Ruf der Sehnsucht
und Körper und Seele voneinander trennen und davonfliegen. Als die drei sich wieder vereinten, zitterten Jeannes Hände, die noch immer seine Schulten umfasst hielten.
Ihr Gesicht glühte, ihre harten Brustspitzen reckten sich in die Höhe. Jeanne umfasste Douglas’ Gesäß, und er erfüllte ihren stummen Wunsch und drang noch tiefer in sie ein. Ein leiser Aufschrei entrang sich ihrer Kehle, als sie zum zweiten Mal Erfüllung fand.
Und dann erklomm er den Gipfel, und es war wie eine Naturgewalt. Jeanne hielt Douglas fest umschlungen, lauschte seinem Keuchen, spürte seinen heißen Atem an ihrer heißen Wange.
Sie schloss die Augen, um das Nachglühen auszukosten, und aus den Tiefen ihres Geistes stiegen vier Worte empor wie eine Offenbarung.
Auf immer und ewig.
Kapitel 13
A n den Rändern ausgefranste, rosarote und silbergraue Wolkenbänder zierten, von unten angeleuchtet, den noch blassen Himmel, kündigten einen sonnigen Tag an.
Es war Morgen geworden in Edinburgh.
Jeanne spürte Douglas das Bett verlassen und streckte schläfrig die Hand nach ihm aus. Er streichelte sie kurz, bevor er aufstand. Sollte das bedeuten, dass er wusste, wie ihr zumute war? Oder war es nur ein wortloser Abschied?
Die vergangene Nacht war eine Vereinigung von Erinnerungen und Körpern gewesen. Für ein paar Stunden war Jeanne wieder das junge Mädchen gewesen, hatte weder Schuldgefühle noch Reue empfunden. Die Welt war ein freundlicher Ort gewesen, hatte ihr keinen Grund für Hass gegeben.
Für ein paar Stunden hatte Douglas ihr Selbstbewusstsein wiedererweckt, für das sie im Kloster so grausam bestraft worden war. Sie fühlte sich beinahe unschuldig, naiv und fröhlich, unbekümmert wie ein Kind. Sie wollte Douglas danken, aber es fehlten ihr die Worte. Dies war nicht der Moment für eine Ansprache oder ein Bekenntnis.
Als sie die Tür leise ins Schloss klicken hörte, öffnete sie die Augen. Ihr nächtlicher Gefährte war fort und mit ihm der Geruch seines warmen Körpers, hatte seinen Kopfabdruck auf dem Kissen neben ihr hinterlassen und ein Gefühl der Leere in Jeanne.
Was hatte sie getan?
Wenn sie klug wäre, würde sie gehen, sich in einer Spülküche verdingen oder als Verkäuferin. Sie sollte Douglas’ Haus verlassen, bevor er Schlimmes über sie herausfand oder erkannte, wie schwach sie war, wenn es um ihn ging.
Aber sie wollte nicht gehen. Vielleicht war das die wahre Natur der Sünde – die Folgen einer Tat zu kennen und sie trotzdem zu begehen, der Strafe ins Gesicht zu lachen, das Schicksal um des Vergnügens willen herauszufordern.
Jeanne setzte sich auf und schaute zum Fenster hinüber. Es ging nach Osten, und sie sah die Sonne über den Horizont lugen.
Jeanne hatte die Sommermonate in Paris mit Douglas als traumhaft in Erinnerung, und die letzte Nacht hatte bewiesen, dass ihr Gedächtnis sie nicht trog. Er berührte sie, und sie begann inwendig zu vibrieren. Er strich über ihren Schenkel und löste damit eine Erregung aus, die sie weder vor ihm noch seitdem je verspürt hatte. Sie wollte, dass er sie überall berührte, jedes Fleckchen ihres Körpers in Besitz nahm.
Die Welt war nicht der freundliche Ort, als der sie ihr in der vergangenen Nacht für ein paar Stunden erschienen war – sie wimmelte von Männern wie Robert Hartley. Wenn sie, Jeanne, sich entschlösse, die Stellung hier anzunehmen, wäre sie zumindest sicher vor unerwünschten Annäherungen.
Was die erwünschte Annäherung von Douglas betraf, würde sie anwenden, was sie in den vergangenen Monaten und Jahren gelernt hatte: den Augenblick auskosten. Sie hatte sich angewöhnt, Essen zu genießen, wenn es etwas zu essen gab, sich an Schönheit zu ergötzen, wenn sie sich zeigte, und es zu schätzen, keine Schmerzen zu haben. Warum sollte sie mit der Liebe nicht ebenso verfahren, sich daran freuen, wann immer sich ihr die Gelegenheit dazu bot?
Weil es sie in unaussprechliche Verzweiflung stürzen würde, wenn es vorbei wäre.
Sie kannte Verzweiflung und Einsamkeit nur zu gut und fürchtete beides. Ihre Erfahrungen hätten sie stärker machen müssen, denn sie hatten sie immer wieder an die Grenzen des Erträglichen und darüber hinaus geführt. Douglas zu lieben hieße, diese Grenze diesmal freiwillig zu überschreiten und ihre Kräfte aufs Neue zu erproben, immer in der Erwartung, dass er sie wieder verlassen oder aus seinem Haus werfen würde.
Wäre sie klug, würde sie ihm danken, dass er ihr die vergangene Nacht geschenkt und ihr
Weitere Kostenlose Bücher