Ruf des Blutes 3 - Dämonenring (German Edition)
wahrscheinlich gehört.
Das Knurren kam tief aus meiner Kehle, ich schritt entschlossen auf den Drachen zu. Im ersten Moment hielt er es noch für eine Finte und lachte, doch dann schien ihm klar zu werden, dass ich es ernst meinte.
„Mel, lass das. Es ist absolut unsinnig, dass wir aufeinander losgehen.“
„Du oder ich. Noch kannst du gehen.“
„Hey, ich hab dir das Leben gerettet, Babe. Du schuldest mir was. Und der Kerl ist doch bloß ein menschlicher Trottel.“
„Wir wollen besser nicht Schuld gegen Schuld aufrechnen, Dracon, dann ziehst du den Kürzeren.“
Mit einem Satz griff ich ihn an, die Hände zu Klauen gekrümmt und weit vorgestreckt, meine Beine dicht an den Körper gezogen, in Andeutung an den Tritt, der folgen würde. Er hatte keine Wahl, er musste meinen Angriff abwehren, mich seinerseits angreifen.
Ein Sprühregen aus heißen, grünen Tropfen wirbelte ihm entgegen. Ich brach den Angriff ab, landete auf den Füßen. Dracon schrie schmerzvoll auf, als die Kraft des Smaragdringes ihn im Gesicht traf. Unschöne Blasen zeigten sich auf seinem für gewöhnlich makellosen Antlitz. Keine Frage, sie würden innerhalb weniger Nächte abheilen, doch für heute hatte er eine Lektion erhalten.
„Du Biest! Wie kannst du das nur tun? Weißt du denn noch immer nicht, auf welcher Seite du stehst?“
„Ich stehe auf meiner Seite. Und jetzt hau ab, bevor du noch mal Bekanntschaft mit meiner Geheimwaffe machst.“
Er hatte keine Ahnung, wo es hergekommen war. So gut kannte er die Legende über die Ringe nicht, noch weniger ihre Fähigkeiten. Ich atmete erleichtert auf, als er das Weite suchte.
„Oh Gott, und von dem habe ich eine Akte gelöscht“, keuchte Warren und legte die Waffe auf ein Sideboard. „Ich glaube, das war ein großer Fehler.“
Mist, er hatte sie sich tatsächlich angesehen. Gut, das war nicht zu ändern. Dennoch hatte er sie wenigstens verschwinden lassen, das war das Wichtigste. Alles andere konnte ich getrost ignorieren, zu ändern war es nicht.
Dracon war nun zwar fort, doch er würde wiederkommen. Andere möglicherweise auch. Ich musste an all die jungen Vampire denken, die das Wissen um ihresgleichen künftig in Warrens Seele lesen konnten und welchen Reiz es für sie darstellte. Er brauchte in der Tat Schutz. Vor denen noch mehr als vor Dracon. Auch wenn es ihm nicht gefallen würde, es war besser, er gehörte einem von uns. Sonst würde er vielleicht selbst irgendwann als Bluttrinker enden. Innerlich seufzend hoffte ich, dass Armand es nicht in den falschen Hals bekam, sondern meine Beweggründe verstand.
„Warren?“
Er schaute auf.
„Ich tue es nicht gern, aber ich muss ihm recht geben. Im Augenblick bist du Freiwild. Du bist den Vampiren zu nahe gekommen. Und es gibt leider nur einen Weg, dich zu schützen.“
Er verstand nicht, das war auch besser so. Mit dem Schleier der Gleichgültigkeit um meine Seele versenkte ich meinen Blick in dem seinen, fing ihn ein mit meiner Dunklen Gabe, bis seine Gedanken einzig und allein mir galten. Der Schlag seines Herzens wurde gleichmäßig, eine Trommel, die mir den Rhythmus verriet, mit dem das Blut durch seine Adern kroch. Er sah das Schimmern meiner Fänge, versuchte aber nicht zu fliehen. Zu stark war der Zauber, den ich um ihn wob.
Ein schneller Biss, er keuchte, packte meine Arme, wich aber nicht zurück. Der Geschmack war so stark und würzig, dass in mir der Gedanke aufkam, wie es wäre, ihn zu verwandeln. Ihn ganz und gar an mich zu binden.
Ich kämpfte das Verlangen nieder, gab ihn wieder frei, biss stattdessen in mein Handgelenk und hielt ihm den Strom an die Lippen. Er trank gehorsam.
Wie gern hätte ich mich dem Saugen seiner Lippen hingegeben, ihn soviel trinken lassen, wie er wollte. Aber das hätte womöglich fatale Folgen gehabt, wie ich aus eigener Erfahrung wusste.
Sanft löste ich ihn von mir. Sein Blick war ungläubig, die Erkenntnis dessen, was gerade geschehen war, sickerte allmählich in seinen Verstand.
„Geh schlafen, Warren. Du bist jetzt sicher. Vor ihm.“
Zwei Seiten der Medaille
„Das kam heute Morgen per Post“, sagte Warren bitter und legte den Umschlag mit dem Brief und der kleinen Phiole am Lederband in Franklins Hand. Er hatte kein Auge zugetan, nachdem sie gegangen war. Wie auch? Was dachte Mel sich eigentlich?
„Sie schreibt, sie hätte es für mich getan. Und dass ich mit Ihnen reden soll, um es zu verstehen.“
Franklin las die Zeilen, die Warren inzwischen auswendig
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