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Ruf des Blutes 2 - Engelstränen (German Edition)

Ruf des Blutes 2 - Engelstränen (German Edition)

Titel: Ruf des Blutes 2 - Engelstränen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanya Carpenter
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nach dem anderen. Ich wurde das Gefühl nicht los, dass sie damit bereits die Entscheidung in jedes einzelne Herz legte, Ivanka und Demion im Grunde keine Chance hatten, das Gericht in Wahrheit nichts als eine Farce war, weil sie allein das Urteil fällte. Schließlich blieb ihr Blick auf Lucien und Kortigu ruhen, die nebeneinander saßen. Ich fühlte mich unwohl, so nah bei Demions Dunklem Vater und vor allem seinem Bruder Zolut. Mir wäre es lieber gewesen, wir hätten am anderen Ende des Raumes gesessen, doch dieses Tribunal folgte festgelegten Regeln, die Plätze waren uns zugewiesen.
    „Es sind eure Kinder, welche die Regeln brachen. Und gleich, wie das Urteil der Ältesten ausfallen wird, zu denen auch ihr gehört, ihr werdet diejenigen sein, die das Urteil vollstrecken.“
    Gehorsam neigten beide den Kopf.
    „Die Beschuldigten sollen nun vortreten.“
    Die beiden Liebenden wurden in Nischen jeweils links und rechts vom Platz der Königin von Ghanagoul-Wächtern flankiert. Demion erhob sich langsam von seiner Anklagebank. Ein wahrer Kriegerprinz, groß, breitschultrig, mit honigblondem Haar, das er zu einem Zopf geflochten trug und hypnotisch-blauen Augen. Nicht unverständlich, dass Ivanka sich in diesen Prachtburschen verliebt hatte. Seine Kleidung war der seines Vaters Kortigu sehr ähnlich. Fell und Leder, mit schweren Silbergürteln und derben Schnüren. Er trat auf Kaliste zu, ich hielt den Atem an.
    „Ich möchte um Vergebung bitten für das, was Ivanka und ich getan haben. Es lag nicht in unserer Absicht, uns alle in Gefahr zu bringen. Und es lag auch nicht in unserer Absicht, die Ältesten zu erzürnen. Wir handelten ohne böse Gedanken. Zu leichtfertig, ja, aber nicht böswillig. Und ich schwöre, dass sich dieses Fehlverhalten nicht wiederholen wird. Ich bitte daher um Milde in Eurem Urteilsspruch.“
    Welch ehrenvolle Rede. Ich spürte, wie Ivanka vor Wut und Enttäuschung bebte. Hatte sie wirklich geglaubt, Demion würde sich gegen den Rat der Ältesten stellen? Er war lange genug Vampir, um zu wissen, was das bedeuten würde. Und sie sollte es nach unserem Gespräch ebenfalls wissen.
    Das Wort wurde an sie übergeben, doch sie wandte stumm den Kopf ab, weigerte sich zu sprechen. Ein Raunen ging durch die Menge, das Kaliste mit einer beschwichtigenden Geste zum Verstummen brachte.
    Nacheinander wurden jetzt die Lords und Ladys befragt. Nur, wenn die Mehrheit für Milde sprach, konnte den beiden verziehen werden.
    Die meisten sprachen gegen das Paar. Mit jeder Rede sank mein Mut, dass es für Ivanka und Demion Hoffnung gab. Eine dunkelhäutige Wüstenprinzessin aus Afrika hatte das Wort. Ihr schwarzes, lockiges Haar fiel knapp bis über die Schultern. Sie trug eine Toga aus Leopardenfell und Goldreifen um Hals und Oberarme. Kaliste sprach sie mit Charleene an. Sie war die erste, die für die beiden Verständnis zeigte.
    „Ich weiß, welche Gefahr in unserem Blut lauert. Doch ist das Mädchen kaum in die Nacht geboren und handelte aus Unwissen. Wer mag ihr vorwerfen, dass man sie nicht lehrte, welche Regeln es zu beachten gilt?“ Diese Spitze zielte auf mich. „Doch brachte es niemanden in Gefahr. Zeigen wir, dass auch Vampire milde und gerecht sein können. Erlassen wir ihr die Strafe und begnügen uns auch für Demion damit, ihn zu verwarnen. Der Tod ist ein zu hartes Urteil für Liebe und Unwissenheit.“
    Jetzt kam die Reihe an Kortigu, ich lauschte stocksteif seinen Worten.
    „Milde!“ Er spuckte verächtlich auf den Boden. „Ein Freibrief wäre das für jeden Vampir, unsere Gesetze mit Füßen zu treten. Gerechtigkeit, ja! Auch ich verlange danach. Gleiche Strafe für das gleiche Vergehen. Und eine harte Strafe, die zeigt, dass Vampire zu ihren Werten stehen und sie nicht verbiegen, wie es ihnen grade passt. So wie die Menschen es tun. Wir sind ein ehrenvolles Volk. Wir sind stolz! Mächtig! Wir sind die Herrscher der Zeitalter. Wir können es uns nicht leisten, milde und gnädig zu sein und Schwäche zu zeigen, weil wir uns von unseren Gefühlen übermannen lassen. Es ist mein Sohn, über den gerichtet wird. Und mein Herz blutet, dass ich ihn verlieren werde. Doch lasse ich mich deshalb blenden von meiner Vaterliebe? Nein!“ Seine Stimme war wie ein Donnerschlag. Wo seine Faust auf die gefrorene Tafel traf, um seinen Worten Nachdruck zu verleihen, bekam das Eis Risse. Ich zuckte zusammen. „Es ist mir unverständlich, dass gerade mein eigenes Blut einen solchen Frevel begeht. Meine

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