Ruf des Blutes 3 - Dämonenring (German Edition)
kannte, und für die er Melissa zu hassen versuchte, obwohl ihm das nicht gelang.
„Dasselbe hat sie bereits letzte Nacht gesagt. Sie hat behauptet, damit würde sie mich beschützen.“
„Sie hat recht. Es ist der beste Schutz, den sie Ihnen geben kann. Nicht vor allen, aber vor vielen Vampiren.“
„Verdammt, Mann, sie hat mich gebissen!“
„Ja, das ist mir klar. Es steht deutlich hier geschrieben.“
Wie konnte er so ruhig bleiben? So unberührt von dem, was er in Händen hielt? War es für ihn normal, dass seine Tochter Menschen biss und sie dann von ihrem Blut trinken ließ? Warren konnte es einfach nicht begreifen. Wollte es auch nicht. Er hatte ihr vertraut, weil er sie liebte. Und dann tat sie ihm so etwas an.
„Es ist nicht nur der beste, es ist der einzige Schutz, den Sie vor ihresgleichen haben können.“
„Blödsinn“, sagte er bitter. „Sie hat mich infiziert.“
„Ach, Warren“, sagte Franklin mit einer herrischen Handbewegung. „Wir haben es hier nicht mit einem Virus, einer ansteckenden Krankheit oder Werwolfaberglaube zu tun. Es ist Hunderte von Jahren her, dass die Menschen Vampirismus für so etwas gehalten haben. Melissa hat mit ihrem Blut lediglich ihren Anspruch auf Sie angemeldet. Und für jeden anderen Vampir ist dieser nun deutlich spürbar. Keiner von denen, die nach den alten Regeln leben, wird es jetzt noch wagen, Sie anzugreifen.“
Warren wendete sich von ihm ab. Für ihn schien das furchtbar einfach zu sein. Alles, woran er denken konnte, war, dass er für Melissa letzte Nacht nichts anderes als eine Mahlzeit gewesen war. Und dass dieser unheimliche Zauber ihn so sehr gefangen hatte, dass er auch von ihr getrunken hatte. Blut getrunken!
Franklin sah ihn prüfend an. Dann seufzte er leise. „Ich hatte Sie gewarnt, Warren“, sagte er.
Warren schluckte seinen Schmerz hinunter. Ihm wurde bewusst, wie viele Morde möglicherweise auf das Konto der Frau gingen, die er liebte. Etwas, das er bislang immer verdrängt hatte. Auch nachdem sie ihm erzählt hatte, was sie war, hatte er nie den Killer in ihr gesehen. Dafür wirkte sie viel zu sanft.
Aber letzte Nacht hatte sie ihm bewiesen, dass er sich irrte. Hatte ihm gezeigt, wie sie wirklich war, als sich ihre Zähne in seine Kehle bohrten und sie ihn anschließend zwang, aus ihrem Handgelenk zu trinken. Ihn schauderte noch immer, auch wenn er es gierig aus ihr heraus gesaugt hatte. Warren fühlte sich hilflos und verloren. Kein Mensch konnte diesen Schmerz nachempfinden.
Franklin legte ihm seine Hand auf die Schulter. „Doch Warren. Ich kann es nachempfinden.“
Es störte ihn schon gar nicht mehr, dass jemand seine Gedanken las. Daran hatte er sich inzwischen gewöhnt. Aber er zweifelte, dass Franklin ihn wirklich verstand. „Wie wollen Sie das verstehen?“
Er blickte ihn an, lächelte ein trauriges Lächeln. „Lassen Sie uns Platz nehmen, Warren. Dort drüben am Kamin. Ich denke, ich sollte Ihnen etwas erzählen.“
Warren hatte keine Ahnung, was das sein könnte, oder was es mit dem zu tun hatte, was er im Moment empfand. Dennoch folgte er Franklin, der in einem der hohen Ohrensessel Platz nahm und geduldig wartete. Warren zog es vor, stehen zu bleiben. Also zuckte Franklin schließlich die Achseln und beließ es dabei.
„Beantworten Sie mir eine Frage, Franklin“, bat Warren leise. „Schützen Sie sie?“
Franklin blickte ihn aufmerksam an, antwortete aber nicht. Die Frage war eigentlich generell gemeint, aber in Anbetracht der Vater-Tochter-Beziehung auch speziell darauf.
„Decken Sie ihre … Verbrechen?“
Ein nachdenklicher Ausdruck trat auf Franklins Gesicht, als er antwortete. „Sie urteilen über etwas, das Sie nicht verstehen. Zum einen: nein, wir schützen sie nicht. Wir erforschen und dokumentieren nur. Und wenn es nötig ist, versuchen wir auch zu vermitteln zwischen ihnen und der sterblichen Welt. Gleich, ob sie Vampire, Werwölfe oder was auch immer sind. Aber wir verurteilen nicht, was sie tun. Wir mischen uns nicht in diese natürlichen Abläufe ein.“
Franklin war sich augenscheinlich nicht sicher, ob Warren ihn verstand. Und offengestanden wusste Warren das selbst nicht. Aber schließlich nahm er doch in dem bequemen Sessel dem Ordensvater gegenüber Platz und bat:
„Also gut. Bitte. Erklären Sie es mir. Erklären Sie mir, was Sie mir erklären wollten. Was Melissa glaubt, dass Sie mir erklären sollten. Ich werde zuhören. Und ich will es verstehen. Ich bete darum, dass ich es
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