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Ruf der Vergangenheit

Ruf der Vergangenheit

Titel: Ruf der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
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mochte in der Zwischenzeit geschehen sein? Selbst beim Lachen hatte sie eine Distanz wahrgenommen, als ständen diverse Schilde zwischen ihnen. Aber sie war ja auch eine Feindin für ihn. Warum sollte er ihr irgendetwas über sich mitteilen?
    Dev tippte mit dem Finger auf das Muschelfoto. „Waren Sie schon mal am Strand?“
    Sand in den Schuhen, in Haaren und Kleidern.
    „Ja.“ Fast panisch klammerte sie sich an die Erinnerung. „Einmal, als Kind. Es war … Zufall. Unser Fahrzeug funktionierte nicht, und mein Vater musste an einem Strand anhalten.“
    „Sie sind bei Ihrem Vater aufgewachsen?“
    „Ja.“ Erneut tauchten Erinnerungsbilder auf, scharf und so heftig, als stampfe es jemand aus den Zellen heraus. „Nein, bei beiden.“
    „Bei beiden?“
    „Ja.“ Sie schüttelte den Kopf, suchte nach dem Puzzleteil, das ihr Bild vervollständigen würde. Schmerz durchfuhr sie, aber sie fand, was sie suchte. „Sie hatten vertraglich die gemeinsame Elternschaft vereinbart.“
    „Manchmal“, murmelte Dev, „glaube ich fast, die Medialen liegen mit ihren Verträgen richtig.“ Sein Gesicht hatte einen eigenartig abwesenden Ausdruck. „Kein Raum für menschliches Versagen.“
    „Kein Raum für irgendetwas.“ Immer noch gab ihr Verstand vieles nicht frei, aber sie erinnerte sich an ein Gefühl von Isolation, das sie schon als Kind gehabt hatte. „Keine emotionalen Bindungen. Mein Vater hätte genauso gut ein Fremder sein können – für ihn war ich nur eine Investition in die Zukunft, sein genetisches Erbe.“
    „Dennoch fühlen Sie sich zu ihm hingezogen – Sie haben ihn als Ersten erwähnt.“
    Das gab ihr zu denken. Sie blinzelte und sah in die nicht-nur-braunen Augen, die sie bereits in ihren Träumen verfolgten. „Ja, scheint so … aber ist es nicht paradox? Im Medialnet hatte ich doch keine Gefühle, ich war vollkommen in Silentium.“
    „Vielleicht waren Sie auch einfach nur ruhiggestellt“, murmelte er und strich mit der Hand eine Haarsträhne aus ihrem Gesicht – die Berührung war wie ein elektrischer Schock.
    Nachrichtenprotokoll Erde 2:
Station Sunshine
    18. Mai 2080: Die Zahl der leichten Erkrankungen hat sich erhöht, Hauptsymptome sind Kopfschmerzen. Tests haben bei einem kleinen Teil der Mannschaft minimale Blutungen in der Großhirnrinde festgestellt.
    Die Betroffenen werden beobachtet, ein Team von Biomedizinern sucht nach Giftstoffen, die Auslöser sein könnten.
    Bislang haben diese Erkrankungen niemanden ernsthaft geschädigt oder seine Fähigkeiten eingeschränkt; die Produktivität ist weiterhin sehr hoch. Es besteht keine Notwendigkeit für einen Mannschaftswechsel.

 
    10
    Devs Worte – und die Empfindung, die seine Berührung ausgelöst hatte – gingen Katya nicht aus dem Kopf, als er sie nach oben zu ihrem Zimmer brachte. Ein schöner, luftiger Raum, die Laken auf dem Doppelbett waren cremefarben mit einem leichten Stich ins Rosa. „Wunderschön, vielen Dank.“
    „Leider lassen sich die Fenster nicht öffnen.“ Er wies mit dem Kopf auf die großen Glasscheiben. „Das Holz hat sich letzten Winter verzogen, und ich bin noch nicht dazu gekommen, neue Fenster einzusetzen. Aber wenn Sie tagsüber die Tür auflassen, bekommen sie genügend Frischluft.“
    Katya sah in seinen schönen Zügen den gnadenlosen Eroberer, den Kriegsherrn, dessen Ehrbegriff es nie zulassen würde, dass es ihr schlecht ging. Und dennoch … „Ein komfortables Gefängnis.“ Sie spürte einen Anflug von Unmut.
    Er zuckte nicht zusammen, tat noch nicht einmal überrascht. „Was ich über die Fenster gesagt habe, stimmt. Aber es stimmt auch, dass ich Sie genau aus diesem Grund hier untergebracht habe.“
    „Was könnte ich denn schon tun?“ Sie deutete mit der Hand hinaus auf das endlose Grün und Weiß. „Wir sind irgendwo im Nichts – wahrscheinlich würde ich nicht einmal hier herausfinden, wenn Sie mir eine Karte und einen Kompass geben würden.“
    „Aber der Wagen verfügt über ein Navigationssystem“, sagte er ruhig. „Und über ein Sicherheitssystem, das mir meldet, wenn jemand unerlaubt den Motor starten will.“
    Eiskalt lief es ihr den Rücken hinunter, der Unmut verschwand. „Ich bin eine Gefangene. Ich muss versuchen zu fliehen.“
    „Und wohin, bitte schön?“ Scharf, die Frage eines Kriegers, unzivilisiert und direkt. „Man hat Sie wie Müll vor meiner Tür abgeladen.“
    Jetzt zuckte sie zusammen. „Das heißt noch lange nicht, dass mich niemand haben will. Zum Beispiel

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