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Ruf des Blutes 2 - Engelstränen (German Edition)

Ruf des Blutes 2 - Engelstränen (German Edition)

Titel: Ruf des Blutes 2 - Engelstränen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanya Carpenter
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Familie ist rein. Wir dienen der Dunkelheit. Wir achten die Gesetze des Königspaares. Eine solche Tat hätte nie passieren dürfen – darf nie wieder passieren. Deine Reue, mein Sohn, kommt zu spät. Wer die Regeln bricht, verdient nicht die Unsterblichkeit. Ich fordere den Tod für beide.“
    Zustimmendes Murmeln und einige verächtliche Blicke auf Demion und Ivanka.
    Ein Mann, der bei seiner Wandlung wohl Anfang vierzig gewesen sein musste, erhob sich jetzt. Sein aschblondes Haar reichte ihm bis zu den Hüften. Seine grauen Augen blickten eisig, um die schmalen Lippen lag ein harter Zug. Er trug das schlichte Leinenkleid eines Mönchs, aber auch das konnte über seine Würde nicht hinwegtäuschen. Ein ehrfurchtgebietender Mann, dessen Aura man sich nicht entziehen konnte.
    „Gesetz ist Gesetz. Wer dem zuwider handelt, verdient auch die Strafe. Wir existieren seit Jahrtausenden. Würden wir dulden, dass sich die jungen Vampire über das Gefüge hinwegsetzen, wäre dies schon bald unser Untergang. Ein Exempel wird unsere Kinder lehren, die alten Pfade nicht zu verlassen. Nur so können wir unseren Fortbestand sichern. Übergebt die Schuldigen dem Sonnenkuss.“
    Ich schluckte. Der Sonnenkuss rief ein sehr klares Bild in meinem Kopf hervor, obwohl ich den Begriff nie zuvor gehört hatte. Aber es brauchte nicht viel Phantasie, um zu wissen, was damit gemeint war. Man würde sie von der Sonne verbrennen lassen.
    Saphyro war der nächste, dem das Wort übertragen wurde. Der Androgyne warf der Königin einen kühlen Blick zu. Langsam erhob er sich. Seine Kinder scharten sich enger um ihn, wie ein Schutzschild. Keine Regung zeigte sich auf seinem Antlitz, es blieb ausdruckslos, bis auf den unerschütterlichen Stolz und die Herablassung in seinem Blick.
    „Man mag bedenken, wozu die Regeln dienen. Das Blut des Königspaares darf sich nicht kreuzen, da es unser aller Tod bedeutet. So steht es zumindest in den alten Schriften. Doch selbst die kann niemand mehr beweisen.“
    Erschrockenes Aufkeuchen und Geraune unter den Anwesenden. Kaliste spannte sich an, die Ghanagouls traten einen Schritt vor, doch diesmal war es Tizian, der sie zurückhielt. Saphyro dankte es ihm mit einem kaum merklichen Nicken, während er fortfuhr.
    „Es bestand in diesem Fall keine Gefahr, das Blut zu mischen. Es war beides Mal das Blut der Schwester. Daher stimme ich gegen den Tod. Man mag die Schuldigen maßregeln, doch sollte die Strafe nicht schwerer ausfallen, als die Tat rechtfertigt.“
    Er verharrte noch einen Moment, ließ seinen Blick über den Rat der Ältesten gleiten, zuletzt blieb er an Lucien hängen, der nun als letzter vor den Geschwistern selbst sprechen durfte.
    Ich wagte nicht, meinen Lord anzusehen. Da Leonardo neben mir saß, ergriff ich haltsuchend dessen Hand, was er überrascht zur Kenntnis nahm. Aber er drückte mir die meine mutmachend.
    „Ich verstehe den Unmut des Rates, da gegen die Gesetze verstoßen wurde“, begann Lucien. Ich schluckte hart. Das hörte sich nicht nach Verteidigung an. „Doch ich bitte die Ältesten um Milde, da das Mädchen erst vor wenigen Tagen verwandelt wurde. Sie wusste nicht, was sie tat. Und wer von uns weiß nicht um die Macht der Leidenschaft?“ Er warf jedem im Raum einen durchdringenden Blick zu. „Daher bin auch ich für Nachsicht. Und ein mildes Urteil. Sie sollten bestraft werden. Dies steht außer Frage. Doch der Tod wäre nicht angemessen für ein Vergehen, das niemanden in Gefahr gebracht hat.“
    Tizian erhob sich langsam von seinem Platz. „Ich stimme Charleen, Saphyro und Lozerian zu. Ist es denn so verwerflich? Es ist Liebe, die sie leitete, nicht Gier. Liebe – das reinste Gut auf dieser Erde. Kostbar für uns, die wir doch beständig danach streben zu lieben und dabei nie sicher sind, ob das, was wir Liebe nennen, nicht nur das nackte Verlangen ist, das den Dämon in uns antreibt. Der Wunsch, zu besitzen, was wir begehren. Bei Ivanka und Demion ist es Liebe, das spüre ich. Sie sind beide vom schwesterlichen Blut. Der Fluch stellte keine Gefahr dar. Man sollte das Geschenk achten, das ihnen gegeben ist. Zu lieben, wie sonst nur Menschen es tun.“
    Kalistes Augen funkelten zornig. Aus ihrem Ring stiegen kleine Sternenblitze auf, als sie das Wort ergriff. Von meinem Blickwinkel aus betrachtet, eher an ihren Bruder, als an den Rat der Ältesten gewandt.
    „Es ist nicht recht, dass wir uns blenden lassen von Reinheit und Liebe. Denn sie existiert nicht für

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