Ruf des Blutes 3 - Dämonenring (German Edition)
Wasser bewusst die Atmung einstellen, ohne dass es mich anstrengte. Auch das Schwimmen fiel mir überraschend leicht. Aber nicht leicht genug, wie ich feststellen musste. Schattenjäger war sofort meinen Blicken entschwunden. Er schwamm pfeilschnell, konnte sich mühelos um jedes Hindernis winden. Und Armand, das fand ich in dieser Nacht heraus, ist ein ausgezeichneter Schwimmer. Ich hatte Mühe, den beiden zu folgen, und verlor sie bald ganz aus den Augen.
Allein tauchte ich in einer der Höhlen auf. Kaum war ich aus dem Wasser getreten, spürte ich auch schon, wie meine Haut, meine Haare, ja sogar meine Kleider trockneten, weil mein vampirischer Körper begann, das Wasser abzustoßen, ähnlich dem Effekt einer Lotusblüte.
Ich wagte mich ein paar Schritte in die Dunkelheit. Meine Augen nahmen kaum etwas wahr. Nur Schatten und schemenhafte Umrisse. Das beunruhigte mich, denn normalerweise kann ich hervorragend im Dunkeln sehen. Aber etwas war hier anders.
Hinter mir platschte es. Angespannt spähte ich in die Richtung, es war Armand, der aus dem Wasser stieg.
Wenn das bei mir ähnlich ausgesehen hat, wie bei ihm mit dem Trocknungsvorgang, sollten wir Werbefilme drehen
, dachte ich. Die Wassertropfen sprangen wie feiner Sprühregen von ihm ab, hüllten ihn in eine Aura aus Nebel. Wenn wir das im Sonnenlicht hinbekämen, entstünde sicher ein Regenbogenschleier um uns.
Er schüttelte das letzte Wasser ab, dann kam er zu mir. „Hast du schon was gefunden?“
„Nein, nur ihre Essenz ist hier, aber orten kann ich sie nicht.“
Mit meinen Sinnen tastete ich mich vor. Ich spürte ihre Gegenwart, versuchte, mich darauf zu konzentrieren. Etwas Schwarzes, Hässliches. Da waren Niedertracht, Argwohn, Mordlust, Gier und auch Angst.
„Vampirin? Findest du, wonach du suchst?“
Ich erschrak. Schattenjäger war lautlos hinter uns getreten. Trotz meiner feinen Sinne hatte ich ihn nicht wahrgenommen. Weil ich mich zu sehr auf die Ammit konzentriert hatte. Jetzt war ihre Aura plötzlich weg, geflüchtet. Vielleicht vor dem Kopfgeldjäger.
„Ich habe einen Namen“, erklärte ich und starrte dabei weiter suchend in die Schwärze vor uns.
„Ach ja?“, gab der Jäger unbeeindruckt zurück. „Du hast ja nach meinem auch nicht gefragt, Vampirin.“
Armand runzelte die Stirn über diese Unhöflichkeit.
„Und wie ist dein Name?“, fragte er.
Schattenjäger machte einen Satz nach vorn, ging vor uns auf die Knie und nahm Witterung von der Bewohnerin dieser Höhle auf.
„Schattenjäger.“
„Ach!“, kam es gleichzeitig aus Armands und meinem Mund. Bei meinem Liebsten gefolgt von einem ärgerlichen Zischen.
Unser Begleiter grinste schelmisch. Seine entblößten Fänge waren den unseren erschreckend ähnlich.
„Sie ist auf jeden Fall hier“, sagte Armand.
„Das ist sie. Und sie ist hungrig. Aber vor allem ist sie auch sehr wütend, dass wir in ihre Zuflucht eindringen“, sagte Schattenjäger.
„Das alles entnimmst du ihrer Witterung?“ Ich war beeindruckt.
„Nein. Aber ich kenne sie und weiß, wie sie denkt.“
Das war ganz wundervoll, aber konnte er uns dadurch auch sagen, in welchem der vielen Tunnel sich unser Wild befand? Leider nicht. Also blieb uns nichts anderes übrig, als uns aufzuteilen und getrennt die vielen Gänge systematisch zu durchsuchen.
Es war dunkel und feucht wie in den Höhlen unter Luciens Burg. Nur das Meeresrauschen fehlte. Dafür gluckerte es überall. Tropfende Wurzeln hingen von der Decke, das Gestein war nass und kalt.
Ich wurde das Gefühl nicht los, dass mich tausend Augen aus der Dunkelheit beobachteten. Selbst wenn es nur zwei waren, so reichte das, mir eine Gänsehaut über den Rücken zu jagen. Nachdem Schattenjäger mir gesagt hatte, auf was wir hier Jagd machten, hatte ich letzte Nacht an Armands PC noch ein wenig gesurft. Ich hoffte, dass dieses Wesen nicht tatsächlich so aussah, wie die Ägypter es sich vorgestellt hatten.
Ein kalter Hauch streifte meinen Nacken, ich fuhr herum. Leere. Hatte ich es mir nur eingebildet? Nein, meine Haare hatten sich in dem Luftzug bewegt. Das Schwarz wurde zusehends undurchdringlicher für meine Augen, was mich alarmierte. Mein Herz pochte schneller, flatterte wie ein ängstlicher Vogel. Ich legte die Hand auf meine Brust, um es zu beruhigen.
„Armand?“
Ob er mich in den anderen Gängen hören konnte? Er gab keine Antwort. Offenbar nicht.
Da, wieder dieser eisige Atem, jetzt hörte ich auch ein Schnauben. Es musste nah sein,
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