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Ruf der Vergangenheit

Ruf der Vergangenheit

Titel: Ruf der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
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Meldung: Zehn Mitarbeiter des Wissenschaftlerteams sind nach einer Erkundungsfahrt ins Lazarett eingeliefert worden. Anscheinend haben sie auf dem Rückweg im Dunkeln die Orientierung verloren.
    Keiner aus dem Team hat die Hilfe der Basisstation angefordert oder erinnert sich daran, was dort draußen vorgefallen ist. Alle werden im Lazarett bleiben, bis der Vorfall aufgeklärt ist.

 
    32
    „Hast du deine Papiere?“, fragte Jessie, als sie den Laster etwa drei Stunden vor der kanadischen Grenze anhielt. Trotz der frühen Morgenstunde war es noch vollkommen dunkel.
    Katya schüttelte den Kopf. „Nein. Ich werde es so probieren müssen.“
    „Ist nicht gerade einfach. Die haben inzwischen mediale Wächter – hatten offensichtlich Schwierigkeiten mit Telepathen, die menschliche Beamte verwirrt haben.“
    Damit war Katyas Plan hinfällig. „Du kennst nicht zufällig jemanden, der Ausweise fälscht?“
    „Sehe ich aus wie eine Kriminelle?“
    „Nein, aber wie jemand, die Verbindungen hat.“
    Jessie grinste. „Na, was soll’s. Dann mal los.“
    Zwanzig Minuten später war Katya im Besitz eines „Einmal-Ausweises“, wenn man dem kleinen Mann glauben konnte, der ihn angefertigt hatte.
    „Nach etwa zehn Minuten fliegt das auf, also sputen Sie sich, sobald Sie über die Grenze sind.“
    Katya nickte und gab ihm fast alles Geld, das sie Tag abgenommen hatte. „Danke.“
    „Falls man Sie erwischt, sind wir uns nie begegnet.“ Kleine schwarze Mausaugen hielten ihren Blick fest. „Verstanden?“
    „Sicher.“
    „Geht die Ladung auch über die Grenze?“, fragte sie Jessie, als sie ihren Weg fortsetzten.
    Die Truckerin schüttelte den Kopf. „Nein, in ein Lagerhaus etwa vierzig Minuten davor. Da nimmt dich sicher jemand mit – ich passe auf, dass du einen von den Guten erwischt.“
    „Warum tust du das, Jessie?“, fragte Katya und fuhr mit den Fingern über die Ecke der Plastikkennkarte. „Ich stecke doch offensichtlich in Schwierigkeiten. Mir zu helfen, bringt nichts als Scherereien.“
    „Schon mal was von ‚Gutes weitergeben‘ gehört.“
    „Nein.“
    „Aus welcher Höhle bist du denn gekrochen?“ Ohne eine Antwort abzuwarten, lieferte Jessie die Erklärung. „Ist ganz einfach: Tut dir jemand was Gutes, gibst du das weiter, wenn du an der Reihe bist. Damit das Gute wieder in die Welt kommt.“
    „Verstehe“, sagte Katya bedächtig. „Die Welt wäre bestimmt eine bessere, wenn jeder so handeln würde. Darf ich fragen, für wessen gute Tat ich belohnt werde?“
    „Ein furchterregender Scheißkerl von Trucker hat mich als klapperdürre Sechzehnjährige auf einer dunklen, verlassenen Straße aufgelesen.“ Ihr Lächeln war einfach bezaubernd. „Nachdem er mich gründlich zusammengestaucht hatte, von wegen Trampen sei mordsgefährlich, hat er mir was zu essen gegeben, mich den Laster waschen lassen und gefragt, wohin ich wolle. Ich hatte keine Ahnung, und er hat einen von diesen scheißschweren Seufzern losgelassen.“
    „Und?“, fragte Katya prompt, als Jessie schwieg.
    „Die nächsten fünf Jahre bin ich bei ihm mitgefahren. Issac hat mir beigebracht, wie man diese Riesen fährt und mir die erste Fracht verschafft.“
    „Das muss ihn stolz machen. Ist er in Rente?“
    „Der doch nicht! Er ist nur sechs Jahre älter!“
    „Oh!“ Katya biss sich auf die Lippen, konnte ihre Neugierde jedoch nicht zügeln. „Und er ist auch nicht so was wie ein älterer Bruder?“
    „Mein Gott, ich bin eine dumme Kuh. Und so leicht zu durchschauen.“ Jessie verdrehte die Augen. „Er sieht in mir immer noch die klapperdürre Göre, die er damals aufgelesen hat. Es geht nicht in seinen blöden Männerschädel, dass meine Titten nicht nur zum Anschauen da sind. Es soll sie auch mal jemand anfassen, verdammt noch mal!“
    Katya lachte laut auf, und endlich zeigte sich auch am Horizont ein erster Lichtstreifen. „Und wenn er’s nicht merkt?“
    „Ich gebe ihm noch einen Monat. Danach nehme ich den Erstbesten, der mich haben will, ich schwör’s.“
    „Es ist wunderbar, mit jemandem zusammen zu sein, der einen ganz tief berührt.“ In Katya stieg die Erinnerung an heiße Umarmungen auf.
    „Hört sich aber nicht besonders glücklich an.“
    „Ich glaube, inzwischen hasst er mich.“
    Eine Sirene heulte hinter ihnen auf und schnitt ihr das Wort ab.
    „Verdammt.“ Stirnrunzelnd zog Jessie den Laster auf den Randstreifen der vollkommen leeren Straße. „Die Scheißbullen haben nichts anderes zu tun, als

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