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Ruf des Blutes 1 - Tochter der Dunkelheit (German Edition)

Ruf des Blutes 1 - Tochter der Dunkelheit (German Edition)

Titel: Ruf des Blutes 1 - Tochter der Dunkelheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanya Carpenter
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stark genug sein, um zu überleben.
    Lemain kam schon in der folgenden Nacht.
    „Was ist so wichtig, dass du mich innerhalb eines Tageszyklus von Paris hierher kommen lässt?“, fragte er gereizt, als er Sophie mit einem Kuss auf die Wange begrüßte.
    „Es ist Melissa. Sie ist sehr schwer verletzt. Isch `abe sie letzte Nacht gefunden. Armand ist nischt da, und isch weiß nischt, wo er ist.“
    „Und warum hast du sie nicht einfach in ein Krankenhaus gebracht?“
    Sophie sah ihn kalt an, antwortete aber nicht, sondern stieß die Tür zu dem Zimmer auf, in dem Melissa lag. Sie trat ans Bett und riss das Laken von ihrem Körper. Lemain stockte der Atem.
    „Weil kein menschlischer Arzt das `ier `eilen kann. Das war einer von uns.“
    „Da hast du Recht“, pflichtete Lemain ihr bei. „Wer auch immer ihr das angetan hat, er war einer von uns.“ Und er kannte diese Handschrift nur zu genau. „Aber warum?“
    „Isch weiß es nischt.“
    Sie kam für Sekundenbruchteile zu sich. Alles, was sie wahrnahm, war die Anwesenheit von Vampiren. Zum Schreien war sie zu schwach, aber sie stöhnte auf. Sophie war sofort bei ihr und hielt ihre Hand. Sie zuckte zurück, versuchte sich wegzudrehen, der vampirischen Aura zu entkommen, die den Raum füllte.
    „Nicht! Dracon! Bitte nicht!“, jammerte sie und hob abwehrend die Hände, wobei das gebrochene Handgelenk in geradezu grotesker Weise verdreht wurde. Dann senkte sich die Bewusstlosigkeit wieder über ihren Geist. Ein Segen für sie. Selbst Lemain ertrug den Anblick des geschundenen Körpers kaum. Die Haut überall dunkel verfärbt. Von Platz- und Schnittwunden übersäht. Er nahm mit seinen übernatürlichen Sinnen die inneren Verletzungen wahr. Gerissene Milz, gebrochene Rippen, eine punktierte Lunge. Gehirnerschütterung, ein gebrochenes Handgelenk, weitere angebrochene Knochen.
    „Dracon!“, entfuhr es ihm. Sophie sog scharf die Luft ein. „Wer sonst könnte einen Menschen so zurichten?“
    Es war schwer zu sagen, wer von den beiden mehr schockiert war. Beide kannten Melissas Peiniger. Lemain noch sehr viel besser als Sophie. Doch für den Moment ging keiner von ihnen weiter darauf ein.
    „Wo hast du sie gefunden?“, fragte Lemain.
    „Ein paar Blocks von Armands Wohnung entfernt.“
    Überrascht und halb amüsiert blickte er auf. „Du weißt, wo Armand wohnt?“
    „Gib dir keine Mühe, isch sage es dir nischt. Isch selbst weiß es rein zufällisch.“
    Er ging neben dem Bett auf die Knie und musterte die Verletzungen noch einmal aus der Nähe. Als er seine Hand auf Melissas Brustkorb legte, stöhnte sie vor Schmerzen. Er registrierte eine Vielzahl weiterer innerer Verletzungen, die allesamt allein schon tödlich enden konnten; in der Kombination ein Überleben so gut wie unmöglich machten. Ihre Nieren standen kurz davor, zu versagen. Neben der Milz hatte auch die Leber einen tiefen Riss, aus dem unaufhörlich Blut in ihren Bauchraum sickerte. Auch ihre Wirbelsäule hatte etliches abgekriegt. Dass sie überhaupt noch hatte laufen können, grenzte an ein Wunder.
    „Ich werde sie trinken lassen. Vielleicht hat sie dann eine Chance“, entschied er schließlich und hob ihren Kopf behutsam hoch.
    „Nein, Lemain, das darfst du nischt tun.“
    „Jetzt hör mir mal zu. Ich kann sie von mir trinken lassen und ihr so eine faire Chance verschaffen. Oder aber ich lasse sie einfach hier liegen. Dann ist sie in weniger als zwei Tagen tot. Eine andere Wahl gibt es nicht. Warum sonst hast du mich gerufen? Du weißt, dass dein Blut zu schwach ist, meins sie aber heilen kann.“ Er blickte sie eindringlich an. In Sophies Augen schimmerte Angst. „Sie wird sterben, Sophie, wenn ich es nicht tue. Sie hat zu viel Blut verloren. Ein Wunder, dass sie überhaupt so lange überlebt hat. Das hat sie ihrer Zähigkeit zu verdanken. Und dem Vampirblut, das bereits in ihr fließt.“
    „Auch Dracons Blut, nischt wahr? Er `at von ihr getrunken. Also `at er sie auch trinken lassen.“
    Es war nicht zu erkennen, ob Sophie dies befürchtete, bedauerte oder hoffte. Sie sagte es ohne jede Regung, wie eine Feststellung. Nur die Angst in ihren Augen vertiefte sich kaum merklich.
    „Das ist wahr. Ich kann sein schwarzes Blut in ihr spüren. Er hat sie trinken lassen. Wenn auch nur, um sie am Leben zu erhalten, damit er sie länger quälen kann. Ich danke den Göttern dafür, dass mit dem Blut nicht auch der Charakter übertragen wird, sonst wäre es gnädiger, sie jetzt zu töten. Für sie

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