Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ruf des Blutes 2 - Engelstränen (German Edition)

Ruf des Blutes 2 - Engelstränen (German Edition)

Titel: Ruf des Blutes 2 - Engelstränen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanya Carpenter
Vom Netzwerk:
es.
    „Hallo? Ist da jemand? Hallo?“
    Eine Hand legte sich von hinten auf meine Schulter und mit einem Aufschrei wirbelte ich herum. Lucien. Auch sein Blick glitt für einen Moment in die undurchdringlichen Schatten vor uns, doch er schien nichts dort zu bemerken. Allmählich gingen wohl meine Nerven mit mir durch.
    „
Alaamal
. Hoffnung,
thalabi“
, sprach er mir Mut zu. „Ich habe mit Tizian gesprochen. Er unterstützt meinen Widerspruch. Und Saphyro ebenso. Außerdem zwei von Tizians Töchtern. Vielleicht reicht das aus, um die Strafe zu mildern.“
    „Ich werde dann nicht mehr hier sein.“
    Er nickte Meine Gedanken lagen vor ihm, wie in einem aufgeschlagenen Buch. „Geh nur,
thalabi
. Ob es Rettung für sie gibt, hängt nicht von dir ab.“
    Ich wandte mich wortlos ab. Mehr als dieser Worte hatte es nicht bedurft. Mit seinem Segen und seiner Zustimmung konnte ich aufbrechen und die Jagd wieder aufnehmen. Ivanka überließ ich seiner Obhut. Obwohl es in Wahrheit wohl eher ihr Schicksal war. Ich warf sie den Krähen zum Fraß vor und wusste es. Doch ändern konnte ich es nicht. Zuviel stand auf dem Spiel, was wichtiger war. Die Welt könnte untergehen, wenn ich den Dunklen Engel nicht aufhielt. Dagegen zählte Ivankas Leben nichts. Auch dies ging auf sein Konto, wie ich mir ins Gedächtnis rief.
    Ich erhob mich in die Lüfte und ließ mich treiben von der Kraft, die es uns ermöglicht, schwerelos von einem Ort zum anderen zu reisen. Das war nicht ganz ungefährlich, denn wenn ich mich nicht auf einen Punkt fixierte, den ich zu erreichen verlangte, konnte es leicht geschehen, dass ich fortgetrieben wurde. Aber schließlich erreichte ich London im Morgengrauen. Die ersten Sonnenstrahlen prickelten bereits auf meiner Haut, obwohl man die Sonne noch nicht sehen konnte. Nur ein ganz winzig kleiner Streifen Licht am Horizont. Ich beeilte mich, zum Mutterhaus zu kommen, wo tief unten in den Kellergewölben eine geheime Kammer, von meinem Vater liebevoll für mich hergerichtet, noch immer darauf wartete, dass ich sie mir zu Eigen machte. An diesem Morgen tat ich es nun endlich. Ich glitt erschöpft in die seidenen Kissen des antiken Bettes und ergab mich meinem Schlaf.
    Wenig später nahm ich benommen wahr, dass jemand die Fackel an der Wand löschte und die Geheimtür schloss. Das konnte nur Franklin sein, denn er war der Einzige, der es gewagt hätte, mir hier hinunter zu folgen.
    Ich öffnete meine Augen nicht. Doch ich sah das Gesicht meines Vaters vor meinem geistigen Auge, als er nach oben zurückging. Er lächelte. Weil ich von nun an meinem Zuhause auch bei Tag nicht länger fern bleiben würde.
    *
     
    „El tenen! Der Drache ist also wieder da. So verschlagen wie eh und je.“ Saphyro trat lautlos neben Lucien, der noch immer draußen vor der Eishöhle stand und der entschwundenen Melissa nachstarrte. „Sie bedeutet dir viel, Sian, nicht wahr? Jetzt fürchtest du doch um ihr Seelenheil, wenn sie ihm allein nachjagt.“
    „Er trachtet ihr nicht nach dem Leben. Er liebt sie längst ebenso wie ich. Wie viele von uns.“ Er warf einen nachdenklichen Blick nach drinnen, wo Tizian mit einigen seiner Töchter beisammen saß, um sie davon zu überzeugen, eine mildere Strafe zu verhängen.
    „Ja, auch unser König ist ganz bezaubert von deiner kleinen Füchsin. Sie trägt ein Geheimnis tief in sich. Ich spüre es ebenso. Doch sei unbesorgt, mir ist sie gleich. Außerdem“, er lachte leise, „mag sie mich offensichtlich nicht sonderlich leiden.“
    „Sie weiß noch zu wenig über unseresgleichen. Sie urteilt nach menschlichen Maßstäben. Das wird sich ändern mit der Zeit.“
    Saphyro hob zweifelnd eine Braue. „Hoffentlich überschätzt du dich diesmal nicht, Sian. Deine kleine Füchsin hat ihre Kraft von der Mondgöttin erhalten. Sie trägt das Zeichen der silbernen Sichel auf ihrer Seele. Ihr Geist wird nicht leicht zu beugen sein. Er beugt sich selbst dem Dämon nicht, der jetzt durch ihre Adern tobt.“
    „Ich weiß schon, was ich tue,
sadeki
. Im Augenblick mache ich mir um andere Dinge Sorgen.“
    „Dein Dunkler Sohn, ich weiß. Wird er Erfolg haben, mit dem, was er plant?“
    „Du weißt, wonach er strebt?“
    „
Akeed
. Sicher. Die ewige Nacht. Ich habe Kaliste von den Engeln reden hören.“
    Lucien nickte schweigend.
    „Hoffst du noch immer, dass er Erfolg haben wird?“ Saphyro legte Lucien sanft eine Hand auf die Schulter. „Du hast sie einst ebenso gesucht wie er.“
    „Das ist

Weitere Kostenlose Bücher