Ruf des Blutes 2 - Engelstränen (German Edition)
Legende wurde.
*
Ich rief Franklin noch von der Hütte aus an. Dass ich den Schuldigen erschossen hatte, war bedauerlich. Aber schließlich war es Notwehr gewesen. Mein Vater schien eher erfreut darüber zu sein, dass ich ihm nicht zwei Löcher beigebracht hatte, sondern nur eins. Und dass man das Corpus delicti hierfür auch noch in seinem Schädel finden würde.
Zwei Stunden nach meinem Anruf waren die Polizei und Mitglieder des Mutterhauses vor Ort. Lucien hatte es vorgezogen wieder zu verschwinden, bevor eine Horde von Menschen über ihn herfallen und eine Zeugenaussage von ihm fordern würde. Am Ende stünde er noch als der Schuldige da. Darauf konnte er verzichten. Worauf er nicht verzichtete war der Hinweis, dass mein Zimmer auf der Isle of Dark noch immer zu meiner Verfügung stand. Ich enthielt mich einer Antwort. Aber Armand fletschte die Zähne wie ein Wolf, was Lucien wenig beeindruckte.
Der Tatort wurde abgesperrt, ich gab meine Aussage zu Protokoll. Alle Messer und übrigen Instrumente galten als Beweismittel. Die blutdurchtränkte Arbeitsplatte musste mit vier Männern in den Wagen gebracht werden, der alle Indizien zur Polizeistation bringen sollte. Andreas Leiche steckte bereits in einem schwarzen Sack, als man sie abtransportierte. Maximilian Bjalev übernahm vorübergehend das Amt des Bürgermeisters, bis man einen neuen rechtskräftig gewählt hatte. Er äußerte sein allergrößtes Bedauern, dass man mir keinen Glauben hatte schenken wollen, als ich Partei für die Werwölfe ergriff. Oder Wölfe. Man wolle ja nicht weiter diesem dummen Aberglaube nachhängen. Eloins Rudel kehrte eine Woche später in sein angestammtes Gebiet zurück. Sie waren noch vorsichtiger als bisher. Aber es war unwahrscheinlich, dass irgendwer aus dem Dorf ihnen jetzt noch nachstellen würde.
Das Elixier der Sonne
Die Spannung zwischen Franklin und mir wurde immer unerträglicher. Camilles Tod hing wie ein Damoklesschwert über uns. Und das Begehren, das wir ineinander weckten, tat ein Übriges.
Darum kam mir die Mail von Pettra gerade recht, die mich kurz nach meiner Rückkehr aus Rumänien nach New York einlud, wo sie ihren Hauptwohnsitz hatte. Ich wollte gern die Forschungen mit ihrem Blut beginnen. Das Mutterhaus dort war für so eine Arbeit bestens ausgestattet. Pettra freute sich auf die gemeinsame Arbeit und darauf, mich wiederzusehen. Armand begleitete mich, was meine Freude zusätzlich schürte. Auch Pettra war begeistert als ich ihr schrieb, dass sie die Gelegenheit bekam, meine große Liebe kennen zu lernen.
In der nächsten Nacht standen Armand und ich um Mitternacht an der Brooklyn Bridge. Der Verkehr rauschte an uns vorbei. Tausend Lichter, tausend unerkannte Gesichter. Schließlich kam Pettra mit weit ausgebreiteten Armen auf mich zu.
„Melissa, liebste Freundin.“ Sie drückte mich an sich, ihr Haar im Nachtwind legte sich wie ein seidiger Schleier um uns beide. „Wie schön, dass du meiner Einladung so bald gefolgt bist.“
„Es bot sich an. Ein günstiger Augenblick sozusagen.“
Ich wollte ihr nichts über die Details sagen. Welchen Sinn hätte es gehabt, ihr von Camilles Tod zu erzählen. Oder einem Begehren zwischen Vater und Tochter, das nie sein durfte. Als ich Armand schließlich doch davon erzählt hatte, war er darüber weder verwundert noch verärgert gewesen. Franklin sei schließlich attraktiv und außerdem wittere der Vampir das Dunkle Blut in ihm. Natürlich stellte er eine Versuchung dar. Und ich müsse ihn ebenfalls verstehen, wenn er das Verlangen nach mir nicht ganz verbergen könne. Schließlich war auch er vom Blut geprägt und seine Seele verändert. Trotzdem machte sich Armand keine Sorgen, dass einer von uns diesem Begehren je nachgeben würde. Dafür seien wir beide zu stark und auch zu dickköpfig. Könnte ich es nur halb so leicht nehmen. Wenn ich jetzt mit Pettra darüber sprach und sie mir die gleiche Antwort gab wie Armand, dann würde ich durchdrehen. Also sagte ich es nicht, sondern stellte ihr stolz und freudig meinen Liebsten vor.
„Du bist also Armand.“ Sie begrüßte ihn ebenso herzlich wie mich und er – ganz Gentleman – küsste ihr galant die Hand, was sie zum Lachen brachte.
Wir konnten es kaum erwarten, in die Labore der Ashera zu gehen und mit den Forschungen anzufangen. Pettra war so aufgeregt wie ein kleines Schulmädchen. Die Aussicht, ihre Herkunft zu erfahren, war verlockend.
Muriel Stone und Glen Viskot, beides Freunde von
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