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Ruf der Geister (German Edition)

Ruf der Geister (German Edition)

Titel: Ruf der Geister (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Bern
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Ein Mann kam dazu, der sich als der Ehegatte vorstellte. Beide blickten sich suchend um.
    Peter Krantz war hoch gewachsen und gut aussehend. Sie dagegen wirkte unscheinbar und fast trostlos neben seiner Erscheinung.
    „Wo ist Sophie?“, wollte Frau Krantz wissen.
    „Sophie möchte Sie noch nicht sehen. Es tut mir leid.“
    Was jetzt folgte, war nahezu immer das Gleiche . Die Mutter begann zu weinen, der Vater wurde zornig. Joshua blieb geduldig und ruhig. Sie führten ihn ins Wohnzimmer und er erklärte ihnen Sophies Sicht der Dinge, woraufhin der Vater völlig ausrastete. Er stritt ab, ihre Bilder weggeworfen zu haben und betitelte es als ausgemachten Humbug, sie jemals eingeschlossen oder geschlagen zu haben. Die Frau wagte nicht, Joshua anzusehen, wurde immer stiller.
    „Ich würde gerne einen Moment mit Ihrer Frau alleine reden!“, sagte Joshua schärfer als er wollte. „Beruhigen Sie sich erst einmal.“
    Völlig verblüfft starrte Herr Krantz Joshua an, ging dann aus dem Zimmer und knallte die Tür hinter sich zu.
    „Er ist manchmal ein bisschen jähzornig“, erklärte S ophies Mutter leise. „Entschuldigen Sie.“
    „Frau Krantz, Sie üben einen immensen Druck auf Ihre Tochter aus.“
    „Aber das stimmt doch gar nicht! Sie ist nur so furchtbar trotzig. Vielleicht hat sie auch die falschen Freunde.“
    „Sie hat keine Freunde, weil ihr die Zeit dazu fehlt“, bemerkte Joshua.
    „Dann ist es die Pubertät! Sie wissen doch, wie das mit den Jugendlichen von heute ist.“
    „Frau Krantz, Sophie hat fast eine Woche freiwillig auf der Straße gelebt und Sie fassen das im Ernst als pubertäre Phase auf?“, fragte Joshua stirnrunzelnd.
    „Hören Sie, Herr Benning, Sophie ist kein Kleinkind mehr und möchte unbedingt Ärztin werden! Da muss man eben was tun und mit schlechten Noten erreicht man so ein Ziel nicht.“
    „Sie möchte keine Ärztin werden, das hat sie mir sehr deutlich zu verstehen gegeben.“
    „Das sagt sie jetzt und morgen ist es wieder anders.“
    „Weil sie manchmal rebelliert und manchmal resi gniert. Frau Krantz, Sie hatten nun so viele Gespräche und Sophie auch. Anhand Ihrer Akte sehe ich, dass man versucht hat, Ihnen zu helfen, aber Sie scheinen mir wirklich uneinsichtig.“
    „Ich?! Hat Ihnen meine Tochter den Kopf verdreht?“
    Entgeistert starrte Joshua sie für einen Augenblick an. Das war entschieden zu viel! Er duldete nicht, dass man solche rufschädigenden Aussagen über ihn tätigte! Er stand augenblicklich auf und unterbrach das Gespräch.
    „Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Tag, Frau Krantz. Das Jugendamt wird sich wegen der Besuchszeiten mit Ihnen in Verbindung setzen. Auf Wiedersehen.“
    Verblüfft blieb Frau Krantz sitzen und starrte ihm nach.
    Draußen musste Joshua erst einmal tief durchatmen.
    Er kannte solche Eltern. Sie waren unbelehrbar und b eharrten auf ihrer Meinung. Kopfschüttelnd ging er zu seinem Auto.
    „Herr Benning!“, brüllte es von der Haustür.
    Entnervt schloss Joshua die Augen und wandte sich um. Peter Krantz stürmte aus dem Eingang und wirkte nicht, als würde er ein weiteres ruhiges Gespräch suchen. Sein Gesicht war rot angelaufen vor Wut.
    „Sie können meine Frau nicht einfach so sitzen lassen!“
    „Doch, das kann ich, Herr Krantz“, erwiderte Joshua ruhig.
    „Was ist mit unserer Tochter? Sie verbauen ihr die ga nze Zukunft!“
    „Ich habe Ihrer Frau bereits gesagt, dass sich das Jugendamt wegen der Besuchszeiten melden wird. Mehr kann ich im Moment nicht für Sie tun.“
    „Das kann doch nicht Ihr Ernst sein?!“
    Joshua wich ein wenig zurück. Der Mann steigerte sich immer mehr in Rage.
    „Es ist mein voller Ernst, Herr Krantz, und Sie werden das mit Ihrer Wut nicht ändern können.“
    Völlig unerwartet packte der Mann Joshua am Kragen und schob ihn gegen ein Auto. Für den Moment war Jo shua überrumpelt.
    „Verdammt, Sie werden tun, was wir als Eltern wollen!“
    „Lassen Sie mich los, Herr Krantz!“
    „Nein! Sie werden …“
    Joshua reagierte ohne nachzudenken. Er packte den Mann an den Oberarmen, drückte ihn zur Seite und hakte sein Bein unter, sodass Sophies Vater aus dem Gleichgewicht kam. Verdutzt fand sich Krantz im Schnee wieder. In einer unerwarteten Bewegung sprang er jedoch wieder auf und sein Ellbogen traf Joshua mit Wucht an der Wange. Ein kurzer Schmerz schoss durch seine linke Gesichtshälfte. Joshua blinzelte benommen.
    Peter Krantz schien die Kontrolle über sich verloren zu haben. Erneut

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