Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ruf Der Tiefe

Ruf Der Tiefe

Titel: Ruf Der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Brandis , Hans-Peter Ziemek
Vom Netzwerk:
mit ihm? Ein Stromausfall oder eine andere Panne am Meeresgrund war eine ernste Sache, und um Himmels willen, er war doch kein Saboteur! Was machte diese Flucht mit ihm … und mit den Mitarbeitern der ARAC? Er war sicher, dass die meisten Leute an Bord der Thetys ihm nichts Schlechtes wünschten und keinerlei Interesse daran hatten, ihn gegen seinen Willen zurückzubringen. Und doch hatten manche von ihnen keine Wahl, wenn sie ihren Job nicht riskieren wollten.
    Nach einer Stunde gab die SeaLink die Suche endlich auf. Die Pilotin blies die Ballasttanks mit Pressluft aus und das Boot begann zu steigen. Leons Herzschlag beschleunigte sich. Jetzt begann die zweite kritische Phase. So, Saugnapf. Bitte abspringen, möglichst ohne dass jemand es merkt.
    Lucy klang gut erholt. Streng du dich an, Zweiarm. Du fällst hier mehr auf als Kawon!
    Leon ließ die Strebe los, glitt vom Boot herunter und schwebte bewegungslos neben Lucy, verborgen in der Dunkelheit. Geschäftig surrend entfernte sich das Tauchboot von ihnen, ohne auch nur einen Moment innezuhalten. Sah so aus, als wären sie unbemerkt geblieben. Leon entspannte sich allmählich, schlug leicht mit den Flossen, um sich auf Position zu halten … und war völlig verblüfft, als ein Lichtblitz die Dunkelheit durchschnitt.
    Algenschleim! Bambuskoralle berührst du! , brüllte Lucy in seinem Kopf. Die leuchten, wenn man sie greift!
    Ich weiß! Du hättest mir ja netterweise sagen können, dass sie da ist!, schrie Leon in Gedanken zurück. Sein ganzer Körper hatte sich verkrampft und er ließ den Blick nicht vom Cockpit des Tauchboots. Durch diese Plexiglaskuppel konnten Pilot und Beobachter eine Menge sehen – hatte einer der beiden aus dem Augenwinkel das Licht bemerkt?
    Eine Sekunde verging, zwei Sekunden, drei Sekunden … und nichts geschah, die SeaLink fuhr einfach weiter. Der Glanz ihrer Scheinwerfer entfernte sich, war irgendwann außer Sicht.
    Leon fühlte sich ganz matt vor Erleichterung. Dicht über dem Boden schwimmend, damit sie nicht so deutlich auf den Monitoren des Thetys -Echolots auftauchten, machten sich Leon und Lucy aus dem Staub.
    Sie kamen an einem Dumbo-Tintenfisch vorbei, der auf dem Meeresboden ruhte – und auf einmal musste Leon wieder an Carima denken. Daran, wie er sie vor den Neckereien der anderen in Schutz genommen hatte. An ihren herausfordernden Blick, wenn sie wusste, dass man ihr Hinken bemerkt hatte. Wie er durchs Unterwasserfenster zwischen ihr und Lucy gedolmetscht hatte. Fluch der Karibik! Wenn er jemals dazu kam, ihr von dieser Unterwasserjagd zu erzählen, hatte sie bestimmt einen Vorschlag, in welchem Film sich das gut gemacht hätte …
    Ein komisches Ziehen ist in dir, stellte Lucy fest. Wie heißt das – Sehnsucht?
    Ja , erwiderte Leon, und Lucy war klug genug, nicht weiter nachzufragen.
    Carima saß auf der geschlossenen Klobrille, den Kopf in die Hände gestützt. Ihr Magen war in hervorragendem Zustand und in ihrem Kopf herrschte Chaos.
    Was jetzt? Selbst wenn Leon wirklich in Schwierigkeiten war – konnte sie ihm überhaupt helfen? Sie wusste ja nicht mal, was los war oder wo er sich befand, und Julian hatte deutlich genug gemacht, dass er nicht mehr preisgeben würde. War es sinnlos und dämlich, dass sie hierzubleiben versuchte?
    »Cari?« Ein Klopfen an der Badezimmertür. »Wir haben Glück, ich habe einen Arzt gefunden, zu dem wir gehen können. Aber leider erst morgen. Ich fahre gleich los zur Apotheke.«
    Jetzt konnte sie es sagen. Dass es ihr schon besser ging. Dass sie aus dem Hotel auschecken und zum Flughafen fahren konnten.
    Vielleicht brauchst du es gar nicht, das Lächeln.
    Du hast nicht versucht, mich zu irgendwas zu überreden. Ich bin freiwillig hier.
    Plötzlich stürzten ihr Tränen aus den Augen, glitten über ihr fettiges Zahncreme-Make-up, tropften auf ihre Hände.
    »Carima! Alles in Ordnung?« Das Klopfen an der Badezimmertür wurde zu einem Hämmern.
    Carima wischte sich die Tränen ab und stand schwankend auf.
    Sie würde hierbleiben, wenn es irgendwie ging.
    Alberto Miguel Alvarez konnte nicht glauben, was geschehen war. Das Tauchboot hatte eine Spur dieses rebellischen Tauchers entdeckt … und wieder verloren! Jetzt sah es so aus, als könnte nicht einmal das moderne Fächer-Echolot, das die Thetys an Bord hatte und das den Meeresboden auf eindrucksvolle Art dreidimensional darstellte, ihnen weiterhelfen.
    »Bitte erklären Sie mir, wie das sein kann, dass Sie Redway aus den Augen verloren

Weitere Kostenlose Bücher