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Ruf der verlorenen Seelen

Ruf der verlorenen Seelen

Titel: Ruf der verlorenen Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Derting Kimberly
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war nicht bereit, ihn zu sehen. Sie
wollte gar nicht wissen, wer es war. Oder was er war.
    Sie blieb so lange weg, wie es ging, ohne dass es auffiel, dann
zwang sie sich hinauszugehen.
    Rafe wirkte erleichtert, und Violet hatte das Gefühl, dass er
die ganze Zeit dort gestanden und die Tür bewacht hatte.
    Â»Geht's dir jetzt besser?«, fragte er leise und trat nervös von
einem Fuß auf den anderen.
    Violet schaute sich im Flur um und fragte sich, weshalb sie
allein waren.
    Â»Sara musste weg«, sagte Rafe, ehe Violet fragen konnte.
    Und dann überreichte er ihr zwei Akten und begleitete sie zum
Aufzug. »Sie hat mich gebeten, dir das hier zu geben und dir zu
sagen, du sollst bitte über ihre Worte nachdenken.«
    Â»Ich kann nicht …« sagte Violet, sie wollte die Akten nicht
annehmen.
    Aber Rafe hielt sie ihr so lange hin, dass Violet sie schließlich
nahm. »Es muss ja nicht sofort sein, Violet. Schau sie dir an,
wenn du soweit bist.«
    Er schaute sie mit seinen dunkelblauen Augen an, und Violet
hatte wieder dasselbe Gefühl wie an jenem Abend, als sie ihm
im Kino begegnet war … als gäbe es ein Geheimnis, das sie miteinander
teilten. Ein Geheimnis, über das keiner von beiden
sprechen wollte.
    Ein Mann im Anzug eilte im Flur an ihnen vorbei, und Violet
schaute ihm nach. Von irgendwoher kannte sie ihn, aber sie
wusste nicht mehr, woher. Sie überging das Déjà-vu-Gefühl,
denn sie war zu erschöpft von den Ereignissen des Tages.
    Violet war erleichtert, als sie im Aufzug war und Rafe hinter
der sich schließenden Tür verschwand.
    Sie seufzte, lehnte sich schwer gegen das Handgeländer und
legte die Stirn an die Stahlwand. Als sie unten ankam, lief sie
schnell ins Parkhaus. Sie wollte so schnell wie möglich zu ihrem
Wagen und weg von hier.
    Sie kam an einer Gruppe von Männern vorbei, und ohne es
zu wollen, schnappte sie Fetzen ihrer Unterhaltung auf.
    Â»Was hat sie sich dabei gedacht …?«
    Â»â€¦ Zeitverschwendung …«
    Â»â€¦ absoluter Schwachsinn.«
    Die Worte hätten Violet nicht weiter beeindruckt, wäre da
nicht noch etwas gewesen: die unverkennbaren Signale, die
ihre Worte umgaben, ihre Stimmen, die Männer selbst.
    Echos. Farben. Töne. Empfindungen … Sie schwirrten
durcheinander und verhedderten sich wie lose Fäden.
    Die Erinnerung war noch so frisch, dass sie sie sofort wiedererkannte.
    Vogelgeflatter. Flammen. Ein weinendes Kind.
    Sie schaute ihnen im Vorübergehen ins Gesicht und konzentrierte
sich dabei auf ihre Schritte, um nicht zu stolpern.
    Ihre Anzüge passten nicht zu den Gesichtern. Sie zog sie im
Kopf um. Flanelljacken. T-Shirts. Verwaschene Jeans.
    In Gedanken fügte sie den Mann hinzu, der ihr im Flur entgegengekommen
war.
    Sie waren es. Die Männer von der Gegenüberstellung. Das
waren alles FBI-Agenten gewesen.
    War das Ganze nur ein Scherz? Ein Trick? Ein Test?
    Sie fragte sich, ob die Männer sie wiedererkannten. Ob die
auch wussten, wer sie war.
    Als sie bei ihrem Wagen war, schaute sie noch einmal zu
ihnen. Es sah nicht so aus, als würde jemand sie erkennen.
    Als sie einstieg und sich anschnallte, zitterten ihr die Hände.
    Sie ließ den Motor an und fuhr los. Sie fuhr ziellos durch die
Gegend. Alle Straßen in der Stadt sahen für sie gleich aus.
    Hatte Sara ihr eine Falle gestellt, um ihr vermutetes Talent
zu testen? Hatte Violet den Test bestanden oder war sie durchgefallen?
    Violet biss die Zähne zusammen, sie war wütend und fühlte
sich betrogen, ohne zu verstehen, warum eigentlich. Es konnte
ihr doch egal sein, ob Sara an ihre Gabe glaubte oder nicht. Und
sie würde ganz bestimmt nicht das Versuchskaninchen spielen.
    Ihn ihrem Kopf war ein großes Chaos, ihr drehte sich der
Magen um.
    Sie bog ab und fuhr auf einen überfüllten Parkplatz, es kümmerte
sie nicht, dass es keine freie Lücke gab. Sie machte die Tür auf, beugte sich hinaus und erbrach sich auf den Asphalt.
    Sie ignorierte den Parkwächter in seinem Häuschen, der sie
misstrauisch beobachtete.
    Sie dachte an die Worte, die sie im Parkhaus aufgeschnappt
hatte.
    Zeitverschwendung. Absoluter Schwachsinn.
    Es ist Schwachsinn , dachte sie wütend. Wenigstens haben sie
nichts davon geglaubt. Vielleicht glaubte Sara Priest es auch
nicht.
    Violet richtete sich auf und wischte sich mit dem Ärmel den
Mund ab, dann spuckte sie aus, um den widerlichen

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