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Ruf der Drachen (German Edition)

Ruf der Drachen (German Edition)

Titel: Ruf der Drachen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yalda Lewin
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Hölle! Und das wissen Sie doch, wenn Sie in meinen Gedanken rumspionieren können!«
    Meine Stimme klang lauter als geplant – und dabei wesentlich verzweifelter, als es mir lieb war. Die Angst, dass Maren etwas zugestoßen sein könnte, hatte sich als eisige Pranke um mein Herz gelegt.
    Hades sah zweifelnd zu Thiel hinüber, der mich nicht aus den Augen ließ. Sein Blick wurde für einen Moment seltsam leer, so, als fixiere er nicht mich, sondern irgendetwas hinter mir, in weiter Ferne. Irritiert sah ich mich um, doch da war nichts.
    Schließlich atmete der Akademiechef tief durch und schüttelte müde den Kopf.
    »Er sagt die Wahrheit. Er weiß wirklich nichts«, murmelte er fast unhörbar und ich war mir nicht sicher, ob es eine Mitteilung an Hades war oder ob er sich selbst bestätigen wollte, was er schon wusste. Aus meinen Gedanken. Aus meinen Gefühlen. Aus dem Inneren meines Ichs, in das er sich einschleichen konnte, ohne dass ich auch nur das Geringste davon mitbekam. Eine beklemmende Tatsache.
    Rasch schüttelte ich die aufkeimende Angst in mir ab und suchte Thiels Blick. Ich war mir sicher, dass Verzweiflung in meinen Augen zu lesen war. Und ich war mir auch sicher, dass er meine Augen nicht einmal sehen musste, um das zu wissen.
    »Bitte«, sagte ich. »Was ist hier los? Wo ist Maren?«
    »Ich würde es Ihnen sagen, wenn ich es wüsste«, antwortete Thiel nach einem Moment des Schweigens. »Aber wie das mit Spionen so ist – gelegentlich rutschen sie einem einfach so durch die Finger.«
    Wie bitte? Ich schnappte nach Luft. Maren, eine Spionin? Das konnte nicht sein! Das war lächerlich!
    »Das glaube ich nicht«, stieß ich hervor, während Thiel sich an seinen Schreibtisch lehnte und die Arme vor der Brust kreuzte. »Maren ist Studentin! Wir sitzen im selben Seminar. Sie wohnt in einer ganz normalen Wohnung. So jemand ist doch kein Spion!«
    Noch während ich die Worte aussprach, fielen mir die Momente ein, in denen ich gespürt hatte, dass Maren etwas verheimlichte. Situationen, in denen ihre Fragen mir merkwürdig erschienen, unpassend, forschend. Der schneidende Unterton. Der Grund unseres Streits.
    Oh Gott! Kann das sein? Kann das wirklich sein?
    Marens helles Lachen webte sich in meine Erinnerung und das Funkeln in ihren dunklen Mandelaugen. Das Gefühl ihrer weichen Haut an meiner, ihre regelmäßigen Atemzüge während des Schlafes, der letzte samtige Kuss.
    Ich spürte Thiels prüfenden Blick auf mir wie ein schweres Gewicht. Er schien genau zu wissen, was in diesem Moment in mir vorging.
    »Maren wollte herausfinden, wie viel Sie wissen«, sagte er dann leise. »Und damit hatte sie in gewisser Weise genau das Gleiche vor wie wir. Nur mit anderen Methoden.«
    »Moment! Wollen Sie damit sagen, Maren hat MICH ausspioniert?«
    Noch bevor ich den Satz beendet hatte, wusste ich, dass es stimmte. Es gab keine andere Erklärung. Wieso sonst hätte sie sich in dieses Abenteuer gestürzt? Wieso sonst hätte sie mir die vielen Fragen zu meiner Person, zu meinen Fähigkeiten gestellt? Mein Herz krampfte sich zusammen. Maren hatte nie ernsthaft etwas von mir gewollt. Ich war ihr wahrscheinlich vollkommen egal gewesen. Es war einzig und allein um die Informationen gegangen. Um nichts anderes. Und diese Erkenntnis traf mich so unerwartet und so schmerzlich, dass es mir fast den Atem nahm.
    »Wir beobachten Maren Unger seit einem halben Jahr«, sagte Gunnar Thiel in diesem Moment. »Seit sie in Westberlin ist.«
    »Weshalb ist sie hier?«, fragte ich mit belegter Stimme.
    Thiel zuckte mit den Schultern.
    »Wir sind nicht ganz sicher. Offensichtlich sollte sie herausfinden, womit wir an der Akademie beschäftigt sind. Und dabei ist sie dann ausgerechnet über Sie gestolpert, Jakob. Den ersten Menschen seit Jahrzehnten, dem die Wasserspeier aufgefallen sind. Es ist kein Zufall, dass Maren Unger ausgerechnet in einem Haus lebte, von dem aus man einen guten Blick auf einen der Wasserspeier hat …«
    Ich runzelte die Stirn.
    »Sie wusste also von dieser Akademie? Und von den Speiern?«
    Hades stieß sich von der Wand ab und ließ sich in einen Sessel in der Ecke fallen.
    »Vielleicht muss man die Situation ein wenig erklären«, holte er aus. »Die Akademie ist nicht nur auf diese Stadt beschränkt. Es gibt Zweigstellen in mehreren Ländern. Unter anderem auch in der Deutschen Demokratischen Republik. Allerdings ist dies die einzige Zweigstelle, die von uns offiziell nicht anerkannt ist, weil es keinen direkten

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