Ruf des Blutes 3 - Dämonenring (German Edition)
Flexibilität besitzt, sich vorstellen zu können, dass es dieses Ding gibt. Wenn er sie für real hält, kann er mir helfen, sie zu fangen. Wenn nicht, leg ich ihn am besten auf Eis, bis ich fertig bin. Er ist mir nur im Weg.“
„Mel!“
„Schon gut.“ Offenbar hatte Franklin gerade null Sinn für Humor. „Aber ehrlich, wenn ich mich der Ammit nähere, kann ich ihn nicht mitnehmen. Was denkst du, würde passieren? Wir können von Glück sagen, wenn er nur ohnmächtig wird. Am besten hab ich künftig immer ein Fläschchen Riechsalz dabei.“
„Er ist ein Agent des MI5 und kein Weichei!“, nahm Franklin ihn in Schutz.
„In seinem Job, Dad, ist er sicher spitze. Das will ich ihm nicht absprechen. Aber wenn dieses Biest Armand so verletzt, was denkst du macht sie mit einem Sterblichen?“
„Mel hat recht, Franklin“, unterstützte mich Armand. „Sie soll den Kerl vor übersinnlichen Gefahren bewahren. Das heißt, es ist besser, ihn aus der Sache rauszuhalten. Aber wir müssen in ihre Richtung ermitteln, denn sie ist der Killer.“
„Wir? Du hast damit nichts zu schaffen“, erklärte Franklin ärgerlich.
„Das ist meine Sache“, meinte Armand trocken. „Und ich tue, was ich will. Da hast du kein Mitspracherecht.“
Die Stimmung zwischen den beiden kochte schon wieder bedenklich hoch. Dabei hatten wir doch im Moment ganz andere Sorgen. „Ich krieg das schon irgendwie hin, Dad. Ich tue mein Bestes.“ Und an Armand gewandt fügte ich hinzu: „Wie hast du doch so schön gesagt? Mit meinem Charme sollte ich Warren um den kleinen Finger wickeln können.“
Weder ich noch mein Vater hielten Armands Zähnefletschen für ein misslungenes Lächeln, aber wenigstens stimmte er zu, dass ich Warrens Einladung zum Abendessen annahm, die er ins Mutterhaus geschickt hatte. Um den Stand der Ermittlungen noch mal durchzugehen und den aktuellen Pathologiebericht von Dr. Green. Wir wussten alle drei, dass er dabei nicht nur den Fall im Kopf hatte, was mir durchaus Magenschmerzen bereitete.
Warren war der Meinung, man könnte das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden und hatte mich zu seinem Lieblingsitaliener eingeladen, den Aktenstapel mit den bisherigen Mordfällen im Gepäck.
Lustlos stocherte ich in meiner Pasta Arrabiata herum, nahm eine Gabel voll und kaute ohne jeden Appetit. Warren saß mir gegenüber und versuchte, die bisherigen Erkenntnisse zusammenzufassen. Obwohl ich bemüht war, mir nichts anmerken zu lassen und im Grunde ja auch kein Problem mit Nahrungsmitteln dieser Art hatte, konnte er sicher sehen, dass es mir nicht schmeckte. Dass ich mich fast schon davor ekelte. Schließlich legte ich die Gabel beiseite, nahm einen Schluck Rotwein, hielt das Glas in den Händen und spielte damit.
„Mögen Sie kein Italienisch? Wir hätten auch woanders hingehen können.“
„Nein, schon gut. Ich hab einfach keinen Hunger.“
Er schaute auf meine Hände. Die Nägel waren lang, liefen spitz zu und glänzten in einem hübschen Goldton. Ich lege Wert darauf, sie scharf zu halten, aber mit Nagellack ihren gläsernen Schimmer zu tarnen. Warren runzelte die Stirn. Etwas irritierte ihn. Der Lack war wie eine zweite Haut absolut gleichmäßig aufgetragen. Lackiertes Glas.
Vielleicht sind die nicht echt
, schoss es ihm durch den Kopf.
Aber sie sehen auch nicht künstlich aus
.
„Sie machen sich Gedanken über Dinge“, rutschte es mir heraus.
Er zuckte zusammen. „Würden Sie das bitte lassen?“
„Ihre Gedanken lesen? Die sind so laut, dass ich sie gar nicht überhören kann.“
„Ich finde das unhöflich.“
„Wenn Sie nicht wollen, dass ich höre, was Sie denken, dann denken Sie doch ganz einfach nicht. Das dürfte Ihnen ja nicht schwerfallen.“
„Sie könnten ja auch einfach aufhören, in meinem Kopf herumzuschnüffeln.“
„Da gibt es nun wirklich nicht viel zu finden.“
Er lachte leise. „Eins zu null für Sie.“
„Sorry“, entschuldigte ich mich. „Aber ich schnüffle wirklich nicht darin herum. Ich sperre mich nur nicht dagegen. Sie laufen auch nicht mit Ohropax durch die Gegend, damit Sie keine Gesprächsfetzen anderer Leute auffangen.“
„Das ist ein komischer Vergleich.“
„Für Sie vielleicht, für mich nicht. Ich höre Gedanken, wie andere Leute Worte. Das ist bei dieser Gabe eben so. Aber jemandem, der keine Erfahrung darin hat, kommt das sicher seltsam vor. Trotzdem gibt es viele, die das können. Und die meisten haben weit weniger Respekt als ich beim Einsatz
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