Ruf des Blutes 3 - Dämonenring (German Edition)
Marionette, an der jemand anderer die Fäden zog. Der Gedanke an Dracons Worte kamen mir in den Sinn. Dass er sich manchmal wie ein kleiner Junge fühlte, eingesperrt in dem vom Dämon beherrschten Körper, hilflos in einer Ecke kauernd und wimmernd vor Angst. Mir erging es gerade ähnlich. Ich betrachtete mich wie eine Fremde, ekelte mich vor mir selbst, als ich das Blut an meinen Händen sah. Mein Herzschlag gehörte nicht zu mir, meine Gedanken waren die einer Fremden. Etwas in mir schrie und wollte mich aufhalten, doch stattdessen wandte ich mich dem nächsten Opfer zu.
Nach und nach wurde die fremde Stimme in mir immer lauter, das Gefühl des Fremdseins im eigenen Körper ließ nach, wich einem neuen Selbstbewusstsein, das mich zusehends gnadenloser machte. Diese Kreaturen waren unsere Feinde. Sie bedrohten unsere Existenz und die ganze Welt. Das Jagdfieber, der Blutrausch, ergriff auch von mir schließlich Besitz.
In der ersten Höhle hatte ich mich noch zurückgehalten. Drei der Crawler waren durch meine Hand gestorben, indem ich ihnen das Genick brach. Kein angenehmes Gefühl, aber ich erinnerte mich an die Notwendigkeit und tat es.
In der zweiten Höhle gab es nur acht von ihnen. Die drei jungen Wilden stürzten sich sofort auf sie, ihr Lachen erfüllte das Gewölbe, sie hatten Spaß an diesem Morden. Ich schaute mich um, eine dürre, zitternde Gestalt hatte sich hinter einem Vorsprung versteckt. Als ich einen Schritt in ihre Richtung tat, sprang sie auf, lief kreischend und mit ihren knochigen Armen wedelnd davon. Die Entfernung zwischen ihr und mir war lächerlich für mich. Sie versuchte, Richtung Ausgang zu fliehen, da wurde ihr der Weg von einer wie aus dem Nichts auftauchenden grauen Wölfin abgeschnitten, die knurrend den einzigen Fluchtweg versperrte. Osira! Sie machte einen Satz auf den Crawler zu, fletschte die Zähne und sträubte das Fell. Meine Wölfin hungerte nach seinem Blut, mehr noch als ich. Es hatte den Anschein, dass nun, nach so langer Zeit, der Dämon auch ihr Wesen durchtränkte. Geduckt schlich sie näher, ich tat es ihr gleich. Wir kreisten ihn ein, diesen Lumpensack, der mit weit aufgerissenen Augen zwischen uns hin und her schaute. Nicht verstand, was hier passierte.
Meine drei Gefährten hatten Osira noch nicht bemerkt. Aber als sie mit lautem Knurren nach vorne sprang, an die Kehle des Unglückseligen, hielten auch sie inne, blickten sich verwundert nach ihr um, kamen staunend näher. Ich stand mit einem Lächeln auf den Lippen daneben und schaute zu, wie meine Wölfin den Crawler zerfleischte. Warmes Blut spritze mir ins Gesicht, es tropfte aus Osiras Maul, tränkte ihr Fell. Mit jedem Tropfen wurde der Dämon in mir – in uns – gieriger. Nach Tod, Vernichtung, Zerstörung. Als der Dunkle starb, blieb nichts von ihm, außer dem Blut in meinem Gesicht, das wie roter Puder auf mir lag.
Osira blickte nicht einmal zurück, als sie fertig war. Sie ließ das Kleiderbündel liegen, ging ohne Zögern uns voran zum nächsten Versteck.
„Wie cool, ein Wolf“, meinte Spicy und wollte sie im Vorbeigehen streicheln, doch Osira bleckte die Zähne und knurrte. Keiner durfte sie berühren und nichts berührte sie.
Erbarmen und Mitleid erloschen in ihr und in mir. Mein Herz wurde kalt wie meine Haut. Noch viel intensiver, als es bei der Jagd üblich war. Denn da ging es immerhin um Leben. Hier ging es nur um Rache, und dieses Gericht servierte man ja bekanntlich am besten eiskalt. Die Wertschätzung von Leben gab es nicht mehr, jedenfalls nicht für die Crawler. Sie waren Müll für mich. Ihre Schreie erreichten meine Ohren, ohne Emotionen auszulösen. Im Krieg war kein Platz für Rücksicht und Verständnis. Der Feind durfte nicht leben. Also handelten wir danach. Spicy, Pepper und Ratt waren begeistert von Osira, respektierten klaglos, dass sie Abstand zu ihr halten mussten, fanden es einfach super, dass wir einen Leitwolf besaßen. Es unterstrich meinen Stellenwert, weil sie mein Krafttier war. Es gab mir Kraft, dass sie zu mir hielt, wo alle anderen mich verlassen hatten.
Schon in der nächsten Höhle sah ich meiner Wölfin nicht mehr nur zu, sondern kämpfte an ihrer Seite. Dem ersten Crawler, den ich zu fassen bekam, brach ich nicht lediglich das Genick, sondern erst seinen Arm, dann seinen Kiefer, rammte schließlich meine Hand in seinen Brustkorb und drückte sein schwarzes Herz mit meinen Fingern so lange zusammen, bis es platzte. Ich wollte sie leiden sehen, für das, was
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