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Ruf der Sehnsucht - Historical Special Bd 33

Ruf der Sehnsucht - Historical Special Bd 33

Titel: Ruf der Sehnsucht - Historical Special Bd 33 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delacroix Claire
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im Zaum. Weiß der Teufel, wer hier heute Abend alles die Ohren spitzt.“
    Jean blickte unbekümmert über die Schulter und grinste dann schalkhaft. „Weise gesprochen, denn Louise würde mir mächtig die Leviten lesen, wäre ich zur Niederkunft nicht wieder daheim!“
    Jetzt musste Hugues tatsächlich auch schmunzeln, als er daran dachte, wie seine zarte Schwester diesen Hünen von einem Kerl an die Kandare nahm. „Wie geht es ihr denn in ihrem Zustand?“ Mit einem Anflug von Eifersucht sah er, wie Jeans Gesicht sich zu einem liebevollen Lächeln entspannte.
    „Vortrefflich“, erklärte er mit einem lustigen Funkeln in den Augen. „Diesmal hat sie nachts Appetit auf Oliven“, fügte er sichtlich vergnügt hinzu und verdrehte die Augen. „Oliven! Das Weib bringt mich noch an den Bettelstab mit all diesen Spinnereien!“
    „Genau, und wie man sieht, kämpfst du auf Schritt und Tritt gegen die Armut an“, frotzelte Hugues.
    Sein Gegenüber lachte. „Glaube ja nicht, dass du dir diese Sophie so schnell aus dem Kopf schlagen kannst. Wenn sie dich glücklich macht, dann werden dich die Standesregeln einen Teufel scheren.“
    Hugues war überhaupt nicht wohl, als er merkte, wie sein Herz allein bei ihrem Namen schon schneller schlug. Verlegen wich er Jeans Blick aus. Ach, wäre sie doch bloß heute Morgen zum Tor gekommen!
    Mit einem Schluck Wein verscheuchte er diesen abwegigen Gedanken. Denn mit Heiraten hatte er nichts im Sinn, allen Frotzeleien seines Schwagers zum Trotz. Im Augenblick wünschte sich Hugues nur eins: noch einen von Sophies heißen Küssen. Sonst nichts.
    „Sophie!“
    Beim Klang von Gaillards Stimme verzog Sophie, die gerade ein Weinfass abfüllte, gequält das Gesicht. Denn sie wusste, dass nun die verspätete Abrechnung dafür folgte, weil sie Rustengo eine Abfuhr erteilt hatte.
    Es war ohnehin schwer zu glauben, dass seitdem schon mehrere Tage verstrichen waren, ohne dass das Thema angesprochen worden wäre. Entschlossen, den zu befürchtenden Wutausbruch hinter sich zu bringen, richtete sie sich auf, damit Gaillard sie leichter sehen konnte. Obwohl sie mit Grausen feststellte, dass er eine wahre Gewittermiene aufgesetzt hatte, wich sie nicht von der Stelle und beachtete auch nicht weiter die beiden großspurig wirkenden Gesellen, die ihm auf den Fersen folgten.
    „Die Fässer, die wir im Juli nach London lieferten – hast du die damals abgefüllt?“, forschte Gaillard gereizt.
    Die Frage kam derart unerwartet, dass Sophie sich überrumpeln ließ. „Aye“, antwortete sie ziemlich verdattert. „Dieses Jahr habe ich das Abfüllen übernommen. So konnte Ramonet sich besser um die Weinberge kümmern. “Vorher hatte ihr Bruder den Wein bemessen und in die Fässer abgezogen.
    „Und du hast den Spund auch so eingesetzt, wie er es dir zeigte?“
    „Jawohl.“
    Gaillard schnaubte auf betont abfällige Weise und blickte über die Schulter seine zwei Begleiter an. Sophie folgte seinem Blick, und als sie bemerkte, dass die beiden das Abzeichen des englisch-normannischen Königshauses an der Joppe trugen, stieg Angst in ihr auf.
    „Gibt es denn ein Problem?“, fragte sie verunsichert.
    Gaillard fuhr regelrecht aus der Haut. „Ein Problem?“, raunzte er aufgebracht. „Na, das kann man wohl sagen! Und eines, das Folgen haben wird, falls du’s genau wissen willst. Man unterstellt uns, wir hätten die Fässer zu knapp abgefüllt.“ Beim letzten Satz wurde er dermaßen heftig, dass Sophie ganz blass wurde.
    „Ich fülle doch stets bis genau an den Füllstrich“, wandte sie kleinlaut ein.
    Einer der grauhaarigen Wappenträger hinter Gaillard schüttelte energisch den Kopf. „Nein, nein, das stimmt nicht“, betonte er und überflog die Pergamentrolle, die er mitgebracht hatte. „Ihr habt im vergangenen Jahr vier Fässer geliefert, bei denen das Quantum unterschritten war.“
    Entsetzt sank Sophie auf eines der leeren Weinfässer. Sie mochte sich gar nicht vorstellen, was das für ihren Handel mit den Normannen bedeuten konnte. Gaillard funkelte sie erbost an, was Sophie ihm nicht einmal verübeln konnte, denn diese Blamage konnte einem Weinhändler seines Rufes durchaus schaden.
    Hatte sie sich etwa tatsächlich vertan? Ein oder zwei Mal mochte sie ja ihren Tagträumereien nachgehangen haben, so räumte sie insgeheim ein, aber doch nicht gleich vier Mal!
    „Vielleicht liegt irgendein Versehen vor“, meinte sie kleinlaut.
    Die königlichen Weinprüfer fuhren empört auf. „Ein

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