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Ruf der Vergangenheit

Ruf der Vergangenheit

Titel: Ruf der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
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gesetzestreue Bürger zu belästigen.“
    „Jessie, ich bin nicht –“
    „Ganz ruhig. Mach dir gesetzestreue Gedanken.“ Jessie schob die Tür auf, angelte sich ihren Mantel und sprang auf die Straße. Katya konnte nicht sehen, wohin sie ging, aber sie hörte, was sie sagte. „Michel Benoit, warum mampfst du nicht lieber einen Doughnut?“
    „Für dich immer noch Officer Benoit“, antwortete er gedehnt. „Mir sind Berichte zugegangen, du würdest Schmuggelware transportieren, Süße.“
    „Von wegen!“ Jessie klang wütend. „Scheiße, ich bin völlig sauber, das weißt du genau.“
    „Laufender Meter, dunkelblonde Haare und ziemlich dürr. Klingelt da was bei dir?“
    „Ich habe keine Ahnung, was du meinst.“
    Katya hatte viel Vertrauen in Jessies Fähigkeiten, aber sie wollte niemanden in Schwierigkeiten bringen, nur weil er ihr half – der Polizist würde ja doch den Wagen durchsuchen. Sie schob die Beifahrertür zurück, trat hinaus in die kalte Winterluft und stellte sich neben Jessie, während die Morgenröte langsam den Himmel überzog. Selbst der Schnee am Straßenrand wirkte warm in dem rotgoldenen Licht.
    „Und was soll ich verbrochen haben?“, fragte Katya und sah dem Polizisten in die eisblauen Augen.
    Er lächelte, sein dunkelbraunes Haar wehte im Wind. „Könnte was mit dem Abfeuern einer Betäubungspistole zu tun haben.“
    „Gibt es eine Anzeige?“ Irgendwas an diesem Michel Benoit kam ihr verwirrend vertraut vor.
    Er hob eine Augenbraue. „Sollen wir etwa eine offizielle Akte anlegen?“
    „Also keine Anzeige“, teilte Jessie ihr mit und stemmte die Hände in die Hüften. „Er hat kein Recht, dich einzusperren.“
    Michels Augen blitzten auf. „Halt dich da raus, Jessie.“
    „Steck dir deine Ratschläge in den Arsch“, murrte Jessie. „Alle Welt weiß doch, dass du ‘ne lockere Einstellung zu Gesetzen hast.“
    Der Mann schien das nicht als Beleidigung aufzufassen, auch seine Augen lächelten. „Hier ist mein Angebot“, wandte er sich an Katya. „Sie können jetzt ohne Umstände mit mir kommen, oder ich denke mir was aus, um sie beide zu verknacken.“
    „Uns beide? Jessie hat doch gar nichts getan.“
    „Jessie“, murmelte Michel, „hat wahrscheinlich jede Menge auf dem Kerbholz.“
    Katya legte die Hand auf Jessies Arm, als diese eine Bewegung machte, als wollte sie sich auf den Polizisten stürzen. „Es sind die Augen“, sagte sie leise. „Die Farbe hat mich in die Irre geführt, aber sie haben dieselbe Form.“
    Michels Lächeln wurde noch breiter. „Ich habe keine Ahnung, wovon Sie reden.“
    „Sagt Ihnen der Name Devraj etwas?“
    „Könnte der Name eines Cousins sein, aber es gibt viele, die so heißen.“
    Damit war sicher, dass Michel sie keinesfalls gehen lassen würde, sie wandte sich an Jessie. „Vielen Dank für alles.“
    Jessie machte zwar ein finsteres Gesicht, aber sie nahm Katya fest in den Arm. „Falls du jemals Hilfe brauchst, ruf mich einfach an. Kannst du dir die Nummer merken?“
    Katya nickte und prägte sich die Handynummer ein. „Also dann“, sagte sie zu Michel. „Wo bringen Sie mich hin?“
    Archiv Familie Petrokov
    Brief vom 24. Dezember 1978
    Liebster Matthew,
    es ist Heiligabend, aber überall ist es eigenartig still. Sonst treiben die Gestaltwandler stets ihren Weihnachts-Schabernack – ich rechne immer damit, um Mitternacht einen Tiger auf der Veranda zu finden. Ein Kind hat mir einmal bei dieser Gelegenheit einen frischen Stechpalmenzweig geschenkt, kannst du dir so etwas vorstellen?
    Aber in diesem Jahr bleiben selbst die Sänger der Menschen zu Hause. Wir harren auf den Schlag der Axt – der Rat wird bald eine Entscheidung fällen. Wenn das geschieht, was ich befürchte, werden Nicht-Mediale für immer von ihren Lieben abgeschnitten sein.
    Der Rat hat zwar zugegeben, dass Erwachsene nicht mehr vollständig konditioniert werden können, aber jeder im Medialnet wird sich strikten Regeln unterwerfen müssen. Falls nicht, wird man ihnen die Kinder wegnehmen – um sie zu konditionieren. Meine Hand zittert, während ich diese Worte niederschreibe. Niemand wird mir je dich oder Emily wegnehmen.
    Mamotschka

 
    33
    Mit einem schneesicheren Mietwagen, den Maggie organisiert hatte, raste Dev vom Flughafen zum Haus seines Cousins südlich der Grenze zu Britisch Columbia. Schon kurz nachdem Michel Katya „in Gewahrsam“ genommen hatte, hielt er vor der Tür.
    Michel öffnete, noch bevor Dev anklopfen konnte. „Sie gehört

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