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Ruf der Dunkelheit

Ruf der Dunkelheit

Titel: Ruf der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Rauch
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und sah sich hektisch um. „Habt ihr das auch gehört?“
    „Was denn?“ Daria zog fragend die Brauen zusammen, als in diesem Moment ein fürchterlicher Aufschrei von der anderen Seite des Friedhofs zu uns hallte. 
    Tamara! Wie ein Irrer rannte ich los, in die Richtung, aus der ihr Schrei gedrungen war. Mein Herz zog sich schmerzhaft zusammen, als ich von weitem schon den aufsteigenden Rauch sah. Hektisch stolperte ich über Blumengebinde, trampelte über Kerzen und anderen Grabschmuck. Doch das nahm ich nur am Rande wahr. Mein Blick war stur geradeaus gerichtet und als ich endlich ankam, bot sich mir ein Bild, das mir das Blut in den Adern gefrieren ließ.
    Keuchend sog ich ein paar Mal hintereinander panisch Luft ein und starrte wie gelähmt auf den brennenden Körper, der zu meinen Füßen lag. Augenblicklich füllten sich meine Augen mit Tränen. „Tamara! Nein!“ Nasse Perlen liefen über mein Gesicht und hinterließen einen salzigen Geschmack auf meiner Zunge. Meine Kehle schnürte sich zu, nahm mir die Luft zum Atmen, als ich meinen Blick panisch schweifen ließ.
    Ein paar Meter weiter lag der enthauptete Körper eines Vampirs; ich konnte nicht sagen, ob es sich um David oder Ethan handelte, da der Kopf nirgends zu sehen war. Zwei zerborstene Schaufeln steckten in der feuchten Erde, umringt von unzähligen Holzsplittern. Und dann war da noch der geöffnete Sarg, dessen Deckel zwischen den Zweigen einer Laubhecke hing.
    In diesem Moment brach ich zusammen. Das durfte nicht sein! Nicht Tamara! Ich grub meine Finger in die feuchte, kühle Erde, presste mein Kiefer zusammen und sog zischend Luft in meine Lungen. Dann schrie ich!
    All der Schmerz, den ich in diesem Moment empfand, der drohte, meinen Brustkorb zu sprengen, drängte schlagartig nach draußen! Schluchzend robbte ich vorwärts, streckte meine erdverschmierte Hand nach den qualmenden Überresten meiner Gefährtin aus, doch mich verließ die Kraft. Ich sank zu Boden, unfähig mich zu bewegen, als mich die schrecklichen Bilder von Sarahs Leiche heimsuchten. Schluchzend begann ich, mit meiner Faust auf die matschige Grasnarbe einzuhämmern. Wie ein Wahnsinniger! Ich wollte nicht begreifen, was geschehen war! Wer hatte Tamara das nur angetan?!
    „Julian!“ Von weit her drang eine vertraute Stimme durch meinen vernebelten Verstand. Schluchzend und bebend kauerte ich noch immer auf der Erde, konnte es kaum ertragen, hilflos dabei zuzusehen, wie bald nicht mehr von ihr übrig sein würde, als ein Haufen Asche!
    Warme Hände umfingen mich, zerrten an mir, während Val immer und immer wieder dieselben Worte rief. „Julian! Was ist passiert?! Ist das Tamara?! Julian!“ Sie schüttelte mich, sank neben mir auf die Knie und sah mich durch ihren Tränenschleier an. „Sag doch, ist sie das?!“ Sie schluchzte hysterisch, nahm mein Gesicht in ihre Hände und durchbohrte mich mit tränenerfülltem Blick. Ich nickte nur, träge, wie in Zeitlupe und stumm. 
    Alles was dann geschah, schien vor meinen Augen unnatürlich langsam abzulaufen. Valentina ließ ihre Hände sinken und blickte sich um. Ihre Augen weiteten sich, als sie den geöffneten, schwarz glänzenden Sarg entdeckte. Ich hingegen, blieb regungslos sitzen; selbst als sie aufsprang und auf das ausgehobene Grab zustolperte.
    Sie beugte sich vorsichtig, ja fast zögernd über das Totenbett und schlagartig veränderte sich ihre Miene. Ihre Lippen formten sich zu einem Schrei, doch ich war nicht in der Lage, zu hören, was aus ihrer Kehle drang. Tränen liefen ihr unaufhaltsam über das Gesicht. Panisch und hilfesuchend sah sie sich um, während sie die Person, die in dem Sarg gelegen hatte, unsanft nach oben zerrte, sie stützte und wieder und wieder einen Namen rief. In meinem Blickfeld tauchten plötzlich Michael und Daria auf, eilten auf Valentina zu und halfen ihr, den leblosen Körper hochzuheben, um ihn neben dem Sarg im Gras abzulegen. Als dabei der Kopf zur Seite fiel, erkannte auch ich den Grund, für Valentinas Aufregung.
    Es war Max, der dort regungslos auf der Erde lag. Abgemagert, die Wangenknochen stachen spitz hervor und seine Haut war grau und dünn wie Papier. 
    Mein Blick flog zwischen Max und den mittlerweile nur noch qualmenden Überresten meiner geliebten Tamara hin und her und mir wurde klar, dass ich zwar für sie zu spät gekommen war, aber Max vielleicht noch eine Chance hatte. Obwohl mein ganzer Körper und mein trauernder Verstand sich dagegen wehrten, den Platz neben meiner

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