Ruf der Dunkelheit
seinen Unterarm, doch ein überhebliches Lächeln breitete sich über sein Gesicht aus. „Was ist los Tamara, lässt dich deine Kraft im Stich?!“
Sein dämliches Grinsen ließ in mir die Wut hochkochen; ohne meinen Griff um seinen Arm zu lockern, rammte ich ihm den Pflock, den ich in meiner anderen Hand hielt, bis zum Anschlag zwischen die Rippen. Zischend sog er Luft in seine Lungen, krümmte sich vor Schmerz, bis er schließlich hustend zusammensackte. Ich hielt ihn die ganze Zeit über fest und sah ihm in die Augen, die sich vor Überraschung weiteten, als ich den Pflock mit einem Ruck aus seinem Brustkorb zog. Siegessicher löste ich meinen Griff von seinem Handgelenk, schlug ihm seinen Pfahl aus der Hand und warf das blutige Stück Holz, das soeben noch in seiner Brust gesteckt hatte, neben ihm zu Boden. Aus dem Sarg neben mir drang ein Keuchen, doch so sehr ich versucht war, nach Max zu sehen, zwang ich mich weiter dazu, meine gesamte Aufmerksamkeit auf Ethan zu richten.
„Du hast sie geliebt stimmt´s?“ Ich konnte an dem Ausdruck in seinen Augen schon erkennen, was er mir auf meine Frage erwidern würde. „Du musst darauf brennen, Max zu töten.“ Der Schmerz in seinen Augen mischte sich mit Trauer um Margaretha, der er aufgrund des Vampirfluches rettungslos erlegen war. Doch aus irgendeinem Grund hatte sie es geschafft, sich davon frei zu halten. Offenbar war ihre Besessenheit von Max stärker, als die Verbindung zu Ethan.
„Sie hat gesagt, sie liebt mich auch – auf eine andere Weise, als sie Max liebt!“, rief Ethan mir entgegen, und hielt sich die Brust. Doch das Blut seiner Wunde stockte und offenbar hatte Daria die Wahrheit gesagt, er heilte sehr schnell. Ich hob meinen Pflock auf, wog ihn in einen Moment in meiner Hand hin und her, ehe ich ihn wie einen Pfeil in Ethans Richtung schleuderte. Ein schmerzvolles Keuchen zeriss die Luft, als mein Geschoss erneut auf seinen Brustkorb traf und seine Rippen spaltete.
Ein schmerzverzerrtes, blechernes Lachen drang aus seiner Kehle, während er sich stöhnend des hölzernen Fremdkörpers entledigte.
„Was ist so amüsant?“ Ich trat einen Schritt auf ihn zu und hob eine Braue. Plötzlich durchströmte mich von hinten ein brennender Schmerz und ich schrie auf. Ethans Lächeln wurde trotz Schmerzen immer breiter, als ich vor ihm auf die Knie fiel. Er hob seinen Blick und sah an mir vorbei, in seinen Augen schien sich ein Feuer zu spiegeln. „Dass du nun auch sterben wirst“, erklärte er tonlos, ehe sich die züngelnden Flammen in seiner Iris mit einem tosenden Geräusch, ähnlich einer Druckwelle von einer auf die andere Sekunde über seinen gesamten Körper ausbreiteten. Nur einen Wimpernschlag später, stand er in Flammen. Er fiel vornüber und der beißende Geruch von brennendem Fleisch breitete sich aus und stieg mir in die Nase.
Ich wollte mich umdrehen, um herauszufinden was da vor sich ging, da kehrte der Schmerz zurück und ich wurde unfähig, mich zu bewegen. Es fühlte sich an, als würden sich Flammen über mein Rückgrat züngelnd in Richtung meines Gehirns fressen. Ich schrie auf, sackte zusammen und presste mir die Handflächen gegen die Schläfen. Plötzlich konnte ich nichts mehr sehen, vor meinen Augen wurde es schwarz und der Schmerz riss mich mit in den Abgrund.
Kapitel 17: Julian - Flammender Schmerz
Michael folgte mir auf dem Fuß, als wir suchend zwischen den Gräbern hin und her liefen. Wir hatten den westlichen Teil des Friedhofs komplett abgesucht, jedoch nichts gefunden, was darauf hinwies, dass Max wirklich hier war.
„Tamara scheint Daria kein bisschen zu vertrauen“ Michael trat hinter einer halbhohen Eibenhecke hervor und sah mich direkt an. Er sprach mit gesenkter Stimme, um zu verhindern, dass David und Ethan uns hören konnten, falls sie in der Nähe waren. „Du darfst das nicht zu persönlich nehmen – sie hat eben schon zuviel erlebt. Glaub mir, wenn man so lange lebt wie wir, ist es besser, immer auf der Hut zu sein“, erwiderte ich und klopfte ihm leicht auf die Schulter. Ich konnte nicht sagen warum, aus irgendeinem Grund empfand ich echte Sympathie zu Olivias Halbbruder. Und das kam bei mir nicht allzu oft vor.
„Wie sieht´s aus?“ Valentina warf mir einen fragenden Blick zu, als wir hinter einem kleinen Mausoleum auf sie und Daria trafen. Stumm schüttelte Michael den Kopf und Val zuckte die Schultern. „Wir haben auch nichts“, erklärte sie und horchte plötzlich auf. Sie hob den Kopf
Weitere Kostenlose Bücher