Ruf des Blutes 3 - Dämonenring (German Edition)
ihren Stimmen. Alles war jetzt so friedlich. Die Ammit fort, die schwachen Crawler tot oder in alle Winde zerstreut.
„Nach deinem kleinen Krieg sind kaum noch welche übrig?“, unterbrach er meine Gedanken.
Ich hatte das leise Gefühl, dass Raphael sich um diesen kleinen Rest selbst kümmern würde, um seine Art wieder rein zu halten. Er und sein Bruder. Mir war es sogar lieber, wenn von diesen armseligen Gerippen keins übrig blieb, das noch einmal versuchen könnte, sich zu vermehren und auf die Welt zu stürzen.
Trotz allem was geschehen war, fragte eine flüsternde Stimme in mir noch immer, ob er nicht zumindest in Erwägung zog, mir meinen Ring abzunehmen, nach allem, was wir wussten. Macht war verlockend.
„Nie“, beantwortete er meine unausgesprochene Frage. „Wenn du willst, gebe ich dir sogar den meinen. Er ist der Mächtigste, der Erste, der geschmiedet wurde und der Erste, der in diese Welt kam.“
Die Sterne im Rubin funkelten, als Raphael seine Hand vor meinem Gesicht hin und her bewegte, damit ich den Ring von allen Seiten betrachten konnte.
„Möchtest du ihn nicht an dich nehmen?“, fragte er und die blanke Berechnung sprach aus seiner Stimme. „Herausfinden, was geschieht, wenn er reines Blut bekommt? Echtes Vampirblut? Wenn sich eine Art mit der anderen vermischt?“
Ich hatte keinen Bedarf, das herauszufinden. Dem Ring die Macht des Vampirblutes zugänglich zu machen, nach der er gierte. Oder war es sein Träger, der das Blut zweier Rassen von Bluttrinkern zu mischen trachtete? Schwer zu sagen. Doch andererseits hätte er es einfacher haben können, wenn es lediglich darum ginge, beide Arten miteinander zu verbinden. Unter den Jungen und Schwachen würden sich genügend finden, die den Ring nehmen würden. Eine Sekunde lang überlief mich eisiger Schrecken bei dieser Vorstellung. Aber das wäre nicht dasselbe gewesen. Nicht so mächtig, wie das Blut, das durch meine Adern floss. Von so vielen. Von so vielen der ganz Alten. Dunkel regte sich in mir der Verdacht, dass es auch um mich selbst ging und nicht nur um das Blut. Darum, mich zu binden. An den Ring, an seine Rasse, an Raphael.
Er lächelte verschlagen, während er meine Gedanken in meinem Gesicht las, wie in einem offenen Buch. In den Tiefen meiner Augen. Dann ergriff er meine Hand und küsste sie.
„Du hast recht“, sagte er. „Man sollte es nicht darauf ankommen lassen, ihm diese Macht zur Verfügung zu stellen. Zuviel Leid hat er schon gebracht. Wer weiß, was geschehen würde. Aber lass mich dir etwas zeigen.“
Er hielt meine Hand fest, an der ich den Smaragd trug. Langsam näherte er die Seine mit dem Rubin meinem Ring. Ich schnappte nach Luft. Das konnte unmöglich wahr sein und doch geschah es vor meinen Augen. Die Konturen beider Ringe verschwammen, aus den Runen stieg ihre Essenz – grün und rot – empor und strebte aufeinander zu. Der Sog wurde so stark, dass ich ihn fühlen konnte. Der Ring zerrte an mir, und zwar nicht meiner, sondern Raphaels. Abrupt zog er seine Hand zurück.
„Sie sehnen sich nacheinander. Und nach dem Blut ihres Ursprungs. Mein Ring sehnt sich nach dir, nach dem Blut, das in dir fließt.“
„Wie … ich meine warum?“
„Drei Ringe der Nacht, aber nur ein Dämonenring.“
Ich runzelte die Stirn, verstand nicht ganz, was er meinte. „Und welcher …?“
„Nein, Melissa. Du verstehst mich falsch. Drei Ringe. Sie streben alle drei zueinander. Und zu ihrer Quelle. Wenn sie sich wieder vereinen, so wie es einst war, an der Hand eines Wesens, das vom Blut ihres Ursprungs durchdrungen ist, dann werden sie wieder zum Dämonenring. Es gibt nur wenig Wesen, die dafür infrage kommen. Du bist zweifellos eins davon.“
Ich schaute ihn verständnislos an, woraufhin er leise lachte. „Du bist doch ein kluges Mädchen, Mel. Wer, wenn nicht wir beide, könnte einen Ring der Nacht besitzen und danach streben, ihn einzusetzen? Wer würde die beiden anderen auch habenwollen und aus welchem Grund? So sehr, dass er die Ammit losschickt, um sie zu holen. Und wer könnte daran interessiert sein, diese Dämonin, die um ihren Auftraggeber weiß, aufzuhalten und unschädlich zu machen, ehe sie ihn verrät? Derselbe wird es kaum sein. Doch geht es auch bei den Ringen um Blut. Und Blut ist dicker als Wasser, ob in Himmel, Hölle oder auf Erden, nicht wahr?“
Raphael war verschwunden, ehe ich weiter nachfragen konnte. Verwirrt blieb ich zurück. Er wusste es. Und ich sollte es seiner Meinung nach
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