Ruf des Blutes 3 - Dämonenring (German Edition)
passiert, und die war nicht gut, danke der Nachfrage!“ Mit drei Schritten durchquerte ich das Wohnzimmer und schüttete den Rest aus der Whiskyflasche in Dracons Glas, das noch daneben stand. „Und was geht dich das überhaupt an? Frag ich dich etwa, mit wie vielen Männern und Frauen du in die Kiste springst, ehe du sie aussaugst? Frag ich dich jedes Mal, wenn du von Franklin kommst, ob er gut war?“
Er hatte zumindest den Anstand, beschämt zur Seite zu blicken. „Das ist etwas anderes.“
„Nein, Armand, das ist es nicht. Es ist genau dasselbe. Ich habe nicht weniger Rechte auf meine sexuelle Freiheit als du.“
„Ich will dich aber nicht teilen.“
„Ach, denkst du, mir macht es Spaß, dich zu teilen? Ausgerechnet mit meinem Vater?“
Darauf sagte er nichts mehr.
„Mir fällt es auch schwer, zu wissen, dass du dich mit anderen vergnügst. Und es tut mir weh, dass du noch immer mit meinem Vater schläfst. Aber ich habe gelernt, es zu akzeptieren. Ich weiß, was wir sind und dass es unsere Natur ist. Lucien hat recht, wir sind nicht geschaffen für die monogame Liebe.“
„Schläfst du mit deinen Opfern?“, fragte er völlig unvermittelt.
„Manchmal“, antwortete ich zögernd, obwohl ich nicht wusste, warum er fragte.
Er schlief mit seinen Opfern, das wusste ich. Das hatte er immer schon getan, hatte mich sogar dabei zusehen lassen, wie er sie umgarnte und verführte, als ich noch sterblich war. Gut, ich hatte nie gesehen, wenn er Sex mit ihnen hatte, aber darauf legte ich auch keinen Wert.
„Lass uns nicht mehr streiten heute Nacht“, bat ich.
Dafür war ich zu erschöpft. Er nickte schließlich. Wir gingen früh in unsere Gruft, lagen einander in den Armen, doch beide waren wir so kalt wie Eis.
Zwei Nächte später erwartete Warren mich bereits, als ich in Gorlem Manor ankam. Er wirkte aufgewühlt, was in mir sofort alle Alarmglocken anschlagen ließ.
„Sir Wesley ist tot“, sagte er, erst gar nicht um den heißen Brei herum redend.
Ich stieß zischend die Luft aus. „Tot, oder nur verschwunden?“, fragte ich vorsichtig und hoffte insgeheim, dass er nur wieder irgendwo mit irgendwem spazieren ging. Was natürlich angesichts Warrens Betroffenheit völlig unrealistisch war.
„Leider ist er diesmal wirklich tot. Einer seiner Angestellten fand die Leiche heute Nachmittag im Garten, versteckt zwischen den Rosenbüschen. Die Augen fehlen und der Körper ist ziemlich übel zugerichtet. Ich hab veranlasst, dass er hierher in die Pathologie kommt. Wenn Sie selbst einen Blick auf ihn werfen wollen?“
Ich nickte wortlos und ging gemeinsam mit Warren in unser pathologisches Labor. Dr. Green war gerade dabei, den Torso wieder zuzunähen. Die Autopsie war beendet.
„Gibt es schon nähere Hinweise auf die Todesursache?“, wollte ich sofort wissen.
„Ähnlich wie bei allen anderen. Extrem hoher Blutverlust, obwohl am Tatort nur wenig Blut gefunden wurde, und Herzstillstand aufgrund von massivem Stress. Er hat sich zu Tode geängstigt. Da tat die Anämie ihr Übriges.“
„Was ist mit den Augen, Doktor?“, fragte Warren. „Prämortal oder post mortem?“
Warren zauberte damit ein Lächeln auf das Gesicht unseres Pathologen, weil er eine Frage stellte, die offenbar keiner vorher gestellt hatte. Eifrig erklärte Dr. Green, wie wichtig die Überprüfung eines solchen Umstandes ist, und ließ sich über die Fahrlässigkeit seiner Kollegen aus, dies nicht genauer untersucht und in den Akten vermerkt zu haben.
„Ja, ja, schon gut“, beschwichtigte Warren ihn. „Aber was ist es denn nun?“
„Es ist weder noch“, teilte der Doktor uns mit stolzgeschwellter Brust mit.
„Wie, weder noch?“ Ich war nicht minder verwirrt als Warren. Für lange wissenschaftliche Abhandlungen war es nicht der rechte Zeitpunkt. Er kannte diesen Blick von mir und verstand. Mit leichter Verstimmung erklärte er uns also ganz simpel, dass Sir Wesley seine Augen während des Sterbens oder ganz präzise gesagt: exakt zum Todeszeitpunkt verloren hatte.
„Kann man das so genau feststellen?“
Dr. Green entglitten augenblicklich die Gesichtszüge. Er schaute beleidigt, in seiner Ehre gekränkt und schob sich die kleine Nickelbrille auf der Nase zurecht.
„Man nicht, ich schon.“
Warren bemerkte seinen Faux-pas sofort. „Verzeihen Sie, ich bin Laie in diesen Dingen.“ Unser Pathologe antwortete zwar nicht, aber sein Ausdruck deutete darauf hin, dass er geneigt war, den Ausrutscher zu verzeihen,
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