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Ruf des Blutes 1 - Tochter der Dunkelheit (German Edition)

Ruf des Blutes 1 - Tochter der Dunkelheit (German Edition)

Titel: Ruf des Blutes 1 - Tochter der Dunkelheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanya Carpenter
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Zimmer lief.
    In den nächsten Tagen besuchte ich in Begleitung von Karim fast täglich das Ägyptische Museum. Ich fühlte mich so unendlich friedlich, wie seit Wochen nicht mehr. So, als gehöre ein Teil von mir hierher. Der einzige Schatten, der auf den Frieden fiel, war dieses Verlangen nach dem Nektar des Ewigen Lebens, das mich allgegenwärtig begleitete. Genau so, wie Lemain es prophezeit hatte. Und der Abstand zu Armand machte es mir nicht leichter, sondern um einiges schwerer, dieses Verlangen zu unterdrücken. Hatte ich doch seit fast einer Woche keine Möglichkeit mehr gehabt, den kleinen Trunk zu nehmen. Es brannte in mir, wie ein alles verzehrendes Feuer, und ich ertappte mich mehrmals dabei, wie ich mich haltsuchend an Geländern oder Häuserwänden festhielt, wenn das Gefühl unerträglich wurde. Karim sagte nie etwas, wenn ich wieder einen dieser ‚Anfälle’ bekam. Ich begann, mich zu fragen, wie viel Franklin ihm erzählt hatte.
    Ich versuchte, mir einen Gesamtüberblick über die okkulten Relikte im Museum zu verschaffen, die für die Ashera von Interesse sein könnten. Karim stand mir beratend zur Seite. Er würde am Ende auch die Verhandlungen führen. Das fiel nicht in meinen Aufgabenbereich.
    „Diese Fackel hier, Karim. Was haben wir darüber in den Aufzeichnungen?“
    „Es soll angeblich eine heilige Fackel Hathors gewesen sein. Sie wurde bei einer Tempelausgrabung vor knapp sechzig Jahren entdeckt. Es sind kaum Aufzeichnungen vorhanden. Aber die Einheimischen, die bei der Ausgrabung zugegen waren, haben behauptet, die Fackel hätte von selbst angefangen zu brennen, sobald ein Ungläubiger sie berührte. Etliche Mitglieder der Expedition wurden geblendet. Ob dies wirklich durch die Fackel geschehen ist, konnte aber nie bewiesen werden.“
    „Hat sie noch einmal geleuchtet, seit sie hier im Museum ist?“
    „Natürlich nicht. Sie wird auch immer unter Verschluss gehalten.“
    Ich blickte mich verstohlen um. Wir waren allein in diesem Raum. Ich konzentrierte mich auf die Glasvitrine, nahm sie in meinem Geist auf. Dann wanderte ich in Gedanken zu dem Schloss und stellte mir einen passenden Schlüssel dafür vor. Jetzt eine kleine Drehung mit dem Handgelenk. Es klickte, und die Vitrine öffnete sich einen Spalt. Karim stand sprachlos daneben.
    Ich lächelte in mich hinein. Diesen kleinen Trick hatte Armand mir beigebracht. Nach D’Argent hatte er sicher sein wollen, dass mich ein simples Vorhängeschloss nie wieder aufhalten konnte.
    Noch einmal blickte ich mich um, ob auch wirklich niemand in der Nähe war. Dann öffnete ich die Vitrine gerade so weit, dass ich meine Hand hineinstecken konnte. Ich verließ mich auf mein Gefühl, um die Lichtschranken, die einen Alarm ausgelöst hätten, nicht zu berühren. Nur noch ein paar Zentimeter, und ich hatte es geschafft. Jetzt! Ich berührte die Fackel mit der Fingerspitze. Nichts. Absolut nichts. Ich umschloss sie mit der Hand und kam dabei mit meinem Handgelenk gefährlich nahe an die Lichtschranke. Aber die Fackel reagierte nicht. Ich fing auch keinerlei Bilder auf, die eine Vergangenheit preisgegeben hätten.
    „Fehlanzeige“, sagte ich und zog meine Hand vorsichtig wieder heraus. Ich ließ die Tür der Vitrine einschnappen und drehte mich zu Karim um. „Das Ding ist noch nicht mal aus Ägypten. Schlechte Fälschung, wahrscheinlich made in Taiwan oder so. Uninteressant für uns.“
    Karim war überwältigt. Und auch ich war über mich selbst erstaunt. Soviel Souveränität bei dieser Arbeit hätte ich mir nicht zugetraut. Ich fühlte mich, als hätte ich in meinem ganzen Leben nie etwas anderes getan. Diese Aufgabe lag mir, definitiv.

Die Wahrsagerin
     
    Wir sahen uns noch einige weitere Stücke an, und ich fand eine Schriftrolle und eine Anzahl von Kanopen, die eindeutig paranormale Energien verströmten. Diese Dinge waren für die Ashera von Interesse. Es war fast sieben Uhr abends, als ich meinen steifen Körper streckte und entschied, dass wir für heute genug Museumsluft geschnuppert hatten.
    „Ich bin beeindruckt, Melissa. Franklin hat stark untertrieben, als er deine Fähigkeiten erwähnte.“
    „Welche Fähigkeiten hat er denn erwähnt?“, rutschte es mir heraus. Wir waren uns beide darüber im Klaren, dass ich eigentlich gar nicht die Fähigkeiten meinte, die Franklin eventuell erwähnt hatte.
    „Du musst verzeihen, aber wir kennen Armand nicht. Wir haben nur von ihm gehört. Er pflegt mit den Mutterhäusern in London und New

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