Ruf des Blutes 3 - Dämonenring (German Edition)
im Orden? Was ist mit Franklin? Ist dir das etwa alles egal?“
Seine Antwort war Schweigen.
„Gut, dann eben nicht. Ich bereue, dass ich gekommen bin. Ich sehe jedenfalls nicht länger zu.“
Mit energischen Schritten lief ich zur Tür.
„Mel, was hast du vor?“
„Kämpfen! Du kannst dich ja entspannt zurücklegen und im Fernsehen zusehen, wie die Welt in Stücke gerissen wird.“
Armand folgte mir nicht. Unter die immer noch andauernde Sorge, dass seine Wesensänderung der Beginn des gefürchteten Wahnsinns war, mischte sich auch Enttäuschung über die Erkenntnis, dass er nicht länger an meiner Seite stand. Ich war diesmal allein. Hatte ich ihn endgültig verloren? Trug ich selbst Schuld daran, dass es so gekommen war? Am liebsten wäre ichbei ihm geblieben, verspürte einen kurzen Moment lang die irrsinnige Hoffnung, dass ich alles wieder heilen könnte zwischen uns, wenn ich den Kampf jemand anderem überließ, meinen verdammten Stolz hinunterschluckte und zu ihm zurück in unsere Wohnung ging.
Aber da spielte mein Gewissen nicht mit. Ein Einzelner war im Vergleich mit der Welt nicht wichtig genug, egal wie viel er mir persönlich bedeutete. Und noch etwas anderes in mir hinderte mich daran umzukehren. Der Dämon vielleicht, für den Armand austauschbar war? Für mich war er das keineswegs, mochte der Vampir es auch so sehen. Doch die nagende Stimme gab keine Ruhe und drängte meine persönlichen Gefühle in den Hintergrund. Ich musste tun, was in meiner Macht stand, um diesen Wahnsinn zu beenden. So wie auch alle anderen auf dieser Welt bemüht waren, den Terror aufzuhalten oder zumindest zurückzudrängen.
In einem hatte mein Liebster natürlich recht. Was wollte ich alleine ausrichten gegen Hunderte oder Tausende von Crawlern, die auf der ganzen Welt Menschen töteten? Meine Chancen standen schlechter als für David gegen Goliath. Aber die Visionen von Menschen, die im nuklearen Holocaust zu Asche zerfielen, von schreienden Kindern, die keine Eltern mehr hatten, verstümmelten und verbrannten Leibern, die sich in Agonie wanden, Krankheit und Siechtum, Schmerz und Blut quälten mich. Ich konnte nicht einfach abwarten. Was Al Kaida getan hatte, war schlimm genug. Was Bush vorhatte, nicht besser. An beidem konnte ich nichts ändern. Aber die Bedrohung durch die Crawler fiel in meinen Bereich. Fragte sich nur, wie ich es angehen sollte. Da kam mir eine Idee und vor Freude darüber wollte ich fast einen Luftsprung machen. Wir hatten durchaus die Möglichkeit, alles wieder ins Lot zu bringen. Die Crawler, die Ammit, sogar die Bedrohung durch den Terrorismus. Warum war ich nur nicht gleich darauf gekommen?
Mit neuer Hoffnung im Herzen und viel Optimismus machte ich mich auf den Weg zu Franklin. Froh, einen einfachen und erfolgversprechenden Weg gefunden zu haben, der alle unsere Sorgen auf einen Schlag lösen konnte.
Meine Freude bekam einen üblen Dämpfer, als ich meinem Vater die Idee unterbreitete.
„Melissa, bist du nun von allen guten Geistern verlassen? Habe ich dir nicht gesagt, wozu das führen kann? Die Macht der Tränen Luzifers ist trügerisch. Man kann sie kaum beherrschen. Was, wenn ihre Kraft in eine andere Richtung wirkt. Es gibt viel zu wenig Erkenntnisse darüber, wie man sie anwenden muss. Du kannst nicht ernsthaft glauben, dass die Ashera dieses Risiko eingeht.“
Franklin schaute mich fassungslos an. Es fehlte nur noch, dass er die Hand ausstreckte, um meine Vitalwerte zu überprüfen, ob ich kurz vorm Delirium stand.
„Aber das ist die Chance. Warum sollen wir die Möglichkeiten nicht nutzen, über die wir verfügen? Denkst du nicht, dass der Zweck in diesem Fall das Mittel heiligt?“
Er schüttelte energisch den Kopf. „Auf keinen Fall. Dazu werde ich keine Zustimmung geben und das Ma…“ Er besann sich gerade noch rechtzeitig und sprach es nicht aus. Noch immer wusste er nicht, dass Camille mir in ihrem letzten Brief von dieser Institution innerhalb des Ordens berichtet hatte. Das Magister. Dort lag die wahre Macht. Über den Orden und alles, was er besaß. Über Tod und Leben jedes Einzelnen von uns, wenn ich die Worte meiner einstigen Lehrerin richtig verstanden hatte. Und ganz sicher auch über die Kraft der Kristalltränen. Mich schauderte. Das Magister bestand aus Menschen. Die Verlockung dessen, was sie in Händen hielten, wirkte auf die Mitglieder sicher ebenso wie auf jeden anderen Sterblichen – und Unsterblichen. Mir wurde angst und bange, eine kalte
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