Ruf des Blutes 3 - Dämonenring (German Edition)
auch wissen. Angestrengt dachte ich nach, warf alles, was ich über die Ringe wusste zusammen und versuchte, meine Schlüsse daraus zu ziehen. Drei Ringe. Rubin, Smaragd. Der Saphir würde fehlen, wenn man von den königlichen Steinen ausging. Der Saphir. Schlagartig setzte die Erinnerung ein. Kaliste hatte einen Saphirring. Einen Sternsaphir. Sein Feuer hatte mich in der Eishöhle am Pol magisch angezogen. Der Schock ließ mich straucheln, ich musste mich am Baumstamm abstützen. Und sie hatte nach meinem Ring gefragt. Die Ammit unterstand der Macht eines Ringes der Nacht. Wenn es nicht Raphaels Ring war und auch nicht meiner, blieb nur noch …
Große Göttin. Was hatte Kaliste vor? Was hätte sie mit dem Ring gemacht, dem Dämonenring, wenn sie in den Besitz aller drei Ringe gekommen wäre? Und was hatte es mit dem Blut des Ursprungs auf sich, das in den Ringen, wie auch in uns floss? Das Blut der Unterwelt? War das damit gemeint? Oder reichte es noch viel tiefer? Der Vater der beiden Urgeschwister war ein mächtiger Dämon. Wenn er der Schmied wäre? Er hätte auch die Macht gehabt, den Schattenjäger auszusenden, und als Kalistes Vater die entsprechenden Gründe dafür.
Lucien hatte recht. Ich durfte Kaliste nicht trauen. Ich musste auf der Hut sein. Sie konnte mir gefährlich werden, wenn sie glaubte, dass ich mich gegen sie stellte. Himmel, wo war ich da nur wieder hineingeraten?
Rettung oder Verderben
Ich hatte meine Hand Richtung Türglocke ausgestreckte, sie aber noch nicht betätigt, als ich zwei Schüsse aus Warrens Wohnung vernahm. Ohne zu zögern, stieß ich mich vom Boden ab, achtete nicht darauf, ob mich jemand beobachtet. Mit einem Satz war ich auf Warrens Balkon, ein Wink meiner Hand ließ die Glastür aufschwingen und ich stürmte in die Wohnung. In Bruchteilen von Sekunden erfasste ich die Situation. Rechts von mir, die gezogene Waffe in der Hand, aus der noch Rauch aufstieg, stand Warren in Boxershorts. Er keuchte, zitterte, sein Körper spannte sich so stark, dass die Muskeln deutlich hervortraten. Mit kreidebleichem Gesicht fixierte er die zweite Person im Raum, die links von der Balkontür in ähnlich angespannter Haltung stand, allerdings grinsend und mit deutlichem Spaß an der Situation. Dracon. Zu seinen Füßen sah ich eine kleine Blutlache, die Kugel, die zwar in seinen Bauch eingedrungen, von seinem Körper aber umgehend wieder abgestoßen worden war, schimmerte darin. Eine Verletzung war nicht mehr zu erkennen, nur ein unschönes Loch im grauen Pullover, um das sich ein kleiner roter Kranz gebildet hatte.
„Was machst du hier?“, fragte ich.
„Er lag auf einmal im meinem Bett“, presste Warren mühsam hervor.
Dracon grinste breit, fühlte sich aber keiner Schuld bewusst.
„Er hätte es ausprobieren sollen, statt mir schon zum zweiten Mal die Garderobe zu versauen. Hätte eine interessante Erfahrung für ihn werden können. Ich wär auch ganz nett gewesen.“
Das ließ ich mal dahingestellt sein. Es schockierte mich, dass er sich ausgerechnet an Warren ranmachen wollte, wo er genau wusste, dass der inzwischen alle Hintergründe kannte und leicht zur Gefahr für uns alle werden konnte. Oder war es gar seine Absicht gewesen, nach ein bisschen Spaß dafür zu sorgen, dass er kein Risiko mehr darstellte? Das wollte ich mir lieber nicht ausmalen.
„Dracon, geh bitte“, sagte ich möglichst ruhig.
„Warum? Noch hast du keinen Anspruch auf ihn erhoben, Babe. Und er gefällt mir.“
„Was soll das heißen?“, fragte Warren irritiert. „Ist der etwa schwul?“
Ich ignorierte Warren. „Ich werde das nicht dulden. Nicht heute und auch nicht in Zukunft.“
„Ach? Dann hast du also die Absicht, Anspruch auf ihn zu erheben? Interessant. Was sagt denn Armand dazu?“
Ich stöhnte innerlich. Für so was hatte ich nun wirklich keine Nerven. Aber mir war bewusst, dass ich im Zweifelsfall genau das tun musste, um Dracon – und auch so manchen anderen Vampir – von Warren fernzuhalten. Jetzt, wo die Aufmerksamkeit nun mal bestand.
„Dracon, ich sage es jetzt zum letzten Mal. Geh!“
„Uh! Jetzt hab ich aber Angst. Und was machst du, wenn ich nicht gehe? Petzt du dann bei Kaliste?“ Er lachte laut.
Warren verstand gar nichts mehr, aber er hatte höllische Angst. Seine Hand mit der Waffe zitterte so sehr, dass ich befürchtete, es könne sich ein weiterer Schuss aus Versehen lösen und ihn selbst verletzen. Außerdem hatten die Nachbarn die beiden ersten Schüsse
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