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Ruf der Sehnsucht

Ruf der Sehnsucht

Titel: Ruf der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Ranney
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Erinnerungen an Paris lebendig geworden.
    Er hatte sich an den ersten Kuss erinnert, an sein erstes Zusammensein mit Jeanne, an den Klang ihres Lachens. Daran, wie sie Bücher aus der Bibliothek ihres Vaters anschleppte und sie beide gemeinsam lasen und dann über Logik oder Philosophie diskutierten. Daran, wie er sich Dinge, die ihm tagsüber begegneten, in einem eigens dazu mitgeführten Büchlein notierte, um sie ihr abends zu erzählen. Daran, wie er unten auf der Straße wartete, bis er oben an ihrem Fenster sah, wie der Vorhang langsam zugezogen und dann wieder geöffnet wurde, womit sie ihm signalisierte, sie am Eingang zum Garten zu erwarten.
    Sie passten körperlich ebenso perfekt zusammen wie geistig. Letzte Nacht hatte jede Pore seiner Haut auf ihre Berührungen reagiert, und als er in sie eindrang, war es gewesen, als käme er nach Hause. Das Glücksgefühl war so stark gewesen, dass es ihm Angst machte. Aber nur für einen kurzen Moment. Dann hatte ihn die Lust abgelenkt.
    Warum zum Teufel gelang es ihm nicht, Jeanne du Marchand aus seinen Gedanken und aus seinem Leben zu verbannen?
    Weil er sie in sein Haus eingeladen, ihr eine Stellung angeboten und sich in ihr Bett gelegt hatte und noch jetzt in der Erinnerung schwelgte, wie er ihr vollkommen geformtes Gesäß mit den Händen umschlossen und sie angehoben hatte, um ihr und sich mit seinen Stößen den größtmöglichen Genuss zu bereiten.
    Sein Blick ging zu dem über dem Kamin hängenden Bild, das er von seiner Tochter hatte malen lassen. Darauf saß sie nicht in der bei Gemälden üblichen Pose, sondern im Freien an einem Ort, den sie »Iseabal’s Knoll« nannten. Hinter ihr war Gilmuir zu sehen, der Stammsitz der MacRaes.
    Manche von der Familie sagten, Margaret ähnle ihm, andere fanden, sie käme nach Moira, seiner Großmutter, mit ihrem schwarzen Haar und den leuchtend blauen Augen. Und an wen erinnerte seine Tochter ihn selbst.
    Was ihre Intelligenz und ihre Neugier anging, drängte sich der Vergleich mit der Jeanne von vor zehn Jahren auf. Was war mit dem Mädchen geschehen, das er damals gekannt hatte?
    Man hielt es für angebracht, mir einige Lektionen zu erteilen.
    Er konzentrierte sich auf das Porträt seiner Tochter, verbannte mit einiger Mühe die Erinnerung an Jeannes Worte aus seinen Gedanken.
    Seit dem Moment, da er sie gerettet hatte, war Margaret das Wichtigste in seinem Leben. Er hatte ihretwegen seine Zukunftspläne und seine Lebensweise geändert, sogar dieses Haus für sie gebaut, in einem respektablen Viertel von Edinburgh, wo sie als Erbin seines Vermögens behütet aufwachsen würde.
    Um ihr den Makel des unehelichen Kindes zu ersparen, hatte er das Gerücht in die Welt gesetzt, verwitwet zu sein. Erst seit kurzem zog er eine Heirat in Betracht, hatte sogar mehrere Veranstaltungen in den neu erbauten Assembly Rooms besucht. Seine Erwartung hörte sich einfach an, war aber kompliziert zu erfüllen: Nicht nur er musste die Frau lieben, auch Margaret musste sie lieben.
    Wahrscheinlich, dachte er, hatte er nur so heftig auf Jeanne reagiert, weil er einsam war.
    Er sank in den Ledersessel hinter seinem Schreibtisch, starrte an die Wand und ließ die vergangene Nacht lebendig werden.
    Jeanne grub immer die Zähne in die Unterlippe und bäumte sich auf, wenn sie zum Höhepunkt kam.
    »Es ist, als löste ich mich in meine Einzelteile auf und würde dann wieder zusammengefügt«, hatte sie es ihm einmal beschrieben.
    Sie hatten perfekt harmoniert, nicht nur körperlich, sondern auch in ihren Bedürfnissen und Wünschen. Keine der wenigen Frauen, mit denen er seit damals zusammen gewesen war, hatte so intensiv auf seine Berührungen reagiert. Die letzte Nacht war der Beweis, dass sich zwischen ihnen nichts geändert hatte.
    Er erinnerte sich an jeden einzelnen Moment und würde es immer tun. Selbst in diesem Augenblick sehnte er sich danach, mit dem Finger über ihre Unterlippe zu streichen. Oder die Hand an ihre Wange zu legen. Oder ihre Knospen zu küssen.
    Douglas stand auf. Es gab nur eine Möglichkeit, diesem Wahnsinn ein Ende zu bereiten. Jeanne musste gehen.
    Immer zwei Stufen auf einmal nehmend, lief er die Treppe zum ersten Stock hinauf, an seinem Zimmer und an Margarets vorbei zum Gästezimmer und klopfte, bevor er es sich anders überlegen konnte, energisch an die Tür.
    Jeanne öffnete so schnell, als hätte sie dahinter gestanden und auf ihn gewartet.
    Und er vergaß, weshalb er gekommen war. Ihre Wangen waren rosig, die

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