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Ruf der Vergangenheit

Ruf der Vergangenheit

Titel: Ruf der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
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das“, sagte er, denn er hatte sie missverstanden. „Du hast starke telepathische Kräfte, und ich verfüge auch über genügend Telepathie –“
    „Nein“, unterbrach sie ihn und brachte ihn auf den Boden der unüberwindlichen Tatsachen zurück. „Die Klauen in meinem Kopf, dieses Spinnennetz – es gibt keine sichere Möglichkeit, daraus zu entkommen.“
    „Und wenn du dich irrst, wenn es sie doch gibt? Versprich mir, dass du dich dann mit mir verbindest.“
    Sie schüttelte den Kopf. „Das Spinnennetz könnte sich ausbreiten. Was, wenn er mit mir ein trojanisches Pferd geschaffen hat?“ Um das Schattennetz mit etwas zu infizieren, das alles Leben, alles Licht auslöschen würde.
    Seine Umarmung raubte ihr fast die Luft. „Viren können nicht in andere Netze überspringen. Das ist immer wieder bewiesen worden.“
    „Er hat aber irgendetwas mit mir angestellt“, gab sie zurück, obwohl sie gegen den verzweifelten Wunsch ankämpfen musste, die Chance zum Weiterleben zu ergreifen. „Und wir haben keine Möglichkeit herauszufinden, wie das Böse aufgehalten werden wird. Wir können das Leben deines Volkes nicht aufs Spiel setzen – was geschieht, wenn wir nach meiner Aufnahme in euer Netz entdecken, dass Ming ein Virus gefunden hat, das im Schattennetz überlebt? Was wird dann?“
    „Ming ist bislang nicht als Überträger von Viren in Erscheinung getreten.“
    „Nein“, gab sie zu. „Man sagt, nur Nikita Duncan sei dazu in der Lage. Aber die Ratsmitglieder hüten ihre Geheimnisse gut.“
    „Das Risiko ist sehr gering“, widersprach er. „Wir könnten dich zur Sicherheit mit Quarantäneschilden umgeben.“
    Ihre Sicht verschwamm. Sie barg ihren Kopf weiter an seiner Brust, ein Blutgefäß in ihren Augen musste geplatzt sein. „Dev, bitte, lass mich gehen.“
    Dev hätte allem widerstehen können, aber nicht dieser leisen Bitte. Katya hatte Schmerzen. Seine Katya hatte Schmerzen und obwohl sie es zu verbergen suchte, wusste er, dass ihr Körper ihr bald nicht mehr gehorchen würde. Im Augenblick konnte sie noch selbst bestimmen, wie und wann sie ging, aufrecht und mit allem Stolz, den Ming ihr hatte nehmen wollen. Er hielt ihren Kopf und legte seine Stirn an ihren Hals, zitterte am ganzen Leib.
    Sie hielt ihn sanft in den Armen, als alles in ihm zerbrach, küsste ihn auf die Wange. „Ich liebe dich, Dev.“
    „Ich werde dir nie verzeihen.“ Es kam tief aus seinem Herzen.
    „Ich weiß.“
    Er wollte sie ansehen, aber sie ließ es nicht zu. „Nein.“
    „Für mich bist du schön, ganz egal, was passiert.“
    „Das sagen sie immer. Aber lass mir ein wenig Eitelkeit.“
    Wie brachte sie es bloß fertig, ihm selbst jetzt noch ein Lächeln abzuringen? Er strich mit der Hand über ihr Haar und küsste ihre Schläfe. „Dann geh jetzt, Mere Jaan. “ Mein Leben. denn das war sie. Das Beste, was er je erlebt hatte. „Aber vergiss nicht – die nächsten zehn Leben verbringst du mit mir.“
    „Verstanden, Sir.“ Ein letzter sanfter Kuss.
    Sie sog seinen Duft tief in ihre Lungen, in ihr Herz und zog sich auf die geistige Ebene zurück, bahnte sich einen Weg durch das Minenfeld in ihrem Kopf – wich den toten Punkten aus, den versperrten Wegen, den Zentren des Schmerzes – und ging zum innersten Kern, der sie mit dem Medialnet verband. Als sie diese Verbindung das letzte Mal gesehen hatte, war sie eine starke lebendige, blau schimmernde Säule gewesen, die vor reiner Kraft summte.
    Jetzt war der Strang mitleiderregend blass und matt. Wenn sie es nicht selbst tat, wäre der Tod nur noch eine Frage der Zeit. Und dann würde sie vollkommen gelähmt und gebrochen sterben, eingeschlossen in der eigenen Hölle. Zumindest spürte sie heute noch Devs Körper, hörte seine leisen Liebesworte, wusste immer noch, dass ihr etwas ganz Außergewöhnliches begegnet war, als sie sich in diesen Mann verliebte.
    Sie sah auf die sterbende Säule und holte tief Luft. „Ich liebe dich von ganzem Herzen, Dev.“ Es war unglaublich leicht, die schwache Verbindung zu durchtrennen, ein einziger Schnitt, und ihr Band zum Medialnet, ihr letzter Halt, war verschwunden.
    Sie wartete auf das Einsetzen des Todesschmerzes. Er ließ nicht lange auf sich warten. Eiserne Speere bohrten sich in ihren Leib, rissen ihn auf, zerschmetterten ihre Knochen. Aber sie nahm es kaum wahr. Denn Dev hatte Recht gehabt. Kein Virus konnte sich außerhalb des Netzes behaupten. Mings Käfig fiel nicht mit ihr.
    Das Gefängnis, die Klauen, wurden

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