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Ruf der Dunkelheit

Ruf der Dunkelheit

Titel: Ruf der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Rauch
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durch seine Augen miterlebt habe … es wirkte … so vertraut, so innig.“
    Ich konnte hören, wie Julian schnaubte, ehe er wieder neben mich sank. „Fassen wir also zusammen: So wie es aussieht, ist Margaretha, die ich vor Ewigkeiten getötet habe, am Leben und sie hat sich Max zurückgeholt?“ Ich nickte stumm und ließ meinen Kopf kraftlos auf Julians Schulter sinken. Gemeinsam blickten wir stumm in die schwarze Stille des Waldes, als Julian leicht den Kopf schüttelte und murmelte: „Verdammt! Das klingt, als hätten wir ein echt großes Problem!“ Damit sprach er aus, was mir im selben Moment durch den Kopf ging.

Kapitel 10: Epilog Valentina
    Ich glaubte ihr kein Wort! Es war ihr Blick, der sie verriet – jedes Wort aus ihrem Mund, war eine Lüge. Glaubte sie denn wirklich, dass ich nach all den Jahren, die wir zusammen verbracht hatten, nicht durchschaute, wenn sie mir etwas verschwieg?! Ich war so wütend auf sie! Diese Wut hatte von mir Besitz ergriffen, an dem Tag, als sie ohne Max aus Boston zurückgekehrt war. Und seitdem wuchs der Zorn in mir, fraß sich durch jede meiner Zellen und wurde mit jeder neuen Enttäuschung mehr und mehr geschürt.
    Anfangs war ich erschüttert, denn ich hätte nie gedacht, dass ich einmal so etwas wie Hass für Tamara empfinden könnte. Wir hatten so einiges zusammen durchgestanden und eigentlich hatte ich unsere tiefe Verbindung nie in Frage gestellt. Bis heute. Es schien, als würde ich von einer Art inneren Stimme begleitet, die mich darin bestätigte, ja sogar guthieß, wie ich mittlerweile über Julians Gefährtin dachte. Wie ein dunkler Schatten verfolgte mich dieses Gefühl, hüllte mich immer mehr ein und ließ kaum noch positive Gedanken zu. 
    „Olivia – bitte!“, flehte ich, als die Hexe mit ihrem Buch unter dem Arm das Haus betrat. Durch das Küchenfenster beobachtete ich, wie sich Julian Tamara näherte. „Was habt ihr gesehen? Ich muss es einfach wissen!“ Ich wandte meinen Kopf in ihre Richtung und sah, wie sie kurz mit sich rang. Dieser Zustand dauerte nicht mehr, als den Bruchteil einer Sekunde und trotzdem konnte ich es beobachten.
    „Es tut mir leid, Val – aber …“ Olivia legte ihr Grimoire auf den Tisch und sah zu mir auf, „wir wollen nichts überstürzen. Ich muss erst mit Tamara über diese Vision reden, ich … bin mir nicht sicher, was wir da gesehen haben … immerhin habe ich damit nicht soviel Erfahrung, wie sie.“ Sie lachte ein kurzes, hölzernes Lachen, das wohl dazu gedacht war, die eisige Stimmung ein wenig aufzulockern; doch es verfehlte seine Wirkung.
    „Tolle Freunde seid ihr, wirklich!“, ätzte ich und wandte mich zum Gehen. An der Treppe blieb ich kurz stehen und mein Blick fiel zurück auf Olivia. „Ich hatte gehofft, dass ich wenigstens dir vertrauen kann!“ Dann lief ich die Stufen hinauf und verschanzte mich in dem Zimmer, das ich momentan bewohnte. Ich konnte hören, wie Olivia laut seufzend ausatmete und etwas vor sich hin murmelte. Wütend kaute ich auf meiner Lippe, meine Augen brannten, weil sich Tränen der Verzweiflung unaufhaltsam an die Oberfläche kämpften.
    Ich trat ans Fenster und mein Blick fiel auf Tamara, die mit Julian noch immer neben dem Auto stand. Ich konnte gerade noch beobachten, wie er sie an der Hand packte und mit sich, in das dichte Unterholz zog. Tamara zögerte kurz, wandte den Kopf und sah sich suchend um. Schnell wirbelte ich herum und presste mich gegen den Holzbalken der Dachschräge, ehe ihr Blick prüfend an meinem Fenster vorbeiglitt. Dann folgte sie Julian und verschwand mit ihm zwischen den Bäumen, deren Äste schwarz in den grauen Nachthimmel ragten. 
    In diesem Moment beschloss ich, den beiden zu folgen. Bestimmt würde sie Julian von ihrer Vision erzählen und wenn ich nahe genug an die beiden herankäme, würde ich vielleicht endlich erfahren, was mit Max passiert war. Eilig verließ ich mein Zimmer und rannte die Stufen hinab. Olivia erschrak über mein plötzliches Auftauchen und ließ ihr Glas fallen, in das sie sich gerade Wasser gefüllt hatte. Ohne mich darum zu kümmern, lief ich an ihr vorbei. „Ich geh jagen“, murmelte ich, als ich die Haustür aufriss und die Veranda hinuntersprang. Lautlos landete ich auf dem Boden und folgte der Spur, die Tamara und Julian hinterlassen hatten. Ihr Geruch hing schwer in der Luft und es war ein Leichtes für mich, herauszufinden, wohin sie gegangen waren. Ich bewegte mich, wie eine Raubkatze auf der Jagd. Langsam

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