Ruf des Blutes 3 - Dämonenring (German Edition)
Sie uns sagen.“
Angriff ist manchmal die beste Verteidigung, sagte sich Warren. „Unterstellen Sie mir etwas, Agent Taylor? Dann wüsste ich gern was und weswegen. Wo sind die Indizien gegen mich?“
„Müsste es die denn geben?“
Ah, sie hatten also nichts. Es war nur ein Bluff. Er musste aufpassen, dass er sich nicht verriet.
„Aus meiner Sicht nein. Aber man weiß ja nie, wer einem was anhängen will. Aus Neid zum Beispiel, oder weil manche Herren in den höheren Positionen mal wieder jemanden über die Klinge springen lassen müssen, wenn sie was zu vertuschen haben.“
Es gab Gerüchte dieser Art im Service über Agent Taylor. Aber er war sehr einflussreich, lange dabei und man hatte ihm nie etwas nachweisen können. Doch dass Warren davon wusste, holte ihm jetzt vielleicht den Hals aus der Schlinge.
Die vier älteren Agents wechselten Blicke. Dann räusperte sich Warner.
„Mein lieber Junge, Sie missverstehen uns. Wir wollen doch alle nur das Beste für das Office. Und für jeden Einzelnen. Wir sind eine Familie, nicht wahr? Aber manche Mitglieder dieser Familie sind vielleicht nicht so gut geeignet und sollten sich lieber draußen etwas suchen, das sie mehr ausfüllt. Es ist für sie einfach zu gefährlich.“
Warren schluckte. Die Botschaft verstand er ebenso deutlich, wie das enge Zusammenrücken seiner vier Gegenüber. Wenn er nicht schon am Vorabend die Entscheidung getroffen hätte, Franklins Angebot anzunehmen, spätestens jetzt hatte er keinen Zweifel mehr, dass die Ashera die bessere Wahl war.
„Und was wird jetzt?“, fragte ich Warren. Ich hatte mitbekommen, dass er mein altes Zimmer in Gorlem Manor bezog und seine persönlichen Sachen die Treppe hoch brachte. Darum war ich neugierig bei seinem Wagen stehen geblieben, bis er wieder raus kam.
Er seufzte tief, unterbrach aber mit einem Lächeln seine Tätigkeit für einen Moment, lehnte sich zu mir an den Kofferraum und teilte mir die letzten Neuigkeiten mit.
„Nachdem der Security Service keine Beweise gegen mich hat, wurde das interne Verfahren eingestellt. Aber man hat mir nahe gelegt, meinen Hut zu nehmen. Wie hat mein Boss kürzlich zu mir gesagt: Wenn der Orden mich in die Fänge kriegt, bin ich für den MI5 gestorben. Tja, hat er wohl recht gehabt. Darum habe ich das Angebot deines Vaters angenommen und bleibe hier. Seit heute Morgen bin ich offiziell ein Mitglied der Ashera.“
Ich nickte. Es freute mich, vor allem für ihn. Vieles würde damit leichter werden, nach und nach. Ich schaute auf die Silberkette an seinem Hals, er trug das Amulett mit der Phiole, hatte mein Angebot angenommen. Behutsam nahm ich sie zwischen die Finger.
„Wann immer du mich brauchst, berühre sie und ruf mit deinem Geist nach mir. Ich werde dich hören. Und ich werde zu dir kommen, ganz egal, wo auch immer du bist auf dieser Welt.“
„Zumindest wenn’s dunkel ist“, fügte er hinzu.
Ich lachte. „Ja, besser wäre das.“
Für einen Augenblick verfingen sich unsere Blicke ineinander. Lautlos fiel Schnee um uns herum zu Boden, dämpfte den Lärm der Stadt, machte die Welt ein wenig unwirklich. Einen Atemzug lang hielt die Illusion, dass es nur uns beide gab. Etwas, das er sich von Herzen wünschte, doch die Wahrheit sah anders aus.
„Frag nicht“, bat er wehmütig.
„Fragen? Was?“
„Ob ich mit dir gehen will. Ich kann es nicht. Ich kann dir nicht mal eine ehrliche Antwort darauf geben. Ebenso wenig, wie Franklin Armand je eine ehrliche Antwort auf diese Frage wird geben können.“
„Du weißt es?“ Ich hätte nicht gedacht, dass Franklin es ihm erzählte. Dann lag ihm wirklich viel an Warren.
„Ich weiß mehr, als ich je wissen wollte.“ Wieder dieses bittere Lachen. „Franklin hat es mir erzählt. Um meines Seelenfriedens willen. Doch für meine Seele gibt es keinen Frieden mehr. Wie es auch für Franklins Seele keinen Frieden mehr geben wird. Das ist wohl das Schicksal der …“ Er zögerte, das Wort auszusprechen, weil es ihm unheimlich war. „Der Sterblichen, die sich in einen Vampir verlieben.“
Ich antwortete nicht, also fuhr er fort.
„Auch Franklin ist ewig hin- und hergerissen zwischen der Liebe, die er für Armand empfindet und der Loyalität zum Mutterhaus. Ist dir überhaupt klar, was ihr uns Menschen antut, wenn ihr uns an euch bindet?“
„Loyalität!“ Ich spuckte das Wort aus.
„Natürlich!“, gab Warren entrüstet zurück. „Als Vampir könnte Franklin den Orden nicht mehr leiten. Aber
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