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Ruf des Blutes 2 - Engelstränen (German Edition)

Ruf des Blutes 2 - Engelstränen (German Edition)

Titel: Ruf des Blutes 2 - Engelstränen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanya Carpenter
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reagierte.
    „Es sind christliche Lehren, die diese Moral geprägt haben“, spottete er. „Wie scheinheilig dies doch ist, wo selbst in deren heiligem Buch von solchen Kinderehen geschrieben steht. Und dennoch heißt man es heute verwerflich in den modernen Ländern. Während in anderen Teilen der Welt noch immer Kinder vermählt werden, ohne dass sich jemand daran stößt. Welch Doppelmoral hat das menschliche Volk. Wenn ein elfjähriges Mädchen mit einem dreizehnjährigen Jungen schläft, sagt man sie seien frühreif und toleriert es. Schläft dieses Mädchen mit einem Achtzehnjährigen, so muss dieser ins Gefängnis, weil er eine Minderjährige verführt hat. Wo ist der Unterschied zwischen dem, was der Dreizehnjährige tat und dem, was der Achtzehnjährige mit dem Mädchen geteilt hat? Und wenn ein zwölfjähriger Junge eine erwachsene Frau vergewaltigt, dann nennen ihn die Richter eures Volkes ‚nicht strafmündig’, weil er noch zu jung ist und man klopft ihm lediglich auf die Finger. Tut ein erwachsener Mann dies, kommt er ins Gefängnis. Warum wiegt die Schuld bei dem Kind weniger schwer? Denkst du nicht auch, dass selbst dieser Junge wusste, was er tat, als er der Frau die Klinge an die Kehle setzte und verlangte, dass sie ihre Beine spreizt? Hat er nicht die gleiche Strafe für ein gleiches Verbrechen verdient, wie jeder Erwachsene auch?“ Er machte eine Pause und musterte mich scharf. „All die menschlichen Gesetze finden ihren Ursprung in den frommen Lehren der Kirchen. Und dass gerade du, eine der unseren, noch dazu eine Hexe, die nichts mit all diesen Lehren zu tun hat, sich davon blenden lässt und diese Moral vertritt, trifft mich doch sehr tief.“
    Er hatte mich in die Defensive gedrängt und mir die Unzulänglichkeit meiner Argumentation vor Augen geführt. Es demütigte mich. Vor allem, weil er recht hatte. Die Menschen lebten eine Doppelmoral. Gerade in Bezug auf die Sexualität. Und ich hätte wirklich einen freieren Standpunkt haben sollen, als Vampir und Hexe. Doch ich konnte mir einfach nicht vorstellen, dass diese Kinder all dies freiwillig taten. Und kam Zwang hinzu, vertrat ich immer noch die Moralvorstellung der Menschen.
    „Sie wissen doch noch gar nicht, was mit ihnen geschieht. Sie sind wehrlos. Hilflos“, sagte ich.
    „Das waren die Kinder auch, die man zu den Alten in die Betten gesteckt hat, um einem niederen Zweck zu dienen.“ In seinen schwarzen Augen blitzte eine Spur von Hass und Abscheu auf. Offenbar verurteilte er es ebenso wie ich, dass man Kinder – besonderskleine Mädchen – zur Ehe und zum Sex zwang. Aber womit rechtfertigte er dann sein eigenes Tun? Wo lag für ihn der Unterschied?
    „Heutzutage wissen die Menschen es besser und verurteilen so was.“
    „Nicht überall auf dieser Welt. Das weißt du so gut wie ich. Und im Gegensatz zu denen, die noch heute Kinder gegen ihren Willen vermählen, habe ich mir nichts vorzuwerfen. Ich habe noch nie einen meiner Lieblinge zu etwas gezwungen.“ Ich bezweifelte dies. Vampirische Mächte waren nichts anderes als Zwang. „Und auch wenn du das zu glauben scheinst, so kann ich dir versichern, dass ich keinen Sex mit Kindern habe. Für mich ist Zeit bedeutungslos. Es fällt mir nicht schwer zu warten, bis sie reif genug sind, um die Sinnlichkeit zu verstehen und zu genießen. Ich habe eine Schwäche für jugendliche Schönheit und zarte Unschuld, doch ich bin nicht das Monster, das du in mir siehst.“
    Beschämt senkte ich meinen Blick. Er hatte Recht. Ich wusste nichts über Saphyro. Sah nur diese blutjungen Vampire, wusste von Lucien, dass er Kinder von der Straße holte und dachte mir meinen Teil.
    „Wer bist du, über mich zu urteilen, Melissa Ravenwood? Eine Hexe die sich hinter christlicher Moral verstecken will, weil sie mit ihrer neuen Natur hadert und nicht annehmen kann, was nun unzweifelhaft ihr Schicksal ist.“
    Als ich nicht antwortete, seufzte Saphyro. „Melissa, schau mich an.“ Er deutete mit einer Geste an sich herab. An seinem sehnigen schlanken Körper gab es keinen Makel. Androgyn und geheimnisvoll, mit weicher, glatter Haut und festen Muskeln. „Ich bin schön. Ich bin jung. Ich bin zeitlos. Und ich bin einer der Lords. Mächtig und nahezu unbesiegbar. Es ist keine Qual, bei mir zu liegen. Ich verstehe mich in der Kunst der Verführung, der Liebe, der sinnlichen Spiele. Und für viele meiner Kinder bin ich die erstrebenswertere Alternative zu dem, was das Leben ihnen sonst zu bieten

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