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Ruf der Dunkelheit

Ruf der Dunkelheit

Titel: Ruf der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Rauch
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Schultern und grinste. „Weil ich dir mein Wort darauf gebe – mehr kann ich dir leider nicht anbieten.“
    Ich schnaubte, woraufhin das Grinsen auf Ethans Gesicht noch breiter wurde. „Damit du siehst, dass ich mein Wort halte, gebe ich dir, was du so dringend benötigst.“ Ich beobachtete argwöhnisch, wie seine Hand in die Tasche seines Jacketts glitt und er ein kleines Fläschchen mit bläulicher Flüssigkeit herauszog. Ich musste schlucken und mein Herz schlug schmerzhaft hart gegen mein Brustbein. Ethan trat auf mich zu, nahm sanft meine Hand und legte die kleine Amphore in meine Handfläche, während er meine Finger um das kostbare Gut schloss. Er hielt meine Hand immer noch fest, als er flüsterte: „Das wird deinen Gefährten heilen.“
    Ich blickte auf meine geschlossene Hand, die angefangen hatte, zu zittern. Meine Augen begannen zu brennen, als ob heiße Lava nach draußen drängte und ich starrte Ethan einen Moment lang nur an, bis die Worte wie von selbst meinen Mund verließen: „Ich … werde ihn zurückholen!“
    Ethan atmete tief ein und löste seine Finger von meiner Hand. „Wenn du meinen gutgemeinten Rat hören willst – lass es lieber.“ Dann deutete er stumm auf die Tür, die von außen geöffnet wurde und wandte sich wieder dem Fenster zu. „Du kannst jetzt gehen, Tamara.“ 
    Unschlüssig sah ich mich um; vor der Tür war niemand zu sehen und so ging ich langsam den Flur entlang, der in einem Aufzug mündete. Jeder Schritt fiel mir unendlich schwer, so als ob meine Beine mit Blei gefüllt worden waren. Tränen liefen über meine Wangen und wollten einfach nicht mehr versiegen. Ich schluchzte und wischte sie mit meinem Ärmel fort, als sich die Türen des Aufzuges plötzlich öffneten und Mike mir entgegenkam.
    Wieder war ich der Meinung, Unbehagen und eine Spur von Mitleid in seinen Augen erkennen zu können. „T-tut mir leid, aber ich müsste …“ Fast unbeholfen hob er die schwarze Augenbinde hoch, die mir von der Fahrt hierher noch wohl bekannt war. Seufzend ergab ich mich meinem Schicksal, während sich das schwarze Gewebe gegen meine Augen presste und mir die Sicht nahm. Ich wurde von Mike in den Fahrstuhl geführt und lauschte jedem Geräusch, das dass stählerne Ungetüm von sich gab, als es sich hinab bewegte. Angestrengt, versuchte ich inzwischen, eine Vision von Max heraufzubeschwören, doch es wollte mir einfach nicht gelingen.
    Ich konnte mir das nicht erklären, aber vielleicht lag es daran, dass die Emotionen bei mir gerade überkochten. Eigentlich hätte ich nicht schlecht Lust gehabt, Mike das Herz herauszureißen und die Fahrstuhlwand mit seinem Blut zu färben, nur um mich abzureagieren. Doch irgendetwas hielt mich davon ab. Und so stieg ich in ein bereitstehendes Auto, das mich fort brachte. Fort von Max und somit von der Chance, ihn da irgendwie herauszuholen. 
    Schließlich fand ich mich in der stinkenden Gasse wieder, in der unsere Odyssee begonnen hatte. Nicht weit von dem Leihwagen, den Max vor dem urinverseuchten Stripschuppen geparkt hatte. Mike war mitsamt der Augenbinde verschwunden, nachdem er eine mehr oder weniger ernst gemeinte Entschuldigung genuschelt hatte. Die Leiche der Bardame war natürlich verschwunden. Lediglich ihr getrocknetes Blut, das sich am Boden zu einer Pfütze gesammelt hatte, erinnerte noch daran, was ein paar Stunden zuvor geschehen war.
    Ich erschauderte bei dem Gedanken, dass ich nun tatsächlich ohne Max zurückkehren würde. Mein Herzschlag beschleunigte sich und wieder nahm mir ein Tränenschleier die Sicht, als ich unwillkürlich an Valentina denken musste, die ahnungslos bei Julian Wache hielt.
    Ich trat auf das Auto zu, als mir bewusst wurde, dass Max den Schlüssel dazu in seiner Jackentasche hatte. Ein kurzes, bitteres Lachen entfuhr meiner Kehle, ehe ich mich zu Fuß auf den Weg, zu unserem Hotel machte, um die dort verbliebenen Sachen zu holen. Was aus dem Leihwagen werden würde, war mir egal. Wahrscheinlich würde er doch irgendwann gestohlen werden. Ich rannte durch die Straßen und unterdrückte die ganze Zeit über, den unbändigen Drang, meine Verzweiflung laut herauszuschreien.
    Im Laufen zog ich mein Handy aus der Hosentasche und buchte übers Internet einen Rückflug nach South Carolina. Bevor ich es wieder zurück in die Tasche gleiten ließ, schwebte mein Finger einen Moment lang über Val´s Nummer. Doch ich entschied mich dagegen, ihr von den Ereignissen am Telefon zu berichten.
    Ich erreichte das

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