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Ruf der verlorenen Seelen

Ruf der verlorenen Seelen

Titel: Ruf der verlorenen Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Derting Kimberly
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zusammen, als eine Stimme schmetterte: »Ja,
bitte?«
    Violet starrte auf die schwarze Gegensprechanlage. Sie fühlte
sich wie ein Wurm am Haken – die Stimme der Frau war der
farbige Blinker, der sich um ihren Hals legte.
    Â»Ich hab einen Termin bei Sara Priest.« Sie sagte es so leise
wie möglich.
    Es folgte ein Klicken, als wäre die Gegensprechanlage tot.
Dann nichts mehr.
    Mist! , dachte Violet. Vielleicht stimmte die Adresse doch
nicht.
    Sie überlegte, ob sie noch mal klingeln sollte, aber die viel
zu laute Stimme der Frau hatte sie abgeschreckt. Also stand sie
nur da und die Anspannung stieg mit jeder Sekunde.
    Violet war gar nicht aufgefallen, dass sie sich so fest gegen
die Tür gelehnt hatte. Als sie aufging, stolperte sie hinein.
    Sie stieß sich den Ellbogen und die Schulter am Türrahmen.
    Während sie Halt suchte, hörte sie ihr Pfefferspray auf die Stufen
fallen.
    Sie prallte mit dem Rücken gegen etwas. Oder besser, gegen
jemanden. Unsichtbare Arme fingen sie von hinten auf. Sie
war so verdattert, dass sie gar nicht reagieren konnte.
    Â»Kann ich dich jetzt loslassen?«, sagte eine tiefe Stimme an
ihrem Ohr.
    Violet schämte sich zu Tode, als sie über die Schulter schaute
und in zwei tiefblaue Augen guckte.
    Â»Rafe!«, rief sie. Sie sprang auf, plötzlich war ihr schwindelig.
Ohne nachzudenken, fügte sie hinzu: »Äh, danke.«
    Verlegen bückte sie sich nach dem Pfefferspray. Sie verfluchte
sich für ihre Tolpatschigkeit und fragte sich, wieso es ihr
etwas ausmachte, dass ausgerechnet er sie aufgefangen hatte.
    Sie richtete sich auf und schaute ihn an. Jetzt hatte sie ihre
Fassung wiedergewonnen und ließ den Beweis ihrer Paranoia –
das Pfefferspray – schnell in der Handtasche verschwinden.
Hoffentlich hatte er es nicht gesehen.
    Er schaute ihr schweigend zu und sie sah die Spur eines Lächelns
in seinen Mundwinkeln. Violet wartete ungeduldig darauf,
dass er etwas sagte oder sie hereinließ. Sein Blick durchbrach
ihre Fassade und sie fühlte sich schutzloser als allein auf
der Straße.
    Sie trat von einem Bein aufs andere und seufzte schließlich
ungeduldig. »Ich hab einen Termin«, sagte sie und zog die Augenbrauen
hoch. »Bei Sara.«
    Ihre Worte hatten die gewünschte Wirkung. Rafe zuckte die
Schultern und trat zur Seite, ohne sie aus den Augen zu lassen.
Immerhin hielt er ihr die Tür auf. Sie quetschte sich an ihm
vorbei und ging in den Flur. Auf einmal war ihr wahnsinnig
heiß in ihrer Jacke.
    Sie sagte sich, dass es nur an der Heizung lag und nicht an
der Blamage vorhin. Oder an der Gegenwart dieses geheimnisvollen
Jungen.
    Als sie am Ende des Flurs ankamen, zog Rafe eine Plastikkarte
aus der hinteren Hosentasche. Er hielt sie vor ein schwarzes
Viereck an der Wand. Daraufhin wechselte ein kleines
Lämpchen von Rot auf Grün und die Tür klickte. Er drückte
dagegen und ging vor Violet hinein.
    Eine Sicherheitsmaßnahme, dachte Violet. Was immer die
hier machen, sie müssen sich schützen.
    Violet schaute hoch und sah in einem Winkel über der
Tür eine kleine Kamera. Wäre sie Chelsea, hätte sie jetzt das
Peace-Zeichen – oder Schlimmeres – in Richtung der Kamera
gemacht.
    So aber huschte sie nur schnell hinter Rafe her, bevor die
Tür wieder zufiel und sie eingesperrt war.
    Hinter der Sicherheitstür sah es ganz anders aus, als sie es
nach dem nichtssagenden Flur erwartet hatte. Sie befand sich
in einem gigantischen Raum, bestimmt drei Stockwerke hoch.
    Vermutlich eine umgebaute Lagerhalle.
    Von einer Lagerhalle war jedoch nichts mehr zu erkennen.
Es sah eher aus wie ein luxuriöses Bürogebäude. So in etwa
stellte Violet sich eine Werbeagentur vor. Schick und großzügig.
    Ein offener, nicht unterteilter Raum mit langen Tischen, auf
denen Computer standen. Dazu Einzeltische, Konferenztische
und Sitzecken. Es gab auch eine große Pausenecke, komplett
eingerichtet mit Küche und Snackautomaten.
    Und überall Kameras.
    Nur die Fenster fehlten, lediglich ein paar Dachfenster ließen
ein wenig Tageslicht herein.
    Violet war überwältigt, so riesig war das alles..
    Sie hatte noch gar nicht alles erfasst, als sie Sara sah, die
Agentin, die gar keine richtige Agentin war und die jetzt in
ihrem gestärkten Kostüm auf sie zukam.
    Violet bemühte sich, freundlich zu sein. Schließlich hatte sie
um dieses Treffen gebeten.
    Â»Schön, Sie

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