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Ruf der verlorenen Seelen

Ruf der verlorenen Seelen

Titel: Ruf der verlorenen Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Derting Kimberly
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gehört, wenn ein
Mädchen mit Jay flirtete. Megans Abschiedsgruß klang etwas
zu übereifrig und einstudiert, als hätte sie ihn geübt, bevor Jay
vorbeikam.
    Violet bemerkte auch, dass Mikes Schwester niedlich aussah.
Natürlich hatte sie keine Ahnung, dass Violet im dunklen
Wagen saß und auf Jay wartete.
    Megan hob einen Fuß hoch, eine harmlose Geste, doch
Violet erkannte sofort, dass sie kokett und aufreizend wirken
sollte. Und dann sah sie, wie Megan eine Haarsträhne um den
Finger wickelte, als sie wieder etwas sagte und versuchte, Jays
Aufmerksamkeit auf sich zu lenken.
    Jay machte gerade die Fahrertür auf, dann drehte er sich zu
einer Antwort um. In dem Moment ging das Licht im Wagen
an und Violet war nicht länger in Dunkelheit gehüllt.
    Mikes Schwester sah sie.
    Violet biss sich auf die Lippe, als sie die Hand hob und Megan
unschuldig zuwinkte, die reglos dastand, wie eine Statue, den
Fuß immer noch in der Luft. Als Megan in sich zusammensank
und den Fuß wieder auf die wacklige Treppe stellte, hatte Violet
fast ein schlechtes Gewissen. Aber nur fast.
    Jay lächelte Violet an, Megans Flirtversuch war ihm völlig
entgangen. Er stieg ein und machte die Tür zu. »Siehst du, ich
hab dir ja gesagt, dass es nicht lange dauert.«
    Als Violet sah, dass Jay Megan gar nicht beachtete, ging es
ihr schon wesentlich besser. Obwohl sie Jay nicht so einfach
davonkommen lassen wollte, denn sie war immer noch etwas
beleidigt.
    Jetzt hatte er also nicht nur einen neuen Freund, sondern
auch noch eine neue Verehrerin.
    Als sie das Ende der Zufahrt erreichten, spürte Violet, wie
ein Kopfschmerz sich anbahnte. Sie massierte mit den Fingerspitzen
erst die Schläfen, dann den Nacken gegen die Verspannung.
    An der Kreuzung kamen ihnen zwei Scheinwerfer entgegen,
und als Jay abbog, raste ein abgewrackter roter Pick-up
an ihnen vorbei in die Zufahrt, die sie gerade verließen. Sie
konnten kaum ausweichen.
    Als sie schweigend dahinfuhren, sagte Violet sich, dass sie
sich lächerlich benahm. Dass Jay sie liebte. Nur sie. Nicht Mike
und auch nicht Mikes Schwester.
    Und das glaubte sie auch. Trotzdem ärgerte sie sich darüber,
dass ihr gemeinsamer Abend durch den Umweg getrübt worden
war.
    Der Kopfschmerz ließ nach, schwand mit jeder Umdrehung
der Räder, bis er nur noch eine unangenehme Erinnerung war.
    Jay hielt vor ihrem Haus und sie ließ sich zum Abschied von
ihm küssen. Es war ein schöner Kuss. Und im Nu hatte sie
vergessen, dass sie ihm eigentlich böse sein wollte.
    Sie war so benommen von dem leidenschaftlichen Abschied,
dass sie ganz vergaß, Jay zum Abschied nicht zu winken, bevor
sie die Tür hinter sich schloss.
    Vielleicht hob sie dabei sogar geziert einen Fuß hoch.

8. Kapitel

    Violet schloss gerade ihren Wagen auf, als die Frau in dem
schicken weißen Kostüm auftauchte.
    Die Schule war aus, die Schüler strömten auf den Parkplatz
und stellten sich auf den Gehwegen vor den Bushaltestellen
auf, alle wollten nach Hause. Irgendwo hinter Violet dröhnte
mit viel zu lauten Bässen ein Countrysong aus einer Anlage, so
dass die Fenster der Autos rundherum vibrierten.
    Â»Violet? Violet Ambrose?« An dem Tonfall war zu hören,
dass die Frau ganz genau wusste, wer Violet war.
    Aber Violet hatte keine Ahnung, wer die Unbekannte war.
Sie erkannte nur, dass die Frau hier, zwischen den Schülern der
White River High School, völlig deplatziert wirkte. Wie eine
Lehrerin sah sie ganz bestimmt nicht aus. Außerdem hätte Violet
sie sich gemerkt, wenn sie sie schon mal in der Schule gesehen
hätte. Und der Junge hinter ihr wirkte zwar kaum älter als
Violet, aber auch er passte mit seinem verwaschenen schwarzen T-Shirt und den zerrissenen Jeans überhaupt nicht hierher.
    Glatte, fast pechschwarze Haare, zu lang und ungekämmt, fielen
ihm schräg über die Augen. Er hätte eher in einen Skaterpark
gepasst als auf den Parkplatz einer kleinstädtischen Schule,
mit Countrymusik im Hintergrund.
    Er hatte die Hände in die Taschen gesteckt und schaute auf
den Asphalt anstatt zu Violet.
    Violet zog den Schlüssel aus dem Schloss.
    Â»Sind Sie Violet Ambrose?«, fragte die Frau.
    Â»Hm-mm.« Jetzt war Violet neugierig.
    Die Frau trat einen Schritt vor und reichte ihr förmlich die
Hand. »Ich bin Sara Priest. Ich habe versucht, Sie zu erreichen.
«
    Sara Priest? Der Name …
    Vom FBI? Die Sara

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