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Ruf der verlorenen Seelen

Ruf der verlorenen Seelen

Titel: Ruf der verlorenen Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Derting Kimberly
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Megan hatte die Katze nicht getötet. Sie trug kein Echo
an sich. Violet hatte sich getäuscht. Und die Wahrheit tat weh.
Zu wissen, dass sie dem Mädchen so etwas Unaussprechliches
vorgeworfen hatte. Und dass sie sich deswegen mit Jay gestritten
hatte.
    Jay.
    Wie sollte sie das wieder gutmachen? Wie konnte sie es ihm
je erklären?
    Wenn er ihr nun nicht zuhörte?
    Wie betäubt sah Violet Megan mit den beiden Mädchen in
einen Wagen einsteigen, und sie dachte, sie müsste sie aufhalten.
Vielleicht hatte Megan überhaupt nichts getan – weder die Katze getötet noch Violet angerufen oder ihr den Zettel geschrieben
– aber Violet hatte sie beschuldigt und jetzt musste
sie um Verzeihung bitten. Selbst wenn Megan nicht verstand,
warum.
    MUngeschickt machte Violet sich am Türgriff zu schaffen.
Doch zu spät. Der andere Wagen parkte aus, und Violet musste
zusehen, wie er davonfuhr.

    Zögernd wartete Violet vor dem Autoteileladen. Sie wollte Jay
nicht bei der Arbeit stören, doch sie sah, dass er allein hinter
dem Tresen stand, und sie hielt es keine Sekunde länger aus,
nicht mit ihm zu sprechen.
    Sie musste ihm sagen, dass sie sich geirrt hatte.
    Als sie die Tür aufmachte, schaute Jay auf und sah sie.
    Das Herz schlug ihr bis zum Hals, sie konnte nicht atmen.
    Die Rede, die sie einstudiert hatte, verlor sich in einem
Wimmern, als er auf sie zustürmte. Er sagte nichts, nahm sie
nur in die Arme und zog sie ganz fest an sich. Das war seine Art
zu sagen, dass er erleichtert war.
    Sie vergrub das Gesicht in seiner Jacke und atmete seinen
vertrauten Duft ein. Sie klammerte sich an ihn, sie konnte nicht
anders, obwohl sie ihn gar nicht verdient hatte.
    Â»Violet, es tut mir so leid. Es tut mir so, so leid …« Er legte
das Gesicht auf ihren Kopf und da merkte sie, dass er sie genauso
brauchte wie sie ihn.
    Sie rückte näher an ihn heran, presste ihren Körper an seinen
aus Angst, dieser Augenblick könnte sich in nichts auflösen.
Er umarmte sie noch fester, als könnte er ihre Gedanken
lesen, und sie spürte seinen Herzschlag unter ihrer eigenen
Haut.
    Sie versuchte zu sprechen, wollte ihm alles erklären, doch
ihre Stimme ließ sie im Stich. Nur ein Seufzen kam heraus.
    Jay missverstand den Laut, er hielt sie ganz fest und sagte:
    Â»Nicht, Violet. Hör mir zu. Ich halte das nicht mehr aus. Du
hast gewonnen. Ich hab mich geirrt. Ich hätte dir sofort glauben
müssen. Ich liebe dich und ich kann so nicht weitermachen.
    Ich will nicht …« – er suchte nach den richtigen Worten –
»… ohne dich sein.« Dann gab er sie frei, ließ ihr die Wahl. Er
ließ die Schultern hängen. »Bitte …«
    Violet wollte nicht, dass es ihm leid tat, aber sie konnte noch
nichts sagen. Sie schüttelte den Kopf, legte die Wange an seine
Brust, wollte, dass er verstand. Sie legte die Arme um seine
Mitte, hielt sein Hemd fest, ließ ihn nicht weg.
    Mehr brauchte es nicht, jetzt waren seine Hände auf ihrem
Körper, tastend, beruhigend. Er hielt sie. Er küsste sie aufs
Haar. Und auf die Wangen.
    Er wartete, bis sie soweit war.
    Und als ihr Herz wieder normal schlug, versuchte sie es erneut.
» Mir tut es leid, Jay«, sagte sie und diesmal gehorchte
ihre Stimme ihr. » Ich hab mich geirrt. Ich hätte nicht so schnell
urteilen dürfen, und schon gar nicht hätte ich dich zwingen
dürfen, mir recht zu geben. Es war ein großer Fehler, dich so
wegzustoßen.« Sie zitterte, und Jay zog sie wieder an sich, ließ
seine Ruhe auf sie wirken.
    Â»Schsch«, flüsterte er in ihre dunklen Locken.
    Â»Nein, lass mich ausreden.« Sie räusperte sich und schaute
ihn an.
    Es war schrecklich, ihn so zu sehen, mit blutunterlaufenen
Augen. Chelsea hatte recht: Er sah völlig fertig aus. Genauso,
wie Violet sich fühlte.
    Doch als er sie anlächelte, mit diesem schiefen Lächeln, das
sie so liebte, ging es ihr gleich besser. Er war so schön. Und er
gehörte ihr. Aber jetzt musste sie ihm alles erklären und berichten,
was passiert war.
    Â»Jay, es war nicht Megan.« Die Worte fühlten sich heiß in
ihrer Kehle an, wie vergiftet.
    Sein Lächeln verschwand, und Violets Magen zog sich zusammen,
während sie nach Worten suchte.
    Â»Was sagst du da?«, fragte er verwirrt.
    Â»Megan hat die Katze nicht getötet. Entweder hab ich an
dem Abend nicht sie in ihrem Haus gesehen, oder das, was

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