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Ruf der verlorenen Seelen

Ruf der verlorenen Seelen

Titel: Ruf der verlorenen Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Derting Kimberly
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weiterkam,
sprach sie von etwas anderem, aber das war für Violet nicht weniger
quälend. »Ich hab so eine süße Jacke gefunden, die ich
nächstes Wochenende auf dem Trip zur Hütte anziehen kann«,
schwärmte Chelsea. »Warm, aber nicht zu warm. Könnte sein,
dass Mike mich vor Unterkühlung bewahren muss.«
    Violet hörte nicht mehr zu. Das Blut rauschte ihr in den
Ohren.
    Ihre Freunde planten immer noch, zu der Hütte zu fahren.
    Natürlich. Warum auch nicht?
    Als sie beim Auto ankamen, stieg Violet unbeholfen ein und
öffnete dann die Beifahrertür. Sie versuchte, sich auf das zu
konzentrieren, was Chelsea sagte. Zwei Sachen hätte sie gern
gefragt, aber sie traute sich nicht. Kam Jay auch mit? Ohne sie?
    Und: Kam Megan mit?
    Violets Finger kribbelten, als sie das Lenkrad umfasste. Sie
versuchte, sich daran zu erinnern, was sie als Nächstes tun
musste, da fiel es ihr ein. Sie drehte den Schlüssel herum. Der
Wagen ruckelte los.
    Chelsea merkte nicht, was in Violet vorging. Violet schaltete
ab, während Chelsea weiterplapperte, bis sie bei ihr zu Hause
ankamen.
    Violet brachte gerade noch ein »Tschüs« zustande, aber es
klang hohl und hinterließ einen bitteren Geschmack im Mund.
    Es war ein Gefühl, als würde sie verschwinden, als wäre sie
nur ein Schatten hinter dem Steuer ihres Wagens, und sie begriff
nicht, wie ihrer Freundin das entgehen konnte.
    Erst als Chelsea vor der Haustür stehen blieb und sie merkwürdig
ansah, merkte Violet, dass sie immer noch dasaß und
ins Leere starrte.
    Chelsea winkte verlegen.
    Violet blinzelte und ermahnte sich zu fahren. Sie legte einen
Gang ein und fuhr los, ohne zurückzuwinken.
    Chelsea hätte es sowieso nicht gesehen.
    Violet war unsichtbar geworden.

    Auf dem Heimweg hielt sie beim Java Hut. Sie wollte jetzt nicht
allein sein. Sie hoffte, der Trubel in dem Schülercafé könnte ihr helfen und der Lärm da drin vielleicht das Nichts, das sie
umgab, durchdringen.
    Doch als sie hielt und durch die Windschutzscheibe auf den
überfüllten Parkplatz schaute, zögerte sie.
    Chelsea konnte sie nicht in die Arme laufen, die hatte sie ja
gerade nach Hause gebracht. Auch nicht Jules oder Claire, die
waren noch in der Schule und arbeiteten an ihrem Bioprojekt.
    Und auch nicht Jay.
    Es war Mittwoch, und an diesem Tag arbeitete er.
    Weshalb war sie dann plötzlich so unsicher?
    Sie wusste es nicht, aber als sie jetzt ihre Klassenkameraden
kommen und gehen sah, wurde ihr klar, dass sie auf keinen Fall
ins Java Hut wollte. Doch sie war unfähig, irgendwas zu tun.
Also blieb sie einfach in ihrem Auto sitzen und schaute dem
Treiben zu.
    Sie wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, aber sie merkte,
dass ihr Herz auf einmal wieder anfing zu schlagen. Und zwar
in dem Moment, als sie das Mädchen sah, das aus dem Café
herauskam.
    Megan war hübsch, klein und zierlich. Einen kurzen Moment
lang verstand Violet, weshalb Jay nicht glauben mochte,
dass dieses zarte Wesen etwas so Ungeheuerliches getan haben
sollte.
    Sie verließ das Café zusammen mit zwei anderen Schülerinnen,
neben denen sie aussah wie eine Elfe. Ihre hölzernen
Bewegungen wollten so gar nicht dazu passen. Sie hätte sich
graziös und elegant bewegen müssen, wie eine Tänzerin, stattdessen
wirkte sie unsicher und gehemmt. Sie hielt den Kopf
gesenkt, die Arme nah am Körper. Sie sah verängstigt aus. Wie
ein gehetztes Tier.
    Aber das war nicht der Grund, weshalb Violet der Atem
stockte und sie sich vorbeugte, um besser sehen zu können.
    Und es war auch nicht das aufblitzende weiße Licht auf Megans
alabasterfarbener Haut. Denn da war kein Licht.
    Das Echo war nicht da.
    Violet zwinkerte. Sie dachte, sie hätte sich verguckt. Sie war
müde und erschöpft, vielleicht spielten ihre Augen ihr einen
Streich. Aber nein.
    Megan war nicht die Richtige.
    Immer wieder zwinkerte sie, immer wieder sagte sie sich,
dass sie doch wusste, was sie an jenem Abend im Wald gesehen
hatte. Doch jetzt sah sie es einfach nicht, da war nichts.
    Megan war nicht die Richtige.
    Sie überlegte, was es gewesen sein könnte. War an dem
Abend jemand in Megans Haus gewesen? Derjenige, der die
Katze getötet hatte? Oder Jay hatte doch recht gehabt. Vielleicht
hatte sie gar kein Echo gesehen, sondern etwas anderes.
    Eine Taschenlampe. Flackerndes Kerzenlicht.
    Violet hatte keine Ahnung. Aber eins wusste sie jetzt ganz
sicher:

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