Ruf des Blutes 3 - Dämonenring (German Edition)
arbeitet?“
Warrens Blick verlor sich, er nippte an dem Glas und sagte dann tonlos: „Mein Vater ist schon seit fast fünfzehn Jahren tot. Von einem Attentäter der IRA erschossen.“
„Das tut mir leid. Geschah es im Dienst?“
Er schüttelte den Kopf. Franklin fühlte seinen Schmerz. „Wir waren nur zum Urlaub dort. Meine Ma und ich waren schon voraus gegangen ins Restaurant, Dad wollte nachkommen. Ich habe die Schüsse gehört, Mum drückte mich auf den Boden. Dass es meinen Vater erwischt hat, haben wir erst zwei Stunden später erfahren.“
„Dann haben Sie jetzt nur noch ihre Mutter? Oder noch Geschwister?“
Warren nahm einen Schluck. „Weder noch. Geschwister nie gehabt und Ma starb einige Jahre nach ihm. An gebrochenem Herzen. Wenn Sie mich fragen, hat sie zu lange gelitten für ein …“ Er brach ab. „Verzeihen Sie, man soll ja nicht schlecht von Toten reden. Verstehen Sie mich nicht falsch, ich habe großen Respekt vor meinem Vater und dem, was er für sein Land getan hat. Aber er war kein guter Vater und ein noch schlechterer Ehemann.“
Sie schwiegen eine Weile, genossen den Weinbrand und hingen ihren Gedanken nach. Franklin drang nicht weiter in Warren, es überraschte ihn ohnehin, dass er so offen aus seinem Privatleben plauderte.
„Ich frage mich in letzter Zeit oft, ob es die richtige Entscheidung war, ebenfalls ins Office zu gehen.“ Warren blickte Franklin schräg von unten herauf an. „Sagen Sie, Franklin, hat Mel Ihnen nichts gesagt?“
„Gesagt? Was?“ Eine ungute Ahnung beschlich Franklin. Was hatte Mel denn nun schon wieder angestellt?
„Ich weiß, dass sie … ein Vampir ist“, erklärte Warren unsicher.
Franklin stieß zischend die Luft aus. Himmel, hätte sie ihn denn nicht wenigstens vorwarnen können, ehe sie vom Erdboden verschwand?
„Wie lange wissen Sie das schon?“
„Seit fast einem Monat. Ich dachte, sie hätte mit Ihnen darüber geredet. Na ja, ich hatte auch gedacht, dass sie mir mehr erzählen wollte. Über den Fall. Aber irgendwie ist es in den Ereignissen untergegangen.“
Franklin nickte, sagte aber nichts dazu. Ihm fehlten wirklich die Worte. Was erwartete Warren jetzt von ihm? Dass er ihm erzählte, was Mel bislang verschwieg? Er wusste ja nicht mal, ob Mel ihre Gründe hatte, warum sie Warren noch nicht näher eingeweiht hatte. Und er war ehrlich gesagt froh, dass sie dem Agenten keine Details über die Ammit anvertraut hatte.
Warren unterbrach seine Gedanken und nahm ihm die Sorge, Rede und Antwort stehen zu müssen.
„Es ist im Moment auch gar nicht so wichtig. Ich werde vermutlich ohnehin für eine Weile wieder ganz im Office bleiben. Da geht es drunter und drüber.“
„Wegen der Anschläge und Unruhen, nicht wahr?“
„Ja. Wenn Mel wieder da ist, würde ich gern mit ihr reden. Okay?“
Franklin nickte.
„Wo ist Mel wirklich?“, fragte Warren noch einmal leise.
Franklin spürte den Grund dieser Frage. Die Sorge, die Sehnsucht. Innerlich seufzte er. „Ich weiß es nicht, Warren. Ich weiß es wirklich nicht. Aber sie ist auf dem Kriegspfad.“
„Kriegspfad? Gegen Terroristen? Ein Vampir?“
„Nein, nicht dieser Krieg. Es gibt noch einen anderen. Unbemerkt, aber nicht weniger gefährlich. Wir wissen davon, sind aber machtlos. Mel hingegen hat sich entschieden, einzugreifen.“
„Sie werden mir nicht näher erklären, was es damit auf sich hat, oder?“
Lachend schüttelte Franklin den Kopf, aber es klang traurig und nicht echt. „Es ist besser, wenn Mel das selbst tut. Falls sie es will. Aber warten Sie.“ Er stand auf. „Jetzt, da Sie wissen … wo Sie nun nicht mehr von Grund auf alles Übersinnliche ablehnen, möchte ich Ihnen was mitgeben. Als Bettlektüre sozusagen.“ Franklin verschwand in der Bibliothek und kehrte gleich darauf mit dem Ordensbuch zurück. „Darin finden Sie, was uns ausmacht. Was wir tun und warum. Vielleicht interessiert es Sie ja. Wegen Mel. Ich glaube, wenn Sie uns ein wenig besser kennen, wird es Ihnen und Mel die Zusammenarbeit erleichtern. Es steht auch einiges über Vampire drin.“ Er lachte, als Warren ihn mit Skepsis musterte. „Keine Sorge, es ist kein Bekehrungsversuch, sondern nur informativ. Wenn Sie weiteres Interesse haben, wird Mel Ihnen sicher gern mit praktischem Wissen weiterhelfen.“
Falls sie je wieder zurückkommt
, dachte Franklin. Er machte sich Sorgen um sein Kind. Immer wieder war sie dem Tod ganz nah. Irgendwann würde er sie vielleicht doch verlieren.
Warren
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