übereinandergeschlagen, der Mann im Trenchcoat. Er hatte eine Zeitung aufgeschlagen und sich ganz offensichtlich so sehr in die Lektüre vertieft, dass er mich gar nicht wahrnahm. Dennoch war ich innerhalb von Sekundenbruchteilen unsicher, was ich nun tun sollte. Den Brunnen erkunden, obwohl ich nicht alleine war?
    Natürlich! Was denn sonst?
    Es war nicht davon auszugehen gewesen, an einem so beliebten Ort unbeobachtet zu sein. Trotzdem löste der Fremde ein unangenehmes Gefühl in mir aus – auch wenn er mich scheinbar nicht einmal wahrnahm.
    Zögernd ging ich weiter und passierte einige der Märchengestalten, die dem Brunnen seinen Namen gaben. Aschenputtel, Dornröschen und noch etliche mehr waren hier versammelt. Mein Herzschlag beschleunigte sich, als ich an Rotkäppchen vorbeikam. Der Wolf! Dort drüben war der gestiefelte Kater und nicht weit entfernt die Sieben Raben aus dem gleichnamigen Märchen!
    Als ich den Blick hob, sah ich auf dem Rundbogen der Kolonaden steinerne Hirsche, die streng den gesamten Brunnen überblickten. Maren hatte also tatsächlich recht gehabt: Der Verfasser der Nachricht konnte mit seinem Rätsel nur den Märchenbrunnen gemeint haben.
    Unschlüssig blieb ich stehen. Mitten im Becken befanden sich neun steinerne Frösche. Wasserspeier! Doch selbst jetzt, da sich kein Wasser mehr im Brunnen befand, wäre es höchst seltsam gewesen, einfach so hineinzuklettern und die Froschskulpturen zu untersuchen. Auffälliger konnte man sich kaum verhalten. Wenn ich nicht unverrichteter Dinge wieder abreisen wollte, blieb mir allerdings nichts anderes übrig.
    Ich atmete tief durch, sprang über die kleine Mauer, die den Brunnen einfasste, und schritt dann, ohne noch einmal nach links oder rechts zu sehen, schnurstracks auf die Frösche zu. Da war es wieder, das Prickeln am Rücken, und ich war mir sicher, dass der Mann auf der Bank jede meiner Bewegungen verfolgte. Wahrscheinlich hielt er die Zeitung gesenkt und starrte mich an – so vehement zumindest erschien mir das bohrende Gefühl im Nacken.
    Eine Mischung aus Ärger und Angst erfasste mich und ich widerstand nur mit Mühe dem plötzlichen Impuls, herumzuwirbeln und den Fremden anzuschreien, einfach nur, damit er aufhörte. Stattdessen schluckte ich das Gefühl herunter.
    Nicht ablenken lassen! Du musst herausfinden, was es mit den Wasserspeiern auf sich hat!
    Und dafür musste ich unbeirrt weitersuchen, nach den Symbolen, nach den Geheimfächern, nach den Botschaften. Wie hatte der unbekannte Verfasser doch so schön geschrieben? »Vergeude keine Zeit.«
    Vorsichtig umrundete ich einen Wasserspeier nach dem anderen und blieb schließlich stehen. Nichts rührte sich. Die steinernen Frösche starrten traurig ins Leere und kein noch so leises Gluckern wies darauf hin, dass sie mit den bisherigen Entdeckungen auch nur das Geringste zu tun hatten. Der ganze Brunnen war vollkommen stillgelegt und mit jeder Sekunde, die ich länger wartend auf der Plattform aus Beton stand, wurde die Einsicht erdrückender: Ich musste mich geirrt haben. Hier war keiner der Wasserspeier von Bedeutung. Und auch das Sonnensymbol suchte ich vergebens.
    Ich

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