Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ruf der Vergangenheit

Ruf der Vergangenheit

Titel: Ruf der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
Vom Netzwerk:
nicht verarbeiten. Er hat sich kurz abgeschaltet und ist dann neu gestartet.“
    Der Ausdruck in Devs Augen änderte sich, es war fast unheimlich, wie er sich auf einen Aspekt konzentrieren konnte. „Sie erinnern sich, nicht wahr?“
    „Erst wenn ich die Worte höre, fällt es mir wieder ein“, erklärte sie und sah ihm dabei fest in die Augen. Für sie ergab die Erklärung einen Sinn, aber ihn schien sie nicht überzeugt zu haben. „Ich führe Sie nicht absichtlich in die Irre.“ Es war ungeheuer wichtig, dass er ihr glaubte, über sie Bescheid wusste, obwohl er doch nur ein Fremder war.
    Aber Devraj Santos würde es ihr wohl nicht leicht machen.
    Er senkte kurz die Lider und sagte dann: „Das werden wir bald genug herausfinden.“ Er stand auf und forderte sie mit einer Geste auf, auszusteigen. „Lassen Sie uns eine Pause einlegen, damit Sie etwas zwischen die Zähne bekommen.“
    Sie sah das Einkaufszentrum, die vielen Leute und schreckte zurück. „Ich würde lieber hier bleiben.“
    Dev bedachte sie mit einem langen, prüfenden Blick. „Ich bringe Ihnen etwas mit“, sagte er, und ihr war klar, dass er ihren inneren Rückzug bemerkt hatte. Er schloss die Beifahrertür, ging um den Wagen herum und drückte einen Knopf am Armaturenbrett. „Ich möchte nicht, dass Sie mit dem Wagen abhauen.“ Er sah sie forschend an.
    Es fiel ihr schwer, keine Regung zu zeigen, ihre Frustration zurückzuhalten. „Ich könnte auch einfach davonlaufen.“
    „Sie sind zu schwach, um weit zu kommen.“ Ruhig und sachlich. „Außerdem werde ich Ihnen nicht die Gelegenheit dazu geben.“ Er trat zurück und verriegelte die Türen, augenscheinlich mit einer Fernbedienung.
    Katya wartete nur, bis er ihr den Rücken zukehrte, dann versuchte sie, den Wagen zu starten. Sie musste dorthin, musste es sich ansehen, musste es mit eigenen Augen sehen.
    Wie Trommelschläge dröhnte es in ihrem Kopf, ein sonderbarer Zwang, sie wusste weder, wohin sie gehen musste, noch, wen sie dort suchte. Wusste nur, dass sie, sobald sie frei wäre, immer weiterlaufen musste, bis sie am Ziel war.
    Aber zuerst einmal würde sie fliehen müssen.
    Dev verschwand gerade im Einkaufszentrum – und ihre suchenden Hände ertasteten das Paneel, hinter dem die Sicherungen des Wagens versteckt waren.
    Archiv Familie Petrokov
    Brief vom 24. Februar 1971
    Mein liebster Matthew,
    im Netz wird heftig diskutiert. Der Wirbel ist so gewaltig, dass alles davon erfasst wurde. Dem Vorschlag des Rats, Silentium, „unsere größte, vielleicht einzige Hoffnung“, einzuführen, schlägt Ungläubigkeit entgegen.
    Vielleicht habe ich mir umsonst Sorgen gemacht. Es scheint, als wären wir viel zu menschlich, um unserer Jugend so etwas zuzufügen, ganz egal, welche Dämonen uns verfolgen. Für diese Gnade danke ich Gott von ganzem Herzen.
    In Liebe
    Mamotschka

 
    9
    Katya brach sich fast die Nägel ab, aber das Paneel ließ sich nicht zur Seite schieben. Zehn wertvolle Sekunden verstrichen, ehe sie bemerkte, dass ein zweiter Sicherheitscode es schützte. Frustriert setzte sie ihre Bemühungen fort, tat Dinge, von denen sie nicht einmal gewusst hatte, dass sie sie beherrschte, bevor ihr Gehirn den Fingern den Befehl dazu gab.
    Es nutzte nichts.
    Der Wagen war so uneinnehmbar wie ein Panzer. Als ihr klar wurde, dass sie nur Energie vergeudete, gab sie auf, lehnte sich zurück und presste die Finger auf die Stirn, in dem verzweifelten Bemühen herauszufinden, ob das zwanghafte Verlangen, das dringende Bedürfnis, dorthin zu gelangen … nach Norden zu gehen – ja, nach Norden! – nichts anderes als eine Falle war.
    Zuerst fand sie nur das klebrige Spinnennetz, das ihr die Hände band und den Mund verschloss. Doch dann entdeckte sie sich selbst in einer versteckten Ecke ihrer Psyche, die die Flügel des Phönix verbargen. Dort erkannte sie, dass das Bedürfnis aus ihr selbst kam. Doch konnte sie dem Glauben schenken? Ihr Verstand war gebrochen, voller Löcher und Lügen, voller Fantasien und Albträume. Wenn der Phönix nun nur ihrer verrückten Vorstellung entsprang, wenn sie ihn sich nur ausgedacht hatte, als ihr alles andere genommen worden war?
    Es klickte neben ihr.
    Sie fuhr hoch, als die Fahrertür aufgeschoben wurde. Dev setzte sich, sein Körper schien jeden Zentimeter freien Raum zu beanspruchen. „Hier bitte.“
    Sie nahm den Becher entgegen, den er ihr hinhielt, und zog die Stirn kraus. „Ziemlich schwer für Saft.“
    „Ein Milchshake“, sagte er, öffnete

Weitere Kostenlose Bücher