Ruf des Blutes 3 - Dämonenring (German Edition)
Haut, dass mir Angst und Bange wurde. Er musste höllische Schmerzen haben, was auch aus seinen angespannten Gesichtszügen abzulesen war. Dennoch ließ er nicht los.
„Geht es?“, fragte ich. Er antwortete nicht, nickte nur kurz und heftig mit dem Kopf. Seine Nasenflügel weiteten sich bei jedem Atemzug. Diese Wunden heilten langsamer, weil sie von einem Wesen aus dem Totenreich stammten. Ich machte mir Sorgen, doch er deutete mit dem Kopf auf die Ammit. Ich sollte endlich anfangen, meine Fragen zu stellen.
Er hatte sie so gut im Griff, dass ich mir erlauben konnte, sie loszulassen. Zwar versuchte sie, von der einen Last befreit, noch einmal kurz, sich loszureißen, aber Armand packte sofort fester zu, klemmte blitzschnell beide Pranken unter seinem unverletzten Arm fest und bohrte die scharfen Nägel seiner anderen Hand in das ledrige Fleisch unter ihrem Kiefer. Dabei fauchte er warnend. Die Ammit stöhnte und hielt augenblicklich wieder still.
„Tu es une fille sage“
, lobte er sie. Brave Mädchen stellte ich mir irgendwie anders vor. Die Anstrengung in seiner Stimme machte mir Angst, ebenso wie die Schweißperlen in seinem Gesicht, die in Rinnsalen an seinen Wangen hinabliefen.
„Lasst mich los, lasst mich gehen“, keuchte die Dämonin und lenkte meine Aufmerksamkeit wieder auf sich. Ihre Stimme klang wie die des Aliens aus Independence Day, als es durch diesen verrückten Wissenschaftler gesprochen hatte. Verzerrt und kehlig.
„Den Teufel werden wir. Du bringst Leute um und ich will wissen, wieso du das tust, für wen.“
„Muss ich tun. Meine Aufgabe. Mein Befehl. Stehle Seelen der Toten, ihre Schatten.“
„Ja, das hab ich kapiert. Aber warum? Diese Männer waren noch nicht tot, dafür hast du erst gesorgt, was überhaupt nicht zu deinen Aufgaben gehört. Wer befiehlt dir das?“
Sie zappelte wieder. Ich hob meine Hand, mehr um ihr zu drohen, nicht um wirklich zuzuschlagen. Da fiel ihr Blick auf den Smaragdring. Plötzlich war sie ganz aufgeregt. Sie zischte, knurrte, gab einen sonderbaren Singsang von sich, wie ein Ritualgesang, aus dem sich nach und nach Worte formten.
„Der Ring. Dämonenring. Der Ring der Nacht“, flüsterte sie. „Grünes Feuer, rotes Feuer, blaues Feuer. Feuer, Feuer, Sternenfeuer. Dem Ring der Nacht dienen.“
Ihre prankenartige Hand entwand sich Armands Griff, streckte sich nach dem Ring an meinem Finger aus. Reflexartig zog ich den Arm zurück, was sie mit einem herzzerreißenden Klagelaut kommentierte.
Ich war für einen Moment vor Überraschung wie gelähmt. Unglücklicherweise genau in dem Moment, in dem Armand das Limit seiner Kräfte überschritt. Schmerz und Blutverlust überwogen. Er schaffte es nicht, den befreiten Arm wieder zu packen, auch sein anderer Griff um ihre Kehle lockerte sich. Die Ammit erkannte ihre Chance sofort, ergriff sie, indem sie sich mit einer raschen Drehung ganz losmachte und im nächsten Moment im Labyrinth der unterirdischen Gänge verschwand.
Armand war nicht einmal mehr fähig, darauf in irgendeiner Weise zu reagieren. Er fiel auf die Knie, konnte sich gerade noch mit den Händen abstützen, seine Arme zitterten, dann gaben sie nach und er sank zu Boden. Mit einem Aufschrei ließ ich mich neben ihm nieder, zog ihn auf meinen Schoß und befühlte seine klamme Haut.
„Es geht gleich wieder“, versuchte er mich zu beruhigen. Sein Versuch zu lächeln misslang gründlich.
Schattenjäger kam aus einem der Gänge.
„Ihr habt sie entkommen lassen“, stellte er fest.
Ich war fassungslos, dass er in Anbetracht von Armands Zustand nichts anderes zu sagen hatte. Aber natürlich interessierte ein fremder Vampir ihn nicht sonderlich. Immerhin weckten seine Gleichgültigkeit und Ignoranz Armands Lebensgeister wieder. Schnaufend kämpfte er sich hoch, ich musste ihn stützen, damit er vor Schwäche nicht gleich wieder hinfiel. Er taumelte noch, aber seine Mimik hatte schon wieder ausreichend Aussagekraft, um den Schattenjäger wütend anzufunkeln.
„Merde!
Statt dumme Sprüche zu machen, hättest du dich vielleicht besser beeilen sollen. Wärst du eher hier gewesen, hätten wir sie nicht verloren. Wir beide waren es, die die Ammit gestellt und festgehalten haben. Mich hat sie verletzt.“
Der Söldner blickte auf das zerstörte Hemd und die noch immer blutenden Wunden, als würden sie ihm gerade erst auffallen. Verdammt, warum setzte die Heilung nicht ein? Die Sorge darum nagte an meinen Nerven. Dann sah er mich an und lenkte
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