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Ruf der Sehnsucht - Historical Special Bd 33

Ruf der Sehnsucht - Historical Special Bd 33

Titel: Ruf der Sehnsucht - Historical Special Bd 33 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delacroix Claire
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meine Langmut aus! Ausgerechnet an einem Tag wie diesem! Halte dich also in dieser Hinsicht zurück und begnüge dich damit, deinem verstorbenen Vater die letzte Ehre zu erweisen.“
    „Ich und deine Langmut ausnutzen?“, keifte seine Schwester sarkastisch und wies nun ihrerseits mit dem Finger geradewegs auf Sophie. „Wer hat denn die Mörderin unseres Vaters in diesen Mauern beherbergt? Du doch!“ Ein gespanntes Schweigen legte sich über den Burgsaal.
    Im Nu setzte Hugues die Treppe hinauf, das Gesicht so düster wie eine Gewitterwolke. „Dauernd musst du stänkern, Justine! Aber an diesem Tag will ich davon nichts mehr hören!“ Er brüllte mit einer Donnerstimme, die die Burg in ihren Grundfesten erschütterte.„Dort drüben ruht unser Vater, tot! Und ehe du ihm auch nur die letzte Ehre erweist, schmeißt du unser aller Leben über den Haufen. Du kannst wahrlich von Glück sagen, wenn meine Verlobte so gnädig ist, deine Beleidigungen zu überhören – mit Rücksicht auf die Ereignisse dieses Tages.“
    Hasserfüllt funkelten die beiden Geschwister sich an. Dann zog Justine die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen. Hugues wandte sich ab und stapfte aufgebracht die Treppe wieder hinunter zu Sophie. Vor aller Augen nahm er nochmals ihre Hand und verschränkte ganz bewusst die Finger mit ihr.
    „Das kannst du doch alles nicht ignorieren“, rief ihm Justine nach, während er mit Sophie die letzten Stufen hinunterging. Hugues wahrte mit Mühe die Fassung, wie Sophie sah.
    „Deine Vorwürfe sind haltlos und unangebracht“, grollte er, indem er einen vernichtenden Blick über die Schulter warf. „Ich dachte, du wärest besser erzogen.“
    Justine erbleichte bei dieser Rüge und hielt zur Erleichterung aller den Mund. Ihr Bruder hingegen musterte sie noch mit einem letzten Blick, drehte sich um und stieg die restlichen Stufen hinab, wobei er Sophie energisch hinter sich herzog. Sie hielt den Kopf gesenkt und spürte geradezu, wie die Luft im Rittersaal vor Abneigung knisterte.
    Unten angekommen, blieb Hugues stehen und musterte die schweigende Versammlung. „Habt ihr nichts zu tun?“, blaffte er gereizt, womit er die Spannung ein wenig lockerte. Als Sophie aufschaute, sah sie, dass alle an ihre Arbeit zurückkehrten, allerdings nicht ohne verstohlene Blicke in ihre Richtung zu werfen. Da Hugues seufzte, drückte sie ihm sanft die Finger. Allmählich wich die Verkrampfung aus seinen Schultern.
    „Mein Beileid zum Tod deines Vaters“,flüsterte sie.
    Kopfschüttelnd drehte er sich um und sah sie mit einem traurigen Lächeln an. Dann legte er ihr einen Finger unters Kinn und hob ihr Gesicht ein wenig an. „Ich hätte eigentlich gar nicht erwartet, dass er stirbt“, sinnierte er, angestrengt bemüht, seine Stirn zu glätten. Dann schaute er ihr lange in die Augen. Sophie hatte den Eindruck, als sähe er dort, wie sehr Justines Worte sie verletzt hatten, denn plötzlich wurde sein Mund verkniffen.
    „Ich muss mich für meine Schwester entschuldigen“, murmelte er, während er Sophies Wangen mit den Fingerspitzen liebkoste. „Sie ist bestimmt ganz durcheinander und weiß nicht, was sie sagt.“ Die Entschuldigung klang wie eine Ausrede, und selbst Hugues’ tiefe Stimme verlieh ihr wenig Glaubwürdigkeit.
    „Sie weiß ganz genau, was sie sagt“, gab Sophie leise zurück, worauf er fragend die Augenbrauen hochzog. „Diese Anschuldigungen werden nicht enden. Das eben war nicht die letzte, die sie gegen mich vorbringen wird.“
    „Was sagst du da?“, fragte er unsicher. Sein Griff um ihre Finger verstärkte sich.
    Sophie konnte nur den Kopf schütteln. „Sie steht mit ihren Vorwürfen auch nicht allein.“ Mehr brachte sie nicht heraus. Dann wandte sie den Blick ab, damit sie nicht gezwungen war, die Bestätigung in Hugues’ Augen zu sehen. Auf diese Weise entging ihr aber das bange Aufleuchten darin.
    „Sophie“, murmelte er gepresst und mit überraschender Eindringlichkeit, doch sie bekam nicht mehr die Möglichkeit, sich zu ihm herumzudrehen, weil sie von einer anderen Stimme unterbrochen wurden.
    „Ich möchte Euch meine herzlichste Anteilnahme ausdrücken“, warf der venezianische Kaufmann glattzüngig ein. Sophie war bei seiner Stimme regelrecht zusammengezuckt, denn sie war so sehr auf Hugues fixiert gewesen, dass sie diesen Giulio überhaupt nicht hatte kommen hören. Auch Hugues wirkte verdattert und musste blinzeln, ehe er sich fasste und den Neuankömmling mit sichtlichem Widerwillen

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