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Ruf der Vergangenheit

Ruf der Vergangenheit

Titel: Ruf der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
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brutal aus ihrem Kopf gerissen, zerfetzten das Gehirn. Der Schmerz war so stark, dass sie nicht einmal mehr die eigenen Schreie hörte. Dann löste sich eine letzte sadistische Verankerung, und ihr Verstand stand still.

 
    53
    Noch nie zuvor hatte Dev einen solch tiefen Schmerzensschrei gehört. Er hielt Katyas zuckenden Körper in den Armen, und als sie nur noch verzweifelt nach Luft schnappte, betete er zum ersten Mal, seit das Licht in den Augen seiner Mutter verlöscht war. „Bitte“, flüsterte er. „Bitte.“ Er bat um Gnade, um Erleichterung.
    Sein Hemd wurde feucht, er wusste, dass es ihr Blut war. Doch ihr Herz schlug noch, ihre Finger hielten sich an ihm fest. Was musste sie denn noch alles ertragen?
    „Lass mich an ihrer Stelle leiden“, wandte er sich an den Himmel.
    Und sofort spürte er den Schmerz. Er hielt Katya weiter fest, als er zu Boden sank und seine Knie hart aufschlugen. Er biss die Zähne zusammen, hielt den Schmerz aus und öffnete sich ihm. Katya war ganz still geworden, für diese Gnade zahlte er gern jeden Preis.
    Es fühlte sich an, als würde ihm die Haut von innen abgezogen, als schlitzten ihn tausend Messer auf.
    Dann war es so plötzlich vorbei, wie es gekommen war. Er kniete immer noch und hielt die bewegungslose Katya in den Armen, atmete stoßweise. Überall war Blut. Manches stammte von ihm, denn was immer es gewesen war, die Gewalt hatte seine Haut aufgerissen, aber das zählte nicht.
    Denn Katya atmete noch.
    „Katya.“ Er legte prüfend die Hand an ihre Wange. Sie war warm. Doch ihre Augen waren geschlossen. Und als er sie auf der geistigen Ebene erreichen wollte, fand er … beinahe nichts. Kaum noch ein Echo der lebendigen Frau, die sie einst gewesen war.
    Also kein Hirntod, aber doch beinahe.
    Seine Schultern zuckten vor Gram, er presste ihren Körper an sich und sank in sich zusammen.
    Das unablässige Läuten seines Handys war ihm zunächst gleichgültig.
    Doch es wollte und wollte nicht aufhören, schließlich warf er es so wütend gegen die Wand, dass es in zwei Hälften zersprang.
    Zwei Sekunden später klopfte es in seinem Kopf so laut, dass er aus seiner Konzentration gerissen wurde, seiner Zeit mit Katya. Er öffnete sein geistiges Auge und „schlug“ wütend nach Tag.
    Der Telepath hätte sich daraufhin zurückziehen sollen. Schüttelte sich aber nur und sprach ihn über ihre Verbindung im Medialnet an. „Es gibt eine neue Verbindung, Dev.“ Eine Mischung aus Frustration und Überraschung drang durch Devs Trauer. „Hörst du mir überhaupt zu? Es gibt eine neue –“
    Aber Dev hatte den silbernen Faden schon entdeckt, der seinen Geist mit einem verlöschenden Stern verband. Ein kleiner Stern, in dem nur noch ein schwaches Licht flackerte. Auch der silberne Faden war so dünn, dass ein einziger Hauch ihn aus seiner Verankerung lösen konnte. Als die Liebe seiner Nani ihn umfing, wehrte er sich nicht, tat einfach gar nichts, denn sein Herz war gebrochen.
    Doch ein Teil von ihm, der des Direktors von Shine , konnte immer noch denken und das Gesehene verarbeiten. „Ich dachte, das Schattennetz könne keine reinen Medialen aufnehmen.“
    „Nicht willentlich – nicht so wie im Medialnet“, sagte Nani . „Das haben wir früher einmal vergeblich bei jemandem versucht, der das Medialnet verlassen wollte.“
    „Und doch ist sie hier.“
    „Wir haben einen kapitalen Fehler begangen – wir haben nicht das einbezogen, was uns vom Medialnet unterscheidet. Wir haben die Gefühle vergessen, Devraj.“ In ihrer Stimme klang sowohl Verwunderung als auch Sorge mit. „Die Verbindungen der Vergessenen zum Schattennetz sind aus reiner Notwendigkeit entstanden, aber die Verbindungen untereinander bestehen aus Gefühlen.“
    Dev hörte die Worte wohl, konnte aber nicht glauben, dass dieser dünne Faden, diese kaum sichtbare Verbindung, seine Liebe zu Katya darstellte. „Ich liebe sie doch sehr viel mehr.“ Sie war sein Grund zu leben.
    „Sie stirbt, Beta , darum ist eure Verbindung so schwach. Das weißt du doch.“
    Aber er wollte es nicht wissen. „Sie wollte den Zeitpunkt ihres Todes selbst bestimmen, aber ich konnte sie nicht gehen lassen. Noch nicht.“ Nicht, als sie in seine Arme gesunken war.
    „Deine Katya gönnt dir sicher noch etwas Zeit, um Abschied zu nehmen.“
    Dev richtete sich auf, trug Katya ins Badezimmer und ließ ihr ein Bad ein. Mit großer Sorgfalt wusch er ihre Haare, bis sie glänzten, rieb ihr die Haut mit dem weichsten Handtuch

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