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Ruf des Blutes 2 - Engelstränen (German Edition)

Ruf des Blutes 2 - Engelstränen (German Edition)

Titel: Ruf des Blutes 2 - Engelstränen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanya Carpenter
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an den Armen gefasst hatte. Sofort bereute ich die Heftigkeit meiner Worte. Zaghaft griff ich nach seiner Hand. Er schaute mich einen Augenblick unsicher an.
    „Raconte-moi ce qui te fait la peine. Erzähl, was dich betrübt“, forderte er dann sanft.
    Wir setzten uns auf das Sofa und ich berichtete von meinem Ausflug nach Bangladesh. Wie nah ich Dracon gekommen war, dass ich die Wandlung diesmal hätte verhindern können, wenn ich nicht so unfähig gewesen wäre.
    „So viel also zum Thema Schuld“, schloss ich missmutig.
    Armand schürzte nachdenklich die Lippen. „Franklin wird sicher wenig Verständnis dafür aufbringen.“
    „Das würde ich an seiner Stelle auch nicht.“
    „Soll ich dich begleiten?“
    Ich winkte ab. „Nicht nötig, ihn mit deinen Reizen zu bezirzen, damit er mir nicht den Hals umdreht. Zur Not könnte ich das mittlerweile auch selbst.“
    Er musste schmunzeln bei der Erinnerung daran, wie er so manche Strafe im vergangenen Jahr für mich abgemildert hatte, indem er seinen Einfluss auf Franklin geltend machte. Aber da war ich noch sterblich gewesen und der Ashera offiziell unterstellt. Wieder fragte ich mich, wie Franklin es vor dem Magister gedreht hatte, dass ich weiterhin Missionen übernahm und Kontakt zu den Mutterhäusern unterhielt, ohne dass meine wahre Natur mit all ihren Hintergründen vom Magister untersucht wurde. So viele Ashera-Mitglieder wussten, dass ich ein Geschöpf der Nacht war. Und doch drang diese Information nicht bis zu den oberen Rängen vor.
    Nach Camilles Brief hatte ich die Kanäle ausfindig gemacht, die zum Magister führten. Zwei der Mitglieder kannte ich inzwischen mit Namen. Doch ich behielt all das für mich. Es war nur gut, wenn man seine Feinde kannte.
    In Gorlem Manor erwartete Franklin bereits meine Ankunft. Zu meinem Glück fragte er nicht nach den Hintergründen, als ich erklärte, dass auch dieser Engel verwandelt worden war. Stattdessen brachte er mich in die weiße Bibliothek, weil dort Besuch auf mich wartete. Ich staunte nicht schlecht, als der androgyne Kindvampir sich von seinem Platz am Kamin erhob, um mich zu begrüßen.
    „Du?“
    Er reichte mir seine schmale Hand, so warm, dass es keinen Zweifel gab, dass er in dieser Nacht schon auf Jagd gewesen war. Zum erstenmal hatte ich Gelegenheit, ihn aus der Nähe zu betrachten, Luciens Lebensretter, und ich tat es ausgesprochen gründlich. Es hätte mir peinlich sein müssen, dass ich ihn solch einer Musterung unterzog, stattdessen sog ich jedes Detail in mich auf und er ließ mich geduldig gewähren. Anscheinend war es ihm in keiner Weise unangenehm.
    Die reichbestickte Weste, die er auf seinem nackten Oberkörper trug betonte seine glatte, goldbraune Haut und ließ die wohlgeformten Muskeln seiner Oberarme frei. Der lebendig gewordene Wüstenprinz. Zeitlos schön. Seine Haut hatte die Farbe von Milchkaffee. Seine schwarzen Augen wirkten beständig verschleiert und melancholisch. Aber dahinter lag ein sehr wacher Geist. Die Art, wie er den Kopf zur Seite neigte, zeugte weniger von Nachdenklichkeit, als vielmehr von Arroganz. Er war sich seiner Macht und seiner Schönheit bewusst.
    „Warum bist du so ablehnend mir gegenüber?“, fragte er schließlich und erst da wurde mir klar, dass er mich ebenso gründlich gemustert hatte. Nur noch viel tiefer, denn er hatte auch meine Seele ergründet. „Was habe ich dir getan? Ich habe vor dem Rat für deine Tochter gesprochen. Also hast du keinen Grund, mich zu verachten.“
    Ich blickte auf Ramael und den anderen Jungen, die ein Stück weit abseits von uns standen. Saphyro folgte meinem Blick. Dann sah er mich wieder mit hochgezogener Braue an.
    „Es ist wegen der Kinder“, sagte ich.
    „Meiner Kinder?“
    „Ja! Deiner Kinder. Es sind Kinder. Und du schläfst mit ihnen.“
    Sein Ausdruck wurde kühl. Sogar etwas spöttisch. „Glaub mir, sie alle teilten ein weit schwereres Schicksal, ehe sie zu meinem Gefolge kamen. Außerdem, darf ich daran erinnern, was die Geschichte uns lehrt? Dass man zu allen Zeiten kleine Mädchen, kaum dass ihr erstes Mondblut floss, mit scheintoten Greisen vermählt hat? Damit sie ihnen Kinder gebären, um die Nachfolge zu sichern. Ist das weniger verwerflich?“
    Ich schaute betreten beiseite. Mir fiel darauf keine Antwort ein, die den Tatsachen entsprochen, aber weiterhin meinen Standpunkt vertreten hätte. Seine Aura verwirrte mich, brachte meine Moralvorstellungen ins Wanken, weil auch mein Körper auf seine Reize

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